eJournals Kodikas/Code 40/1-2

Kodikas/Code
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
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2017
401-2

Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham (1926)

2017
Jan-Oliver Decker
K O D I K A S / C O D E Volume 40 (2017) · No. 1 - 2 Gunter Narr Verlag Tübingen Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham (1926) Jan-Oliver Decker (Passau) The article outlines cinema and cinematic narration as subjects in the sex education film Falsche Scham (1926) as well as a kind of self-reflexivity which deals with an indirect selfreference in the film. The movie installs an implicit poetological discourse about the ideal sex education by relating it to venereal disease (i. e. syphilis). Falsche Scham thereby narrates and visualizes contemporary discourses concerning sexuality and develops a self-reliant aesthetic of cinematic narration on venereal disease in Weimar cinema. The article points out the narrative strategies in the sex education film and shows how sexuality is regulated and how the bourgeois order is upheld in Weimar Republic. 1 Der Aufklärungsfilm Falsche Scham: Produktionskontexte Der Aufklärungsfilm Falsche Scham (D 1926, Rudolf Biebrach, Buch Curt Thomalla) ist mit seiner Animations- und Tricktechnik ein bedeutender Aufklärungsfilm der Ufa mit dem Ziel, die Volksgesundheit und Volkshygiene zu verbessern (cf. Thissen 1995: 105 - 113, cf. Gertiser 2008 und Gertiser 2015). 1 Vorgeführt werden einerseits in vier fiktionalen Spielszenen Schicksale von vor allem an Syphilis und anderen Geschlechtskrankheiten erkrankten Männern und Frauen. Andererseits zeigt der Film in medizinische Vorträge eingebettete Animationssequenzen, die biologische Vorgänge visualisieren, Großaufnahmen von Körperteil-Präparaten mit bspw. Syphilis und auch Dokumentaraufnahmen von realen Patientinnen und Patienten wie bspw. eines Säuglings mit einem schlimmen Augentripper. Der Film verarbeitet also vor allem den medizinischen Diskurs über die Geschlechtskrankheiten. Ziel ist an der Oberfläche, durch Aufklärung die soziale Ächtung von Geschlechtskranken abzubauen und damit einer falschen Scham der Kranken entgegenzuwirken, sich aus Angst vor sozialer Ächtung nicht behandeln zu lassen (cf. Schmidt 2000: 24 - 29). Geheilt werden konnte die Syphilis bekanntermaßen mit dem seit 1910 von Hoechst produzierten und von Paul Ehrlich 1906 synthetisierten Salvarsan. Nach dem Ersten Weltkrieg stieg trotzdem die Durchseuchungsrate der deutschen Bevölkerung mit Syphilis 1 Gertiser 2015 überzeugt einerseits durch umfassende Aufarbeitung der Diskurse über Syphilis und andererseits durch eine profunde Auswertung des filmischen Materials - darunter auch der ihrer Arbeit den Titel gebende Film Falsche Scham. Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [12] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL aufgrund der heimkehrenden Soldaten rapide an (cf. Eder 2002: 187 − 193, auch für das Folgende). Schon am 11. Dezember 1918 erlässt die Räteregierung deshalb die Verordnung zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, die eine strenge Kasernierung und Reglementierung der Prostitution begründete. Mit dieser Verordnung wurde die Sittenpolizei als Hüter der sittlichen Ordnung und Aufsicht über die Prostitution installiert, die Zwangsuntersuchungen und Haft für an Syphilis erkrankte Prostituierte durchsetzen konnte. Gegen diese strenge Reglementierung der Prostitution und gegen die Willkür der Sittenpolizei richtete sich dann in der Weimarer Republik die so genannte abolitionistische Bewegung (cf. Messer 1931: 70 f.), die dazu führte, dass am 1. Oktober 1927 tatsächlich ein liberaleres neues Reichsgesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten in Kraft tritt (das am 18. Februar 1927 beschlossen wurde), das in der BRD bis 1953 gültig war. Die Uraufführung des Films Falsche Scham am 15. März 1926 im Mozartsaal am Nollendorfplatz fällt nun in die Beratungsphase des Gesetzes und agitiert in seinem Sinne, um durch Aufklärung und Aufzeigen der Infektionswege und der Behandlungsmöglichkeiten der Geschlechtskrankheiten soziale Vorurteile abzubauen und das Vertrauen in die medizinischen Heilverfahren zu stärken. Die Politik entwickelte sich von der polizeilichen Repression der Prostituierten zur medizinisch-pädagogischen Prophylaxe (cf. Gertiser 2008). Zu dem Film Falsche Scham hat der medizinische Berater und Mitarbeiter am Drehbuch Curt Thomalla in Kooperation mit der UFA das erste Buch in der Reihe Illustrierte Bücher in der Kulturbücherei mit Bildern aus dem Film veröffentlicht, das als Aufklärungsschrift für die breite Bevölkerung vertrieben wurde. 2 Der Film selber wurde in neu begründeten Hygienemuseen (Deutsches Hygienemuseum in Dresden 1912 gegr.), in Fortbildungs- und Lehrveranstaltungen, in Schulen und Krankenhäusern, in Gewerkschaftshäuern und in Betrieben, bei Gesundheitswochen und Hygieneausstellungen und in den allgemeinen Kinos einer breiten Öffentlichkeit vorgeführt. Der Film popularisiert also ein Wissen über die Geschlechtskrankheiten, von dem man annehmen kann, dass es mit der Verbreitung des Films von einem gruppenspezifischen medizinischen Wissen zu einem allgemeinen kulturellen Wissen über die Geschlechtskrankheiten breiter Bevölkerungsschichten wird. Als Aufklärungsfilm ist Falsche Scham dabei ein typischer Vertreter seines Genres, der aktuelle Diskurse über Sexualität und Erotik aufgreift und massenmedial mit moralisierenden Spielfilmhandlungen aufbereitet. Hier knüpft derAufklärungsfilm Falsche Scham an den so genannten Sittenfilm an: Der Sittenfilm ist eine für die schnelle Mark produzierte Film-Ware nach 1918, die mit reißerischen Titeln wie Der Weg, der zur Verdammnis führt, 2. Teil, Hyänen der Lust (D 1919, Otto Rippert), Dirnentragödie (D 1927, Bruno Rahn) oder Die Rothausgasse (D 1927/ 28, Richard Oswald) oder Geschlecht in Fesseln (D 1928 Wilhelm Dieterle) oder Das Erwachen des Weibes (D 1927 Fred Sauer) hinter der vorgeblichen didaktischen Absicht, Volksaufklärung zu betreiben, eine Art früher Sexploitation liefert (cf. Hagener/ Hans 2000, so auch der z.T. zu teleologisch argumentierende Ansatz von Thissen 1995). 