eJournals Kodikas/Code 38/3-4

Kodikas/Code
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
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2015
383-4

Die Finanzkrise als Tabu-Thema

2015
Antonietta Fortunato
K O D I K A S / C O D E Ars Semeiotica Volume 38 (2015) · No. 3-4 Gunter Narr Verlag Tübingen Die Finanzkrise als Tabu-Thema Ein intra- und interkultureller Diskurs in Deutschland und Italien Antonietta Fortunato (Salerno) 1 The economic and financial crisis is one of the biggest issues debated in contemporary Europe and it has recently become a challenging research topic in the field of linguistics. Since the old continent is currently going through one of the deepest crisis since 1929, the European identity and stability are in danger. How do politicians and journalists face these issues? The present study aims at investigating how the communication about the economic crisis is handled by two crucial partners of the EU, i. e. Italy and Germany. In order to discover how two different social groups on the one hand and two different nations on the other hand deal with this topic, the study proposes to investigate the Euro-crisis as a taboo-topic that can be either highlighted or hidden. The analysis focuses on a specific period of time when the political relationship between the two countries is not at its best. While politicians made use of specific strategies to hide the negative aspects of the crisis, the journalists tried to highlight them. It is for this very reason that the economic crisis can be analysed as a particular kind of taboo-topic. 1 Vorbemerkung Seit 2008 stellt die Finanzkrise ein heikles Thema dar, mit dem die unterschiedlichen europäischen Länder umgehen müssen. In den letzten Jahren fanden viele politische Treffen statt, in denen sich Politiker aus verschiedenen EU-Ländern mit den Problemen der Finanzkrise beschäftigen mussten. Wenn internationale Gipfel dazu stattfinden, ist die Presse voll mit Artikeln zur Finanzkrise. Von besonderer Bedeutung ist die Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Italien, d. h. zwei Ländern, die im Drama der Euro-Rettung zwei unterschiedliche Rollen spielen: Während Deutschland “am Steuer sitzt”, gehört Italien zu den “Krisen-Ländern”. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie Politiker und Journalisten aus Deutschland und aus Italien das Thema Finanzkrise sprachlich behandeln. Angesichts der Tatsache, dass die Sprache ein Mittel der Kategorisierung der Welt darstellt (Rosch 1975), wird ihr eine wirklichkeitskonstituierende Rolle beigemessen, die zahlreiche Autoren insbesondere der Metapher zugeschrieben haben (Hülsse 2003; Leonhardt 2012). Demzufolge kann eine linguistische Untersuchung wichtige Informationen über die Behandlung und Wahrnehmung der Wirtschaftskrise aufzeigen. Ziel dieser Arbeit ist eine inter- und intrakulturelle Untersuchung zur Sprache der Krise in der Politik und in 1 Formale Manuskriptbearbeitung durch Ernest W. B. Hess-Lüttich. der Presse in Deutschland und Italien, um zu prüfen, ob das Tabuthema Finanzkrise eine sprachliche Grenze zwischen zwei Ländern oder zwischen zwei Gruppen innerhalb eines Landes begründet. 2 Krisen als Forschungsthema Seit einigen Jahren stellen die unterschiedlichen Formen von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krisen für die Linguistik ein interessantes Forschungsthema dar, dem z. B. ein EU-Projekt über The Euro Crisis, Media Coverage, and Perceptions of Europe within the EU 2 oder ein DFG-Projekt über Sprachliche Konstruktionen sozial- und wirtschaftspolitischer Krisen in der BRD von 1973 bis heute 3 gewidmet sind. An dem EU-Projekt sind Forschungsgruppen aus zehn Ländern beteiligt, darunter auch aus Deutschland und Italien. Es soll untersuchen, wie das Thema ‘Krise’ von der Presse in den unterschiedlichen Ländern behandelt wird und wie ihre