2 Alle Abbildungen in diesem Aufsatz aus dem Film stammen aus einem Exemplar dieses Buches, das im Besitz des Verfassers ist. Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham 13 Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [13] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL Der Wegfall der Zensur am 12. November 1918 ermöglicht der Filmwirtschaft auf der Basis des von Richard Oswald etablierten Genres die wirtschaftlich erfolgreiche Produktion von Sitten- und Aufklärungsfilmen, deren Massenproduktion schnell von einer Debatte um den Film als Kulturgut oder eben gerade Verrohung der Massen im Feuilleton flankiert wird (cf. Sturm 2000). Mit Richard Oswalds Anders als die Andern (D 1919), dem ersten Film überhaupt, der explizit Homosexualität inszeniert und in dem Magnus Hirschfeld eine flammendes Plädoyer für die Abschaffung des § 175 dStGB hält, steuert die Diskussion um die Zensurfreiheit des Films durch Saalschlachten und andere öffentlich inszenierte Empörungen auf das erste Lichtspielgesetz vom 12. Mai 1920 zu, mit dem die Zensur wieder eingeführt wurde (cf. Steakley 2007: 86 - 123). Diese Korrelation der Krankheit mit einem von außen ins Innere vordringenden, sozialen Zerfall spielt auf ein ganzes Set kollektiver Mentalitäten nach dem Ersten Weltkrieg an und schlägt sich auch in der als Kulturkampf geführten Debatte um die Aufklärungs- und Sittenfilme selber wieder, die in die Wiedereinführung der filmischen Zensur mündet. Wie die jüngere Filmgeschichtsschreibung nachgewiesen hat (cf. Hagener/ Hans 2000), hängt sich an dieser filmhistorischen Entwicklung eine in ihrer Verallgemeinerung sicher nicht richtige Metaphorisierung auf: Im Wilhelminischen Kaiserreich wurden alle Triebe unterdrückt. Das Subjekt war durch äußere soziale Zwänge extrem fremdbestimmt. Mit dem Untergang des Kaiserreiches und der Niederlage im Ersten Weltkrieg brechen alle Triebe dann unkontrolliert aus. Dies manifestiere sich im Aufklärungs- und Sittenfilm und einer nach dem Krieg durch die heimkehrenden Soldaten rapide gestiegenen Zahl der Syphiliserkrankten. 3 Deshalb muss man sich um eine erneute Regulierung der Triebe kümmern, so dass ein neuer sozialer Umgang mit der Syphilis durch die Volkshygiene und eine neue ästhetische Ordnung durch die Zensur etabliert werde. Die Legende vom Triebstau im Kaiserreich und dem Ausbruch der Triebe nach dem Ersten Weltkrieg und ihrer erneuten Regulierung in der Weimarer Republik lässt sich aber nicht so ohne weiteres auf die Narrationen und Inszenierungen der Filme selber anwenden, die ihrerseits einen genauen filmanalytischen und filmhistorischen Blick verdienen. 4 2 Erzählmodell des Aufklärungs- und Sittenfilms Richard Oswald ist mit seiner vierteiligen Reihe Es werde Licht (D 1916/ 17, D 1917, D 1918, D 1918) der Begründer des Aufklärungs- und Sittenfilmgenres im eigentlichen Sinne (cf. Thissen 1995: 56 - 59). In den ersten drei Teilen führt er die Folgen der Syphilis in der Familie eines Malers, in der Familie eines Arztes und in der Familie eines Gutsbesitzers vor; der vierte Teil widmet sich der Abtreibungsthematik. 3 Cf. Eder (2002: 191 f.) spricht nach Ulrich Linse von Syphilisation der Gesellschaft, Hitler greift diese Metaphorik 1925 in Mein Kampf auf (cf. Schonlau 2005: 119 f.). Um 1925 war die Zahl der mit Geschlechtskrankheiten Infizierten faktisch längst gesunken; 1923 waren von 1000 Männern 133 an Gonorrhö erkrankt, 1925 mit 67 von 1000 nur noch die Hälfte; heute in der BRD etwa 11 - 25 pro 100.000 (cf. Thissen 1995: 110). Cf. zur europäischen Situation am Beispiel Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg, Lefebvre 2000. 4 Cf. zur Relevanz des frühmodernen Wissenschaftsfilms für die Organisation kulturellen Wissens in der Populärkultur generell Tanner 2009, der dies am Beispiel je eines Films zur Relativitätstheorie und zur Evolutionsbiologie ausführt. 14 Jan-Oliver Decker (Passau) Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [14] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL Vor allem in den ersten drei Teilen entwickelt Oswald ein prägendes Narrativ des Aufklärungs- und Sittenfilms: i) Aufgrund sozialer Zwänge gefährdet ein an Syphilis erkrankter Mann seine gesunde Familie. Denn anstatt zum Arzt zu gehen, verschweigt er seine Infektion oder lässt sich von Kurpfuschern behandeln; ii) durch dieses selbstzerstörerische Verhalten gefährdet der Erkrankte auch seine Familie; iii) erst durch das Eingreifen eines vorurteilslos medizinisch behandelnden, aufgeklärten Arztes kann die Syphilis geheilt werden, so dass die endgültige Zerstörung der Familie verhindert wird. Abb. 1: Erzählmodell des Aufklärungs- und Sittenfilms Wir haben in der Regel eine von außen aus nicht-bürgerlichen sozialen Milieus wie Prostitution, Ausland und Unterschichten in die Familie eindringende Störung. Durch die Krankheit wird in der Folge die familiäre Ordnung von innen heraus bedroht. Die Krankheit ist damit ein Katalysator von sozialen Zerfallsprozessen, die aus einem sozialen Außen in die familiäre Gemeinschaft getragen werden. Erst das Eingreifen des Arztes ermöglicht dann eine Heilung der Krankheit und eine Abwehr der vollständigen Zerstörung der Familie. Der Arzt agiert damit zugleich als Mediziner und als Sozialhelfer in einer Person, der gleichzeitig mit der Heilung der Geschlechtskrankheiten auch gesellschaftliche Probleme reguliert (zu Falsche Scham cf. Schmidt 2000: 29). Oft wird die bedrohte generationenübergreifende Familie dabei in den Filmen als generationeninterne Kleinfamilie wieder hergestellt. Unter der vordergründigen Beförderung öffentlicher Gesundheit und Hygiene gelingt dem Aufklärungs- und Sittenfilm damit erstmals eine massenmediale filmische Thematisierung von Erotik und Sexualität, die Mentalitäten und Ängste der Weimarer Republik nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg verarbeitet. Der Aufklärungs- und Sittenfilm reflektiert bürgerliche Ängste vor den gesundheitlichen und sozialen Folgen der Geschlechtskrankheiten und ihren biologischen und sozialen Ursachen, also i) im Verborgenen wuchernde Keime, ii) unregulierte Sexualität und iii) die Destruktion der bürgerlichen Familie. Auf diese Weise wird in den Filmen eine Art sozialer Wandel metaphorisch Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham 15 Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [15] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL abgebildet. Denn aus der Großfamilie werden die die moderne Kleinfamilie störenden Subjekte im Verlauf der filmischen Narration eliminiert. 5 3 Metaphorisierung der Sexualität durch Pathologisierung Unter dem Deckmantel der Aufklärung geht es den Aufklärungs- und Sittenfilmen also gerade nicht um die Auflösung einer sittlichen Ordnung. Vielmehr sind die Filme eigentlich Ausdruck sozialer Ängste vor dem Verlust jeder Ordnung. Der didaktische Anspruch der meisten Filme ist: Das Erhalten der Volksgesundheit ist mit dem Verteidigen der Familie und der Enthaltsamkeit des Einzelnen verknüpft. Es geht den Filmen mehrheitlich darum, das Kleinfamilienmodell gegen innere und äußere Gefahren zu bewahren, indem Ängste vor der Zerstörung der bestehenden sozialen, körperlichen und psychischen Ordnung symbolisch beispielsweise auf den Umgang mit der Syphilis verschoben werden. Auf diese Weise können anhand der Geschlechtskrankheiten wie auch anhand der ungewollten Schwangerschaften soziale und ideologische Ängste stellvertretend artikuliert und auf gewünschte ideologische Bahnen umgelenkt werden. Das eigentliche Thema der Aufklärungs- und Sittenfilme ist also unter der Oberfläche der Volksaufklärung die Dekonstruktion des wilhelminischen Bürgertums durch Prostitution, Sittenverfall, Geschlechtskrankheiten. Unter dem Deckmantel der Aufklärung werden aber im Aufklärungs- und Sittenfilm massenmedial Sexualität und Erotik als öffentliche Themen etabliert und medizinisches Wissen popularisiert. Die mediale Debatte um Volksgesundheit und Hygiene, auch Rassenhygiene, macht dabei die private Erotik zum öffentlichen Thema und führt im Aufklärungs- und Sittenfilm zu einer neuen, in Schrift und Bild visuellen Medialisierung von Erotik und Sexualität. Dabei werden mit dem Aufklärungs- und Sittenfilm keine neuen Diskurse in der Psychoanalyse, der Sexualwissenschaft oder Medizin initiiert. Hier sind immer noch Krafft-Ebings Psychopathia sexualis (1886), Freuds Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie (1904/ 05), die Schriften Magnus Hirschfelds und Otto Weiningers Geschlecht und Charakter (1903) sowie ihre Verarbeitungen in der Kultur der Frühen Moderne relevant (cf. Wünsch 2002). Weil aber nach 1918 bis zur Zensur noch kein verbindlicher Konsens darüber existiert, wie im Medium Film diese Diskursfragmente über Sexualität und Erotik zitiert, arrangiert und narrativiert werden, ermöglicht der Aufklärungs- und Sittenfilm das experimentelle Ausloten neuer Diskursformationen im Bereich filmisch präsentierter Erotik und Sexualität. Gerade der Aufklärungs- und Sittenfilm hat einen wesentlichen Anteil daran, dass mit dem Medienwechsel des medizinischen Diskurses über Sexualität in den Film neue Diskursformationen und Ästhetiken bei der Popularisierung medizinischen Wissens in Verbindung mit Erotik und Sexualität ausgearbeitet werden (cf. Hagener/ Hans 2000: 9). In diesem Zusammenhang ist die Zensur ab 1920 vor allem auch als Versuch lesbar, die filmischen Diskursformationen von politischer Seite aus zu regulieren. (cf. Hagener/ Hans 2000: 14). Die Konstruktion von neuen medialen Diskursformationen zu Erotik und 5 Cf. ausführlich zum Zusammenhang von Filminszenierung und Erzählmustern Gertiser (2015: 141 − 198, Kap. 4: “ Narrative der Ansteckung ” ). 16 Jan-Oliver Decker (Passau) Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [16] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL Sexualität muss sich mit der Zensur im Aufklärungs- und Sittenfilm weitgehend ins Uneigentliche verschieben: Wie muss ein Stoff diskursiviert werden, um nicht gegen den Zensur-Konsens zu verstoßen. [ … ] Mithilfe welcher Strategien der Ikonografisierung von Bildinhalten und welcher Muster der Narrativierung wird auch konfliktreiches Material öffentlich darstellbar. (Hagener/ Hans 2000: 16) Der reale Körper der Schauspieler kann im Aufklärungs- und Sittenfilm mit der Zensur also nur metaphorisch zur Darstellung von Sexualität verwendet werden und ist außerdem immer den kulturellen Diskursen über Körperlichkeit, Erotik und Sexualität unterworfen. Die Aufklärungs- und Sittenfilme nutzen nun den medizinischen Diskurs, um mit seiner Hilfe beispielsweise durch eine neuartige Animations- und Tricktechnik Einblicke in die biologischen Vorgänge im Körper zu ermöglichen. Der medizinische Diskurs ermöglicht mit der Animations- und Tricktechnik damit eine neue