Sprache die Wahrnehmung von Krisen beeinflusst. Dafür wurden 10’000 Artikel aus 40 Zeitungen ausgewählt. Allerdings bleibt dabei die intrakulturelle Dimension außer Betracht, der hier unser besonderes Interesse gilt. Das von Martin Wengeler (Trier) und Alexander Ziem (Düsseldorf) geleitete DFG- Projekt untersucht, wie wirtschaftliche und gesellschaftliche Krisen durch Sprache erzeugt werden, vor allem in diachroner Perspektive (Wengeler & Ziem 2013). Dabei wird freilich die interkulturelle und intrakulturelle Dimension ausgeblendet. Gestützt auf das für das DFG- Projekt erstellte Krisen-Korpus suchen Drommler & Kuck 2013 zu beschreiben, welche Metaphern die deutsche Presse am häufigsten für die Wirtschaftskrise 2008/ 2009 gebraucht. Im Einklang mit Ansätzen, die der Metapher eine wirklichkeitskonstituierende Rolle zuschreiben (cf. u. a. Hülsse 2003; Leonhardt 2012), registrieren Drommler und Kuck (2013: 232) in ihrem Material einen “krisenkonstituierenden Metapherngebrauch”. Nachdem die Krise der letzten Jahre das Vertrauen in die Europäische Union unterminiert hat, beschäftigen sich etliche Untersuchungen mit dem Thema der Europäischen Identität (z. B. Hülsse 2000; Drulak 2006; Wimmel 2006; Leonhardt 2012) und der Behandlung der Krise durch die Presse (z. B. Arrese 2015). Allerdings fehlt bislang ein diesbezüglicher Vergleich des Sprachgebrauchs in Politik und Medien im Italienischen und Deutschen. 2.1 Die Finanzkrise als Gegenstand der Tabuforschung: ein Vorschlag Um zu bestimmen, ob die Finanzkrise ein Tabuthema darstellt oder nicht, sei der Tabubegriff kurz erläutert. Als Tabu wird das Verbot verstanden, bestimmte Handlungen auszuführen, z. B. bestimmte Speisen zu essen. Eine Entsprechung solcher nonverbalen Tabus findet man oft in der Sprache. Demzufolge muss die Beschreibung eines Worttabus das dahinterstehende nonverbale Tabu in Betracht ziehen, weil Worttabus oft die sprachliche Konsequenz nonverbaler Tabus sind (cf. Balle 1990: 15). Die Finanzkrise kann als ein nonverbales Tabu betrachtet werden, für das es in der Sprache unterschiedliche verbale Ausdrucksformen gibt. Von besonderem Interesse ist die von Schröder (1999: 1, 8) vorgeschlagene Unter- 2 http: / / reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/ publication/ euro-crisis-media-coverage-and-perceptions-europe-with in-eu [01. 10. 2015] 3 https: / / www.uni-trier.de/ index.php? id=45453 [01. 10. 2015] Die Finanzkrise als Tabu-Thema 321 scheidung zwischen Tabuthemen und Tabudiskursen. Ein Tabuthema ist nach Schröder eines, über das entweder gar nicht oder (wenn doch, dann) nur in etikettierter Form gesprochen werden soll, bzw. ein Wortfeld, zu dem verschiedene sprachliche Ausdrücke gehören, die vermieden werden sollen (cf. Schröder 1999: 1). Demnach kann die Finanzkrise eine Form von verbalem Tabu sein, weil man über sie meist in etikettierter Form spricht, und das Wortfeld ‘Finanzkrise’ viele Ausdrücke enthält, die oft vermieden werden. Mit Tabudiskurs meint Schröder (1999: 8) dagegen eine kommunikative Situation, in der man über tabuisierte Handlungen in einer besonderen Art und Weise sprechen kann oder sogar muss, sodass keine Tabuverletzung stattfindet. In diesem Sinne stellt die Finanzkrise auch einen Tabudiskurs dar, weil viele Politiker verschiedene sprachliche Strategien anwenden, um eine Tabuverletzung zu vermeiden, wenn sie das Thema ansprechen. Wenn die Finanzkrise aber als Tabu betrachtet werden kann, kann sie auch einem Tabubereich zugeordnet werden. Während Geld, Arbeitsmarkt, Politik und Ökonomie nach Balle (1990: 99 ff.) zu den modernen Tabus gehören, werden von Reutner (2009: 80 ff.) auch Wirtschaft und Finanzen als Tabubereiche in Betracht gezogen. Auch Schier (2009: 77) zählt Geld zu den klassischen Tabubereichen. Da die Finanzkrise ein komplexes Phänomen darstellt, das unterschiedliche gesellschaftliche