Körperästhetik, wie sie dann prägend für den dokumentarischen Film bis in die Gegenwart werden wird, bspw. in Oswalt Kolles Helga - Vom Werden des menschlichen Lebens (BRD 1967, Erich F. Bender, cf. Thissen 1995: 192 - 216). Mit der Animations- und Tricktechnik entwickelt der Aufklärungs- und Sittenfilm unter den Vorzeichen des medizinischen Diskurses eine eigene filmische Ikonografie in der Darstellung körperlicher Vorgänge, die mit Erotik und Sexualität verbunden sind (cf. Gertiser 2015). Aufgrund der in den Filmen mit Hilfe der Tricktechnik auch inszenierten ärztlichen Autorität rahmen die Filme dabei oft fiktionale Handlungen mit ärztlichen Vortragssituationen, in denen Zuhörer im Film genau so belehrt werden sollen, wie die Zuschauer des Films durch das Filmschauen. Die fiktionalen Filmhandlungen werden in Bezug auf den Vortrag im Film zu den Fallgeschichten des Films. Der medizinische Vortrag legt den Fallgeschichten das sie erklärende und in der Erklärung begrenzende und regulierende Paradigma zu Grunde. Die Fallgeschichten illustrieren das im medizinischen Vortrag begründete Ordnungsmuster. 6 Damit bestätigen die Fallgeschichten das medizinische Wissen über Geschlechtskrankheiten und schaffen ein neues kulturelles Wissen über Erotik und Sexualität bei den Filmzuschauern. 4 Selbstreflexion in Falsche Scham Falsche Scham - vier Episoden aus dem Leben eines Arztes (D 1926, Rudolf Biebrach, UA 15. 03. 1926, Berlin, Mozartsaal) ist nun i) ein repräsentatives Beispiel für die Adaption von erläuterndem medizinischem Vortrag und Fallgeschichten, ii) ein repräsentatives Beispiel für die Pathologisierung der Erotik und ihre ideologisch regulierte Normierung und iii) ein repräsentatives Beispiel für die sozial regulierende und Ordnung stiftende Rolle des Arztes. Darüber hinaus möchte ich im Folgenden zeigen, dass der Film eine selbstreflexive Ebene etabliert, in der sich Reflexionen über das Kino selber mit einer spezifischen Semantik des medizinischen Blicks und der Bildästhetik und Ikonografie des Filmes verbinden. 6 Cf. zur medizinischen Fallgeschichte als literarische Gattung einführend Willer 2005. Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham 17 Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [17] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL 4.1 Arzt und Familie in den ersten drei Episoden Die Hauptfigur des Films ist die fiktive Figur eines Sanitätsrates, der in vier Episoden, Menschen über Geschlechtskrankheiten wie Krätze, Gonorrhö und Syphilis aufklärt und sie auf diese Weise vor einer Ansteckung schützt oder aber schon mit Geschlechtskrankheiten infizierte Menschen heilt. Beispielhaft für die Botschaft des Films ist der Titel der vierten Episode Durch Wissen zur Heilung, der suggeriert, das Aufklärung und Wissen als Vorbedingung schon mit der Heilung äquivalent sind. Der Film setzt dabei einerseits auf Einsicht in Ansteckungswege und biologische Vorgänge, aber auch andererseits auf Abschreckung in den Spielszenen und durch Trick- und Dokumentaraufnahmen. Der Film entwickelt durch Abschrecken und Aufklärung in seinen vier Episoden Erste Versuchung, Wenn man das vorher gewusst hätte … ! , Geißel der Menschheit und Durch Wissen zur Heilung eine klare Aufklärungsdidaktik. 7 In der ersten Episode verhindert der Sanitätsrat, dass zwei Abiturienten auf dem Jahrmarkt einer Prostituierten zum Opfer fallen. Stattdessen überzeugt der Sanitätsrat die zwei Abiturienten vom Besuch einer medizinischen Ausstellung und eines Vortrages über Geschlechtskrankheiten. Danach wissen die Abiturienten um die Gefahr, die von einer Prostituierten ausgeht, können ihre Avancen erkennen und sie zurückweisen. In der zweiten Episode trifft der Sanitätsrat einen Studenten, der bereits einer Prostituierten erlegen ist und sich mit einer Gonorrhö angesteckt hat. Um ihm den Ernst seiner Infektion vor Augen zu führen und den Studenten zu einer konsequenten Behandlung zu bewegen, führt der Sanitätsrat den Studenten durch seine Klinik und zeigt ihm schwere Folgen einer Trippererkrankung, bis hin zur Unfruchtbarkeit der Ehefrauen und zum Augentripper des gerade geboren Säuglings, die als schlimmste Folge inszeniert werden. Ganz klar wird hier das Ideal der Kleinfamilie durch die Gonorrhö bedroht, die es durch die medizinische Aufklärung zu schützen und zu bewahren gilt. In der dritten Episode lässt sich eine Amme in einem reichen Bürgershaus mit einem jungen Mann ein, der sie mit der Syphilis an der Brust infiziert, die sie beim Säugen prompt ihrem Schützling weitergibt. Die Heilungsversuche bei einem Kurpfuscher, der als Gegenmodell des Sanitätsrates inszeniert wird, führt nicht zur Heilung. Schließlich werden der Säugling und die Amme vom Sanitätsrat untersucht, der sofort Syphilis diagnostiziert und die Amme und die Eltern des Säuglings über die Infektionswege aufgeklärt. Die Amme wird entlassen, aber vom Sanitätsrat als Pflegerin in seiner Klinik eingestellt. Dort wird sie mit Syphilis-Präparaten und Syphiliskranken im dritten Stadium konfrontiert und sozusagen für die Verletzung ihrer Sorgfaltspflicht durch Schrecken und Mitleiden bestraft. Die Amme ist am Ende geläutert und versöhnt sich mit den Eltern des durch sie geschädigten Säuglings. Auch in dieser Episode werden also wieder die Gefahren der Geschlechtskrankheiten für die Kleinfamilie thematisiert. Durch die Amme dringt die Syphilis auch in die Oberschicht ein und bedroht die gutbürgerliche Familie von innen. 7 Cf. Gertiser (2015: 199 - 256) zur Theorie der Scham und der impliziten Wirkungsweise der Aufklärungs- und Sittenfilme nach dem Ersten Weltkrieg, cf. Laukötter 2011 zum Zusammenhang von Empathie, Emotion und Wirkungspoetik im Aufklärungsfilm. 18 Jan-Oliver Decker (Passau) Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [18] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL 4.2 Kinosituation in der 4. Episode In der vierten Episode wird das Schicksal eines jungen Karl und der jungen Anna erzählt, die beide - wie in der Verordnung zur Verhütung der Geschlechtskrankheiten von 1918 verfügt - aufgrund einer Syphilisinfektion nicht heiraten dürfen, um nicht den Partner und mögliche Kinder anzustecken. Anna wächst bei ihrem Onkel und ihrer Tante auf dem Lande auf, die beide an der Syphilis zu Grunde gehen. Als Verkäuferin in der Stadt nimmt sie die Beziehung zu Karl auf und schläft auch nach Wochen mit ihm, weil er sie dazu drängt. Als sie die Anzeichen einer Syphilis bei sich erkennt, geht sie aufgrund der schrecklichen familiären Erfahrung sofort zum Arzt. Karl dagegen bricht die Beziehung zu Anna ab. Sie lässt ihn daraufhin bei der Sittenpolizei vorladen, damit er sich behandeln lässt. Dort offenbart er, dass er seine Syphilis aus einem früheren Sexualkontakt ordnungsgemäß hat behandeln lassen, aber sich zu früh als völlig gesundet angesehen hat. Karl kann also seinen Sexualtrieb nicht völlig kontrollieren und gefährdet auf diese Weise sich und andere. Karl will Anna nun auch heiraten, aber aufgrund der Gesetzeslage dürfen Syphilitiker nicht heiraten. Wiederholt will er Anna vor der Ausheilung der Syphilis zum Beischlaf drängen und als sie sich als standhaft erweist, läuft er von ihr weg und direkt ins nächste Bordell. Seine Verlobte folgt ihm und sieht folgendes: Anna sieht Karl mit einer Frau auf dem Schoß, die für Anna erkennbar am Totenkopf, der mit ihrem Gesicht überblendet wird, die Syphilis in sich trägt. Abb. 2: Wahrnehmung der Syphilis als personifizierter Tod (Thomalla 1926: 196) Durch ihre eigene Erkrankung und die Aufklärung kann Anna hier die in den nichtbürgerlichen Sozialmilieus verborgenen Gefahren erkennen und allein durch ihren stummen Anblick ihren Verlobten aus der Gefahrensituation, den Fängen zweier verführischer Frauen, befreien. An die Stelle einer gelebten Sexualität begeben sich die beiden Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham 19 Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [19] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL Protagonisten nun ins Kino und sehen sich einen Film an. An die Stelle realer Erlebnisse und ausgelebter Triebe tritt also das gemeinsame Medienerlebnis als Kompensation für die nicht ausgelebten Triebe. Hier haben wir eine zentrale poetologische Dimension des Films: Film funktioniert als soziales Regulativ, indem er Wünsche nach Selbstverwirklichung unterbindet, die die Gesundheit der Person und damit ihre personale Integrität gefährden. Indem das Filmerlebnis als mediales Surrogat für gelebte Erotik fungiert, kann es damit auch die soziale Integrität der bürgerlichen Liebesbeziehung bewahren, die als eher enterotisierte Partnerschaft gedacht wird. Der Mann muss also seine Triebe nach einer ausschweifenden, ausgelebten Sexualität in die kontrollierte Erotik einer bürgerlichen Ehe transformieren. 8 Interessant ist aber nun, welchen Film sich die beiden zufällig anschauen. Sie sehen als Film im Film Die Geissel der Menschheit 9 , ein Kulturfilm von Erich R. Schwab (D 1926), bei dem ebenfalls Curt Thomalla als medizinischer Berater am Drehbuch beteiligt war wie bei dem Film Falsche Scham. Geissel der Menschheit durfte vor Jugendlichen aufgrund der schrecklichen Bilder nur zu Lehrzwecken mit rahmendem Vortrag gezeigt werden. Wir sehen wohl 8 Implizit kann das Kinoerlebnis dabei Gefühle beim Rezipienten auslösen, ohne dass dieser sich in eine reale Gefahr begibt und damit didaktisch durch die Emotionen Erkenntnis und Einsicht bewirken. Auch das ist eine poetologische Dimension: Das Kino ermöglicht das mit seiner im Kino-Dispositiv angelegten Überwältigungsillusion das emotionale Nacherleben der Erfahrung ohne die reale Erfahrung zu machen. 9 Nicht zu verwechseln mit dem Film Geissel der Menschheit (Ö 1918, Jakob Fleck), ein Spielfilm über zwei Studenten, die sich mit der Syphilis anstecken, von denen sich einer einem Arzt anvertraut und heilen lässt, während der andere ungeheilt schließlich seine von ihm infizierte Frau und das infizierte Kind durch Syphilis tötet und als wahnsinniger Künstler Selbstmord begeht. Abb. 3: Anna in den Klauen der Geissel der Menschheit (Thomalla 1926: 159) 20 Jan-Oliver Decker (Passau) Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [20] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL im vorderen Orient dokumentierte, durch die Syphilis entstellte Gesichter. Beiden Protagonisten wird hier vorgeführt, was ihnen am Ende droht, wenn sie sich immer wieder mit der Syphilis anstecken. Um nicht auch ein mögliches Kind zu gefährden, will Karl nun Anna verlassen. Er glaubt, seine Triebe nicht kontrollieren zu können. Am Ende des Kinobesuchs droht Anna vor dem Filmplakat das Opfer in den Klauen der Geissel der Menschheit geworden zu sein, weil Karl sie verlässt und ihr damit nun droht, keine Erfüllung in einer Rolle als Ehefrau und Mutter zu finden. Hier ist also die Gründung der Kleinfamilie bedroht. Anna wendet sich nun an den Sanitätsrat, der als Sozialhelfer agiert und ihr rät vorzutäuschen, selber ihren Verlobten zu verlassen. Wenn er sie wirklich liebt, wird er sich bis zum Ende behandeln lassen und dann wieder zu ihr den Kontakt suchen. Genau so geschieht es auch. Als der junge Mann geheilt ist, bittet er den Sanitätsrat um Vermittlung. Beide heiraten und zeugen einen gesunden Stammhalter, dessen Pate der Sanitätsrat wird. Hier zeigt sich am Ende des Films deutlich die