Sphären betrifft, kann sie sowohl dem klassischen Bereich Geld, als auch den modernen Bereichen Arbeitsmarkt, Politik, Ökonomie, Wirtschaft und Finanzen zugeordnet werden. Günther (1992: 48 f.) unterscheidet zwischen zwei Arten von kommunikativen Situationen der Tabuisierung und der Enttabuisierung, nämlich eine, in der die Sprecher über ein brennendes Thema kommunizieren müssen, worüber sie nicht sprechen möchten, und eine andere, in der die Sprecher wegen moralischer, konventioneller oder gesellschaftlicher Grenzen darüber nicht sprechen dürfen, worüber sie sprechen wollen. So könnten sich in unserer Untersuchung die Politiker in der ersten und die Journalisten in der zweiten kommunikativen Situation befinden. Während die Politiker über das Thema Finanzkrise sprechen müssen, auch wenn sie es nicht wollen, sprechen die Journalisten über Details der Krise, auch wenn sie es nicht sollten. Da Tabus einerseits gruppen- und kulturspezifisch sind, und andererseits für mehrere Kulturen in gleicher oder in ähnlicher Weise gelten können (Schröder 1998: 3), kann die Untersuchung aus einer intra- und interkulturellen Perspektive sehr interessant sein, um zu zeigen, wie zwei Länder (hier: Deutschland und Italien) und zwei Gruppen (Politik und Presse) dasselbe Tabuthema sprachlich behandeln. Es stellt sich die Frage, ob die Finanzkrise ein interkulturelles oder ein intrakulturelles Tabu darstelle, und ob - wenn Tabus zur Stabilität von Gesellschaften und Gruppen beitragen (Schröder 1995: 8) - (Ent-)Tabuisierung der Finanzkrise zur Stabilität der Gruppe der Politiker oder der Journalisten beitrage. Wenn Tabus Macht bedeuten, können sie ein Mittel dazu dienen, soziale und politische Kontrolle auszuüben (Balle 1990: 17). Wird im Krisendiskurs also durch Tabus (oder deren Bruch) soziale und politische Kontrolle ausgeübt? Erfüllen Tabus im Sprachgebrauch von Politikern und Journalisten bei diesem Thema eine verschleiernde oder eine verhüllende Funktion? 2.2. Sprache als Werkzeug: sprachliche Ersatzmittel für Tabus Das Reden der Politiker und der Journalisten über die Krise gehört zur politischen Kommunikation, die Texte von Politikern ebenso umfasst wie solche der Presse (cf. Fairclough 2009: 294; Wodak 2010: 330). Sprache ist das wichtigste Werkzeug politischer Kommunikation (cf. Bachem 1979: 11). Durch Sprache können Politiker andere überzeugen 322 Antonietta Fortunato (Salerno) oder betrügen (cf. Chilton 2009: 622), den Geist der Menschen kontrollieren (cf. Wodak 2010: 331), sie führen oder verführen (cf. Joseph 2006: 13). Rhetorische Mittel können die politische Realität verändern (Reisigl 2009: 883). Sprache bietet Politikern wie Journalisten zahlreiche Möglichkeiten, Tabuthemen zu behandeln, ohne Tabus zu verletzen. Solche sprachlichen Ersatzmittel oder Umgehungsstrategien können sehr unterschiedlich sein; Euphemismen als die andere Seite der Tabu-Medaille (Balle 1990: 177) sind nicht die einzige Möglichkeit, über tabuisierte Gegenstände, Handlungen und Sachverhalte zu sprechen (cf. Schröder 1995: 7). Unter den verschiedenen sprachlichen Ersatzmitteln, die z. B. von Havers 1946, Balle 1990 und Günther 1992 notiert wurden, konzentriert sich die vorliegende Untersuchung auf einige wenige Umgehungsstrategien, die als relevant für die Analyse gehalten werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Verwendung von Metaphern, Euphemismen und Fachvokabular, die dafür geeignet sind, Tabus zu behandeln. Außerdem können auch andere Strategien der Behandlung von Tabus dienen, z. B. Vagheit, Wortvermeidung, Entlehnungen und Ellipsen. Außer dieser traditionellen Umgehungsstrategien werden in der vorliegenden Analyse zwei weitere Strategien eingeführt: das “integrative Wir” (Brambilla 2007: 53) und die Verwendung von Hochwertwörtern. Die Verwendung von Ersatzmitteln kann unterschiedlichen Zielen dienen. Euphemismen