Funktion des Arztes als umfassender Sozialhelfer, der durch seine medizinische Rolle das Kleinfamilienideal gegen alle Gefahren von innen und außen verteidigt und durchsetzt. Darüber hinaus bewirkt der Arzt bei Mann und Frau zum einen eine ideale Triebkontrolle und Kanalisierung der Erotik in die reale, konkrete Familiengründung. Zum anderen erneuert der Art damit ein gesundes und heiles Kleinfamilienmodell, das von allen Gefahren von innen und außen befreit ist, weil diese aus dem Raum der Kleinfamilie ausgegrenzt werden. Außerdem zeigt sich, dass ein reiner Kulturfilm, wie er als Film im Film vorgeführt wird, hier nicht alleine den jungen Mann belehren kann. Erst das Wirken des Sanitätsrates zusammen mit dem Kulturfilm kann das Modell der funktionierenden Kleinfamilie konstituieren, die von allen inneren und äußeren Gefahren gereinigt ist. Ein Kulturfilm, der also nur abschreckend Krankheiten dokumentiert, der nur fremde und exotische Opfer zeigt und nur extreme und sichtbare Formen zur Abschreckung vorführt, ist nicht geeignet, die Menschen wirksam über die Folgen der Geschlechtskrankheiten aufzuklären und gleichzeitig eine gelingende soziale Orientierung der Menschen auf die Kleinfamilie zu bewirken. Das kann - so die implizite Logik an dieser Stelle - nur der Aufklärungsfilm Falsche Scham selber. Denn er ist deshalb im Vergleich zum Film im Film Geissel der Menschheit der optimale Aufklärungsfilm, weil er dokumentarische Formen mit Spielhandlungen verknüpft und damit das medizinische Wissen einer moralisierenden Narration unterwirft. 10 4.3 Kinosituation in der 1. Episode Die Aufwertung des Filmes Falsche Scham in Abgrenzung zum Film im Film Geissel der Menschheit am Ende des Films korreliert nun mit der Kinosituation am Anfang des Filmes. Die beiden Abiturienten der ersten Episode werden auf dem Jahrmarkt zunächst von einem Stand angelockt bei dem Mädchen in Sporthöschen und Unterhemden mit Boxhandschuhen in Reih und Glied auf einer erhöhten Tribüne vor dem Eingang eines Zeltes Werbung für die Show im Inneren machen. Ein zentral agierender Werber zieht einen kleinen Vorhang eines 10 Cf. Gertiser (2015: 68 - 86), die breit den nach dem Ersten Weltkrieg im Zuge der Syphilis-Aufklärung geführten, allgemeinen poetologischen Diskurs und fast schon Kulturkampf um den didaktisch richtigen Filmeinsatz und die moralische Bedrohung belegt, den man Film selber als Verführer zu a-moralischem Verhalten in der Frühphase des Films zugewiesen hat. Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham 21 Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [21] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL verhangenen Podestes hinter sich auf und zu sehen ist eine kinematographische Projektion zweier boxender Männer. Mädchen. “ Ist das die Art, wie man die Hausaufgaben machen soll? ” 11 Abiturient. “ Erlauben Sie uns, Sie nach der Vorstellung einzuladen? ” Sanitätsrat. “ Es wäre besser, wenn Ihr Euch die Ausstellung ansehen würdet ” Eindeutig referiert dieser Film im Film in der ersten Episode auf das frühe Kino als Jahrmarktsunterhaltung und gerade nicht als Kunstform oder Medium der Volksaufklärung. Das Kino wird hier in den Dienst einer Schaulust an der Gewalt im Filmbild gestellt, die durch die flankierenden Mädchen mit einer erotischen Schaulust korreliert wird. Die beiden Abiturienten starren auf die Beine eines Mädchens und berühren es, wie um zu sehen ob es echt ist. Abb. 4: Das Frauenbein als erotisiertes Detail für einen Abiturienten (Thomalla 1926: 13, oben) Der erotisierte Blick richtet sich hier auf das Bein als erotisiertes Körperteil und führt zu einer Flirtsituation. Der Kinematograph auf dem Jahrmarkt wird hier also mit Sex und Gewalt und voyeuristischer Schaulust und der Hervorbringung von Trieben im bürgerlichen, männlichen Subjekt verknüpft. Das Kino dient hier dazu, die Männer in das außerbürgerliche Milieu zu locken, in dem die verborgenen Gefahren lauern. Nur durch die Ansprache des Sanitätsrates werden die beiden Abiturienten daran gehindert, den Mädchen 11 Im Begleitbuch von Thomalla (1926: 11 f.) wird dies variiert: “ Hast Du Deine Schularbeiten schon gemacht, Kleiner? ” 22 Jan-Oliver Decker (Passau) Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [22] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL in das Zelt zu folgen. Er weist sie dagegen auf ein Gebäude genau gegenüber, in dem eine Ausstellung über die Geschlechtskrankheiten gezeigt wird und in der sie einen Vortrag über Geschlechtskrankheiten hören. Durch die Handlung und die Gegenüberstellung des Zelts mit dem Versprechen einer voyeuristischen Animation und Quasi-Prostitution auf der einen und der Ausstellung mit den nicht sichtbaren, aber hier offenbarten Folgen der Prostitution auf der anderen Seite, werden beide direkt in einer Opposition auf der 180-Grad-Achse als oppositionelle semantische Räume miteinander verknüpft. Es ist hier der Arzt, der durch Aufklärung den Blick der Männer mittels der Medizin und ihrer Ergebnisse schult und sie auf die verborgenen Gefahren hinter der verführerischen Fassade aufmerksam macht. Genau diese Metaphorik greift nun auch ausführlich die Tricktechnik auf: Der Vortrag, den die beiden Abiturienten über die Geschlechtskrankheiten hören, beginnt mit den Filzläusen, die gerade noch mit bloßem Auge sichtbar sind und durch eine vergrößernde Lupe direkt betrachtet werden können. Der Blick geht nun von außen immer tiefer in den Menschen hinein. Die nächste Krankheit ist die Krätze. Die sich durch die Haut grabenden Milben werden dabei schon auf eine an der Tafel in der Mise-en-scene mit Kreide gemalte Hand überblendet. Der Trickfilm zeigt hier an dieser Stelle schon Zusammenhänge, die in der Mise-en-scene so nicht real zu sehen sind. Der Film vermischt nun diese beiden Ebenen immer wieder. Ausführlich wird über die Gonorrhö erst beim Mann und dann bei der Frau mit Hilfe der Tafelbilder in der Diegese des Films und mittels der Tricktechnik durch den Film erzählt. Die Bakterien, die man zunächst noch durchs Mikroskop betrachtet, werden durch das Tafelbild im menschlichen Körper verortet. Die Tricktechnik zeigt dann, wie sie in den Körper eindringen und sich bis in die innersten Fortpflanzungsorgane ausbreiten und Abb. 5: Die Abiturienten blicken durchs Mikroskop (Thomalla 1926: 31). Abb. 6: Die Animation zeigt, was die Abiturienten sehen (Thomalla 1926: 31, unten). Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham 23 Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [23] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL den Menschen schwer schädigen. Dabei zeichnet der Arzt zunächst schematisch den Querschnitt eines menschlichen Unterleibes an die Tafel, der mit einer detaillierten Karte des menschlichen Unterleibes ersetzt wird. Aus dieser wählt der Arzt durch Umrandung dann einen Ausschnitt aus und zeigt zeitgleich mit den wandernden Bakterien durch Schraffur mit einem Graphitstift den Befall des männlichen Unterleibes mit dem Tripper an. Wichtig ist mir an dieser Stelle, wie der Film sich darum bemüht, den Blick unter die Oberfläche des Körpers nachzuvollziehen und dabei unsichtbare, verborgene biologische Prozesse sichtbar zu machen. 12 Dabei werden die Zuhörer des Vortrages durch die Kombination aus Tricktechnik und Vortrag direkt belehrt. Ein Paar erkennt, dass sie an der Krätze leiden. Mit dem medizinisch motivierten, tricktechnischen Blick ins Innere der Person geht dabei eine Fragmentierung des menschlichen Körpers in einzelne Teile einher. Der ganze Körper wird sozusagen von einem medizinischen Blick seziert. Diese Fragmentierung der Person und ihres Körpers in einzelne Bestandteile zeigt sich auch in der Ausstellung, in der zunächst echte Präparate von syphilitischen Hautveränderungen in verschiedenen historischen Moulagen gezeigt werden. Diese medizinische Fragmentierung des Körpers in Objekten innerhalb der Mise-en-scene und zugleich durch die Tricktechnik korreliert nun im Film auch mit der Inszenierung der Sexualität: Die Abiturienten sind vom Bein des Mädchens in der Boxer-Kleidung fasziniert und berühren es in einer Art fetischisierten Kontaktaufnahme. Genauso, wie die Medizin den kranken Körper fragmentiert, genauso fragmentiert auch die männliche Lust den weiblichen Körper und zerlegt ihn in einzelne, erotisierte Teile. Diese Semantik findet sich im Übrigen auch in G.W. Pabsts Die freudlose Gasse (D 1925) bei der Inszenierung der Prostituierten im Bordell von Frau Greifer und auch sogar noch in Josef von Sternbergs Der Blaue Engel (D 1930) bei der Inszenierung Lola-Lolas auf der Bühne und in der Karikatur der Schüler im Klassenzimmer, die im Tafelbild zeigt, wie Unrat ein Frauenbein schultert. 13 Die kinematographisch inszenierte Fragmentierung des kranken Körpers und die Fragmentierung des als Sexualobjekt betrachteten weiblichen Körpers sind also zwei inszenatorische Seiten des gleichen Paradigmas, nämlich der pathologisierten Sexualität und ihrer Gefahren. Im Umkehrschluss richtet sich die bürgerliche Liebe, die auf die Verteidigung und Neuerrichtung der Kleinfamilie orientiert ist, auf die ganze Person, die im Aufklärungs- und Sittenfilm immer in einer Großaufnahme des unbewegten weiblichen Gesichtes visualisiert wird und zeigt, dass die ideale Frau sittsam nicht mit dem Mann kokettiert. Als Beleg ex negativo mag hier auch Wege zu Kraft und Schönheit (D 1925) von Wilhelm Prager und Nicholas Kaufmann dienen, der auch am Drehbuch von Falsche Scham zusammen mit Curt Thomalla mitgearbeitet hat. Hier ist der nackte ganze Körper extrem stilisiert und enterotisiert zu sehen. 12 Cf. Gertiser 2008 und Gertiser (2015: 91 − 114) zur Funktion der Trickaufnahmen als “ didaktisches Dispositiv ” und der filmischen Verfahren, den Körper mit dem fotografischen Blick zu vermessen und nicht-Sichtbares sichtbar zu machen. 13 Cf. Zu Die freudlose Gasse Koll 1998 und Loacker 2008. 24 Jan-Oliver Decker (Passau) Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [24] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL 4.4 Filmische Selbstreflexion: Körper und der medizinische Blick des Films Es zeigt sich also, dass in Falsche Scham die eigentlich in den Filmen verhandelten ideologischen Werte und Normen im Bereich von Erotik und Sexualität auf den kranken oder defekten Körper und seine medizinische Diskursivierung in der Bildsprache der Trick- und Animationstechnik verschoben werden (cf. Gertiser 2015. 115 − 119). Dabei handelt es sich im Sinne von Scheffel 1997 um eine mittelbare Spiegelung des Erzählvorganges im Erzählen selber, ohne die faktuale Dimension oder den Wahrheitsanspruch der medizinischen Teilerzählungen zu gefährden. Diese Form der mittelbaren Selbstreflexion beruht auf einer mittelbaren Selbstreferenz des Films Falsche Scham, die sich in den beiden Kinosituationen im Film manifestiert und sich mit Fricke 2003 als gestufte Iteration begreifen lässt. Das heißt, die filmische Semiose mittels kinematographischer Zeichen durch den Film Falsche Scham wird als solche implizit innerhalb der eingebetteten Kinosituationen im Gesamtfilm selber thematisch. Das Ziel des Films ist dabei gerade, durch die Reproduktion von textuell manifesten Zeichen der filmischen Semiose auf der intradiegetischen Ebene (Film im Film) filmisches Erzählen selber zum Inhalt der erzählten Geschichte zu machen und damit in einem