erfüllen nach Luchtenberg (1985: 24) entweder eine verhüllende oder eine verschleiernde Funktion. Hier werden Ersatzmittel als ‘verhüllend’ bezeichnet, wenn sie den Interessen des Sprechers und des Hörers dienen. Dagegen werden Ersatzmittel als ‘verschleiernd’ eingestuft, wenn sie nur den Interessen des Sprechers dienen. Durch die Ersatzmittel kann sowohl ein highlightingals auch ein hiding-Effekt erzielt werden (cf. Lakoff & Johnson 1980: 10 ff.). Während im ersten Fall positive Aspekte hervorgehoben werden, werden im zweiten negative Aspekte der Krise verborgen. Diese ‘Licht-Schatten-Dialektik’ (Antos 2006: 134 f.) der Ersatzmittel ermöglicht es, bestimmte Aspekte zu verbergen, indem man andere Aspekte betont. Diese Dialektik des Ausleuchtens und des Abdunkelns ist typisch für die politische Kommunikation, in der die Verwendung von rhetorischen Figuren eine positive Selbstdarstellung und eine negative Darstellung des Gegners bewirkt (Reisigl 2009: 884). Außerdem dienen solche rhetorische Strategien dazu, besondere Merkmale des politischen Lebens in den Vordergrund zu rücken und andere in den Hintergrund (Reisigl 2009: 884). 3 Korpus und Methode In diesem zweiten Teil werden die wichtigsten Ergebnisse einer Analyse präsentiert, die auf einem inter- und intrakulturellen Korpus basiert. Um den öffentlichen Diskurs zur Wirtschaftskrise zwischen Italien und Deutschland einerseits und Politikern und Journalisten andererseits zu vergleichen, wurde ein Zeitabschnitt ausgewählt, der für die Beziehungen sowohl zwischen den beiden Ländern als auch zwischen den beiden sozialen Gruppen besonders relevant ist. Das Korpus besteht aus der Aufnahme einer deutschitalienischen Pressekonferenz, die am 4. Juli 2012 in Rom stattfand, sowie aus insgesamt 100 Online-Artikeln 4 (56 italienische und 44 deutsche Artikel), die zwischen dem 27. Juni und 4 Für die italienische Presse wurden die folgenden Online-Zeitungen ausgewählt: La Stampa, Corriere della Sera, La Repubblica, Il Sole 24 Ore, für die deutsche Presse die Online-Ausgaben von Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Die Welt und Handelsblatt. Die Finanzkrise als Tabu-Thema 323 dem 5. Juli 2012 veröffentlicht wurden. Die Protagonisten der Pressekonferenz sind die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der seinerzeitige italienische Ministerpräsident Mario Monti, deren Einigung im Rahmen der Pressekonferenz präsentiert werden soll. Noch eine Woche zuvor hatte (am 28. Juni) der Euro-Gipfel in Brüssel stattgefunden, bei dem Monti und Merkel keine Einigung erzielen konnten. Der durch die Finanzkrise aufgebrochene Konflikt zwischen Monti und Merkel wurde zum Tabu, das die Politiker zu kaschieren suchen, während die Journalisten es gerade aufdecken wollen. In der Pressekonferenz haben die Politiker darüber die Kontrolle, in den Online-Artikeln wird sie von den Journalisten übernommen. Da es sich um Texte unterschiedlicher Modalität handelt, zieht die methodisch an Bachem (1979) orientierte Analyse lexikalisch-semantische Phänomene in Betracht, die sowohl die gesprochene als auch die geschriebene Sprache betreffen, also Wortschatz, Metaphern, Euphemismen, Polysemie, semantische Vagheit, Neologismen, Hochwertwörter, wobei die lexikalischen Strategien entweder als Stilformen der Tabuisierung oder des Tabubruchs betrachtet werden. 3.1 Politsprache: wie die Politiker Tabus behandeln Die Analyse zeigt, wie die Politiker auf der Pressekonferenz die Probleme der Finanzkrise behandeln und dabei unterschiedliche Strategien einsetzen, um sowohl den Konflikt zu kaschieren als auch die Krise selbst zu leugnen. Das soll sie in günstigem Licht erscheinen lassen, ihre Motive verschleiern und zugleich die Stabilität der Gruppe der Politiker erhalten. Im Kontext der Pressekonferenz können beim Tabuthema ‘Finanzkrise’ zwei Aspekte unterschieden werden, nämlich (i) der persönliche Konflikt (nach dem Euro-Gipfel) und (ii) die wirtschaftspolitischen Bedingungen und Folgen der Krise. 