impliziten poetologischen Diskurs seine eigen tricktechnische Erzählweise aufzuwerten, die den faktualen medizinischen Blick mit der fiktionalen Fallgeschichte verbindet. Dabei ergibt sich in der filmischen Signifikation eine dreifache Relation des abgebildeten Körpers und seiner Körperlichkeit im Aufklärungs- und Sittenfilm: i) Der reale Körper der Schauspieler wird durch die filmische Inszenierung zum Signifikanten einer pathologischen Körperlichkeit; ii) Durch die Tricktechnik wird dabei im Körper Verborgenes am Körper sichtbar gemacht; iii) Diese Relation von Oberfläche und Tiefe konstruiert in den Filmen wie in Falsche Scham oft eine implizite Semantik des Blickes und der Wahrnehmung: Durch den medizinischen Blick wird Verborgenes visualisiert und an die Oberfläche geholt. Abb. 7: Die Bifunktionalität des medizinischen Blicks Selbstreflexives Erzählen und medizinisches Wissen am Beispiel des Aufklärungsfilms Falsche Scham 25 Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [25] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL Von diesem offenbarenden, medizinischen Blick aus organisieren sich entlang des medizinischen Diskurses auch in der Regel die Narration und die Konfliktstrukturen der Aufklärungs- und Sittenfilme. Die Filme visualisieren nicht nur im Körper verborgene, unsichtbare Vorgänge und bringen sie in ein rational erklärbares, messbares und therapierbares medizinisches Körperkonzept. Gleichzeitig offenbaren die Filme auch soziale Mechanismen in Familie und Gesellschaft und machen in ihren erzählten Handlungen bisher verborgene und ausgegrenzte Sozialmilieus und moralische Konfliktkonstellationen sichtbar. Genauso, wie der medizinische Blick verborgene biologische Vorgänge in einer eigenen Bildsprache visualisiert, genau so offenbaren die Filme in einer ihnen eigenen Bildsprache auch ideologisch relevante Werte und Normen im Bereich Erotik und Sexualität und offenbaren soziale Defizite. Auf diese Weise wird in den Aufklärungs- und Sittenfilmen auf dem Fundament des medizinischen Blickes eine selbstreflexive Ebene installiert. Indem die Filme mittels ihrer Trick- und Animationstechnik etwas leisten, was zu dieser Zeit kein anderes Medium als der Film so leisten kann, werten sie den Film als Medium auf, das mittels seiner medialen Diskursformationen eine neue soziale Ordnung stiften kann. In den Filmen führt dies nun dazu, dass sich im Genre des Aufklärungs- und Sittenfilms bestimmte Diskursformationen verfestigen: Das bürgerliche Subjekt kann sich nur im Schutzraum der gesunden Familie entfalten, die sich nach außen abgrenzt. Gefahren der Gesundheit und Moral werden auf nicht-bürgerliche Milieus, Bars, Arbeiter, Ungebildete, Unterschichten, Frauen ausgegrenzt, um damit die Gefahren der Erotik zu begrenzen. Frauen sind immer Opfer männlicher Schwäche und definieren ihre Identität durch das Ertragen von Leiden. Der Mann muss dagegen seine Sexualität und seine anderen Triebe kontrollieren und sich disziplinieren, damit eine bürgerliche Kleinfamilie als Schutzraum für die bürgerliche Ehe und Erotik errichtet werden kann. Der Arzt wird zur uneingeschränkten, fast schon außerhalb der normalen sozialen Ordnung stehenden Norminstanz und Autorität, die mit den medizinischen Problemen im Bereich der Sexualität auch die sozialen Probleme lösen kann. Zusammenfassend zeigt sich damit in Falsche Scham eine selbstreflexive Ebene, die sich einerseits von den Gebrauchs- und Funktionskontexten des Kinematographen als Mittel der Verführung zum Übertritt in außerbürgerliche Milieus und verborgene, nicht sichtbare Gefahren ebenso abgrenzt wie andererseits auch vom zeitgleichen Kulturfilm, der rein dokumentarisch verfährt. Das Konzept des idealen Aufklärungs- und Sittenfilms erfüllt der Film Falsche Scham selber, indem er auf der Basis des invasiven medizinischen Blicks, der unter die Körperoberfläche blickt, auch die Gefahren in den außerbürgerlichen Räumen visualisieren kann. Der Film übt mittels des medizinischen Blicks unter die Körperoberfläche die Zuschauer damit gleichsam darin ein, unter die Oberfläche der außerbürgerlichen Milieus zu blicken und die Gefahren dort zu erkennen und zu vermeiden. Die medizinische Ästhetik, die sich in der Ikonografie der medizinischen Animation visualisiert, dient damit als Schlüssel zur Ikonografie und Ästhetik der Aufklärungs- und Sittenfilme, die mittels des Blickes unter die Oberfläche die Gefahren für die bürgerlichen Kleinfamilie aus der Psyche, aus dem Körper und aus der familiären Gemeinschaft ausgrenzt und begrenzt. 26 Jan-Oliver Decker (Passau) Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [26] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL Bibliographie Eder, Franz Xaver 2002: Kultur der Begierde. Eine Geschichte der Sexualität (= Beck ʼ sche Reihe 1453), München: C. H. Beck Fricke, Harald 2003: “ Potenzierung ” , in: Jan-Dirk Müller et al. 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Teil, Hyänen der Lust (D 1919, Otto Rippert) Die freudlose Gasse (D 1925, Georg Wilhelm Pabst) Die Geissel der Menschheit (D 1926, Erich R. Schwab) Die Rothausgasse (D 1927/ 28, Richard Oswald) Dirnentragödie (D 1927, Bruno Rahn) Es werde Licht (4 Teile: D 1916/ 17, D 1917, D 1918, D 1918, Richard Oswald) Falsche Scham (D 1926, Rudolf Biebrach) Geissel der Menschheit (Ö 1918, Jakob Fleck) Geschlecht in Fesseln (D 1928 Wilhelm Dieterle) Helga - Vom Werden des menschlichen Lebens (BRD 1967, Erich F. Bender) Wege zu Kraft und Schönheit (D 1925, Wilhelm Prager) 28 Jan-Oliver Decker (Passau) Kodikas_40_2017_No_1-2_SL_3 / TYPOSCRIPT[FP] Seite 1 [28] 217 , 2018/ 10/ 31, 9: 04 Uhr · 11.0.3352/ W Unicode-x64 (Feb 23 2015) 3. SL