3.1.1 Der Konflikt Der Konflikt wird vor allem durch die Metaphorik kaschiert, die durch highlighting- oder hiding-Effekte (i. S. v. Lakoff & Johnson 1980) der Tabuisierung dient, indem sie bestimmte Merkmale der Krise verbirgt. Sowohl die Rede der Kanzlerin als auch ihre Antworten sind geprägt von der konzeptuellen Metapher ‘der Staat ist ein Haus’ (i. S. v. Reisigl 2009: 884): (1) Wenn es unseren Nachbarn in Europa wirtschaftlich nicht gut geht, geht es auch Deutschland auf lange Sicht nicht gut. (2) Das, was für mich wichtig ist, ist, dass diese Dinge auf der Grundlage der geltenden Regeln stattfinden. [. . .] Genau auf der Basis dessen, was wir auch früher schon beschlossen haben, haben wir unsere Beschlüsse gefasst. Mit ihrer Aussage (1) über die (hochverschuldeten) ‘Nachbarn’ ihres Landes evoziert die Kanzlerin das Bild des Hauses oder Stadtviertels; die Metapher der ‘Grundlage’ (i. S. v. Chilton 2009: 622 ff.) in Antwort (2) lässt den Staat als ein Gebäude mit soliden Grundmauern erscheinen, die den Bewohnern ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Auch Monti nutzt die Strategie der Metaphorik, wenn er die ‘Krise als Weg’ beschreibt, auf dem beide Länder gemeinsam voranschreiten sollen: (3) [. . .] spero che accorceremo le distanze e entrambi spingeremo più avanti l’Europa. 324 Antonietta Fortunato (Salerno) Beide Redner suchen den Konflikt auch durch einen positiv konnotierten Wortschatz zu verdecken, Merkel durch Adjektive wie ‘gemeinsam’ und ‘einstimmig’, Adverbien wie ‘miteinander’ und Substantive wie ‘Austausch’ und ‘Partner’, hinter denen die substantiellen Meinungsverschiedenheiten zwischen Italien und Deutschland zu verschwinden scheinen: (4) Wir sind ganz wichtige Handelspartner. Monti verwendet Substantive wie ‘collaborazione’ und ‘partner’ oder Adjektive wie ‘insieme’, um die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Italien zu unterstreichen: (5) La Germania è il nostro principale partner economico per l’import e l’export: l’interscambio tra i due paesi ammonta a più di 100 miliardi di euro. (6) Se posso aggiungere una parola, credo che la Cancelliera Merkel e io lavoriamo molto bene insieme [. . .]. Eine wichtige Rolle spielen auch die Superlative, mit denen Monti die Beziehung zwischen den beiden Ländern beschreibt, während Merkel umgekehrt die Regierung Montis lobt: (7) È un’occasione molto utile per intensificare lo stato delle già ottime relazioni economiche e politiche bilaterali fra la Repubblica Federale tedesca e l’Italia. (8) In kürzester Zeit glaube ich sind sehr, sehr wichtige Weichenstellungen erfolgt. Der Ministerpräsident hat eben noch einmal betont, dass das auch in den nächsten Tagen durch weitere Beschlüsse noch vervollkommnet wird. Eine Umgehungsstrategie für das “Ich-Tabu als Beschwichtigungstabu” (Balle 1990: 111) ist auch das integrative Wir, also die Verwendung des Plurals statt des Singulars (Brambilla 2007: 53), wie die folgenden Beispiele zeigen: (9) Unsere Wirtschaftsminister, unsere Außenminister, unsere Arbeitsminister, unsere Verkehrsminister haben Gespräche geführt. (10) Ich möchte jetzt erst einmal mit Mario Monti und seiner Regierung sehr gut zusammenarbeiten. [. . .] Dabei unterstützen wir uns gegenseitig. Darüber sprechen wir heute. Alles, was wir heute erledigen, brauchen wir morgen nicht mehr zu machen, und deshalb sind wir heute alle miteinander sehr fleißig. Desgleichen Monti, wenn er das Adjektiv ‘entrambi’ verwendet oder Ausdrücke wie ‘lavoro comune, i nostri due paesi e i nostri due governi’ und den Phraseologismus ‘avere in comune’: (11) [. . .] la grande quantità di lavoro comune che i nostri due paesi e i nostri due governi svolgono nel contesto dell’Unione Europea [. . .]. (12) Seguirà poi un pranzo di lavoro allargato anche a un gruppo di esponenti dei settori industriale e finanziario dei nostri due paesi, due paesi che hanno in comune la caratteristica di essere grandi paesi manifatturieri [. . .]. (13) Credo che i nostri due paesi siano tra quelli più disposti ad andare verso una condivisione di sovranità a livello comunitario. In Beispiel (14) kombiniert Merkel das integrative Wir mit einem Euphemismus, um die Gemeinsamkeit hervorzuheben und das Trennende zu verbergen: (14) Und wir sollten doch das Gute unserer Länder teilen, und da, wo wir noch nicht so gut sind [. . .], dann sollten wir voneinander lernen. Die Finanzkrise als Tabu-Thema 325 Demselben Zweck dienen Merkel auch Wiederholungen und Generalisierungen: (15) [. . .] Das macht Deutschland, das macht Italien, und das machen in der Eurogruppe die 15 anderen und ansonsten die 25 anderen. Mario Monti nutzt auch Fremdwörter (meist Anglizismen, aber auch einen deutschen Ausdruck wie ‘soziale Marktwirtschaft’) als Strategie zur Überbrückung von Gegensätzen. 3.1.2 Die Finanzkrise Beide Politiker sprechen das unangenehme Thema ‘Finanzkrise’ ungern direkt an, sondern suchen es mit allerlei rhetorischen Tricks zu vermeiden. Ein Thema zu ‘beschweigen’ ist eine der klassischen Strategien im Umgang mit Tabus (Balle 1990; Schröder 1999; id. 2013), weil “dem Tabukonzept wohl am besten entsprochen wäre, wenn man darüber schweigt [. . .]” (Schier 2009: 77). Neben die verschleiernde Funktion des Schweigens tritt wiederum die Metaphorik als Strategie tabuisierender Schonung hinzu, besonders im Hinblick auf die notwendigen harten Maßnahmen zur Bewältigung der Krise. Die erscheinen bei Monti und Merkel in deutlich milderem Licht durch ihre Umschreibung mit Metaphern des Typus ‘Europa ist eine Schule’ (als einer Variante des Typus ‘der Staat ist ein Haus’), in der die EU- Länder wie strebsame Schüler ‘ihre Hausaufgaben machen’ müssen: (16) Ognuno deve fare i compiti a casa. (17) Auch in Deutschland stehen wir immer wieder vor der Aufgabe auch angesichts eines aufkommenden demografischen Wandels, eines völlig veränderten Altersaufbaus, unsere Hausaufgaben immer wieder zu machen. Die Metapher ‘die Krise ist eine Rechnung’, die in den Online-Artikeln häufig zu finden ist, taucht auch in der Rede von Monti auf, der damit auf die Folgen der Fehler vorheriger Regierungen verweist: (18) [. . .] spesso hanno fatto in passato riforme che li lasciavano più soddisfatti, anche perché il conto veniva pagato dal bilancio pubblico [. . .]. Die Krise in Italien ließ das Land ‘vor dem Zusammenbruch stehen’ - Monti möchte durch den metaphorischen Phraseologismus nahelegen, dass Italien nur mit den notwendigen harten Maßnahmen davor hat bewahrt werden können: (19) Trattenuta così l’Italia dall’orlo del precipizio, è venuto il momento, fatta la riforma delle pensioni fatta la riforma del mercato del lavoro di agire in modo strutturalmente più convincente sul settore pubblico [. . .]. Um die Maßnahmen zu rechtfertigen, streut die Kanzlerin wieder Metaphern des Typs ‘der Staat ist ein Haus’ ein, indem sie von ‘Enkeln und Kindern’ spricht, wie wenn Deutschland und Italien zwei sorgende Familien wären: (20) Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass es richtig ist und dass es für unsere Kinder und für die Enkel richtig ist. 326 Antonietta Fortunato (Salerno) Mit Metaphern des Typs ‘die Krise ist ein Weg’ lassen die ‘notwendigen Maßnahmen’ der Haushaltskonsolidierung und Souveränitätseinschränkung weniger hart erscheinen, sondern als Weg, den man gehen muss, um am Ende das Glück zu erreichen: (21) ‘In die richtige Richtung fortsetzen’ anstatt ‘die notwendigen Maßnahmen ergreifen’. (22) Ho confermato alla Cancelliera la determinazione, che già conosce e credo apprezzi, con cui il governo italiano intende proseguire sulla strada del contenimento di bilancio, della disciplina fiscale, delle riforme strutturali. (23) Credo che i nostri due paesi siano tra quelli più disposti ad andare verso una condivisione di sovranità a livello comunitario. Wenn Euphemismen die ‘andere Seite’ der Tabu-Medaille sind (Balle 1990: 177), dürfen sie hier nicht fehlen. Folgerichtig bezeichnet die Kanzlerin die Finanzkrise als ‘eine nicht einfache Zeit’ (statt: eine Katastrophe) oder allgemein und nebulös als ‘Situation’ (statt: Krise): (24) Für uns sind das sehr wichtige Gespräche in einer nicht einfachen Zeit, aber in einer Zeit, in der wir gewillt sind, die Schwierigkeiten, in den wir uns befinden, auch gemeinsam zu überwinden. (25) Wir beide haben natürlich über die Situation in unseren Ländern gesprochen. Das integrative Wir dient nicht nur der Tabuisierung des Konflikts (s. o.), sondern auch der Rechtfertigung der Maßnahmen: (26) Denn unsere Menschen in unseren Ländern erwarten doch mit Recht, dass wir ihre Probleme lösen, dafür sind wir ja da. Eine andere Umgehungsstrategie stellen die Hochwertwörter dar, durch die negativ konnotierten Ausdrücke aufgewogen werden, etwa wenn Merkel der ‘Austerität’ die ‘Gerechtigkeit’ gegenüberstellt, der ‘die Maßnahmen’ dienten, natürlich zum Wohle des Volkes: (27) Es geht auch nicht um Austerität als eine besondere Plage [. . .]. Um Gerechtigkeit geht es. Der Strategie der Camouflage bedient sich Monti gegenüber den Italienern gern mithilfe von Fachsprache und Fremdwörtern wie ‘best practices’, ‘spending review’ und ‘riduzione tranchant’, um die Finanzkrise durch Vagheit zu verschleiern und eine Annäherung zwischen ihm und den ausländischen Politikern und Journalisten zu insinuieren. Mit dem Superlativ ‘brevissimo periodo’ sucht er die Lage zu rechtfertigen, die zu verbessern er schließlich noch kaum Zeit gehabt habe: (28) E non abbiamo avuto molta scelta, nel breve, brevissimo periodo abbiamo dovuto fare una manovra largamente basata sull’aumento delle tasse, pur rendendoci conto che questo era sgradevole. Eine andere Strategie verfolgt Monti mit dem Ausweichen ins Generelle oder mit dem Verweis auf vermeintliche Sündenböcke und ähnliche Probleme in anderen Ländern: (29) Con la Cancelliera abbiamo prima parlato proprio di questa cifra del 36 % di disoccupazione giovanile in Italia, c’è anche qualche altro paese europeo che ha una Die Finanzkrise als Tabu-Thema 327 disoccupazione giovanile così alta o addirittura maggiore, ma comunque è una cifra chiaramente inaccettabile. (30) È molto semplice, lo scopo essenziale del nostro governo è stato quello di evitare che l’Italia si trovasse ad impensierire ancora di più la Cancelliera Merkel, fuor di metafora, si trovasse in una situazione simile a quella della Grecia. 3.2 Pressesprache: wie die Journalisten Tabus behandeln Der erste Teil der Analyse hat gezeigt, dass die Politiker ähnliche Strategien zur Tabuisierung der Finanzkrise verwenden, auch wenn sie aus verschiedenen Ländern kommen; wenn sie auf Pressekonferenzen die Kontrolle haben, suchen sie auf ähnliche Weise die Versuche von Journalisten abzuwehren, ihre Strategien zu unterlaufen. In jüngerer Zeit sind die Journalisten (zumindest in den westlichen Demokratien) hartnäckiger geworden, wenn sie Fragen zu brennenden Problemen stellen (Fairclough & Fairclough 2012: 294) und dabei manchmal auch Tabus brechen (Joseph 2006: 86). Die Folgen einer Tabuverletzung können vom latenten Konflikt über offene Konfrontation bis zum Abbruch der Kommunikation reichen (Hess-Lüttich 2013: 29). Im Folgenden wird gezeigt, wie die Journalisten (i) auf der Pressekonferenz tabuisierte Sachverhalte enthüllen und (ii) sich in Online-Artikeln freier artikulieren. 3.2.1 Pressekonferenz: Strategien des Tabubruchs (i) Schon die ersten Fragen der Journalisten auf der Pressekonferenz verletzen das von den Politikern etablierte Tabu des von der Krise verursachten Konflikts. (31) Frau Bundeskanzlerin Merkel, nach dem Gipfel war die Interpretation der Ergebnisse sehr vielfältig. Es gab eine große Lücke, gerade zwischen Deutschland und Italien. Wer hat denn nun Recht? (32) Buonasera Cancelliera [. . .] Alla luce della sintonia politica che c’è in questo momento fra i due governi, come lei sa in Italia nella primavera del prossimo anno ci saranno le elezioni politiche, mi chiedevo se lei avesse qualche auspicio, appunto alla luce della sintonia manifestata con questo governo, o qualche timore al contrario, in vista di questo appuntamento? (33) Frau Bundeskanzlerin, Herr Monti hat uns neulich in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” erklärt, dass die Ziele, die er verfolgt, sehr deutsche Ziele seien, und er sei in Italien eigentlich geradezu als ein Deutsch denkender Ökonom verschrien. Inwieweit sehen Sie Ihre eigenen politischen Ziele, Ihre eigenen wirtschaftlichen Ziele konform gehen mit den Zielen von dem Präsidenten der Regierung hier, Herrn Monti? In seiner ersten Frage (31) benennt der Journalist offen die ‘große Lücke’ zwischen den Standpunkten der Politiker und nötigt mit der direkten Frage “Wer hat denn nun Recht? ” die Kanzlerin zu einer Stellungnahme, die sie in ihrer Rede gerade vermeiden wollte. In der zweiten Frage (32) wird der Tabubruch durch eine ironische Antiphrase verursacht: Der Journalist spricht von einem politischen Einklang, obwohl Monti und Merkel während des vorherigen Euro-Gipfels gerade keine Einigung gefunden hatten. Während Balle (1990: 179) die Antiphrase als Stilmittel der Tabuisierung zugeordnet hat, zeigt das Beispiel, dass sie umgekehrt auch der Enttabuisierung dienen kann. Dass es sich um eine ironische Antiphrase handelt, kann (wie immer in der Ironie) erst aus dem Kontext heraus erschlossen werden. 328 Antonietta Fortunato (Salerno) Auch die an Monti und Merkel gerichtete dritte Frage kann als Verletzung des Tabus verstanden werden, von einem Konflikt zu sprechen, wenn der Journalist die Kanzlerin direkt fragt, ob sie der italienischen Einschätzung zustimme, dass Monti eigentlich ‘deutsche’ Ziele verfolge und sie damit erneut zu einer Stellungnahme drängt, die sie lieber vermieden hätte. (ii) Nach der Offenlegung des Konflikts zwischen den beiden Politikern rücken die Journalisten die Finanzkrise selbst ins Zentrum ihres Interesses, indem sie die deutsche Austeritätspolitik Deutschlands und die erfolglosen Maßnahmen der italienischen Regierung kritisieren: (34) Buonasera Signora Cancelliera, lei lo sa mi scusi, ma in molti paesi, anche molti italiani la dipingono come la cattiva Kaiserin dell’Europa. Ora io le chiedo di sfruttare questa possibilità, e di spiegare agli italiani il perché e i vantaggi della sua linea di rigore. . . Bitte benutzen Sie diese Gelegenheit und sprechen Sie direkt zu den Italienern. (35) E poi al presidente italiano, crescita, crescita economica. Il 36 % dei giovani italiani non hanno lavoro, e le imprese non riescono ad assumere, il suo governo sta per varare un intervento di spending review dove sono previsti taglia gli sprechi e anche tagli ai dipendenti ecco le chiedo di spiegarci qual è il legame con al crescita. Die vierte Frage (34) ist eine Provokation: der italienische Journalist fordert die Kanzlerin angesichts des Umstands, dass sie in Italien als ‘böse’ beschrieben werde, ohne Umschweife auf, den Italienern doch die Vorteile ihrer ‘linea di rigore’, ihrer Austeritätspolitik, direkt zu erläutern, was hinsichtlich der Verwendung des Adjektivs ‘böse’ und des Ausdrucks ‘linea di rigore’ einen doppelten Tabubruch darstellt. Auch die dem italienischen Ministerpräsidenten gestellte fünfte und letzte Frage (35) stellt insofern einen Tabubruch dar, als sie das Thema ‘Finanzkrise’ unumwunden anspricht, indem er angesichts der Jugendarbeitslosigkeit und der vorgesehenen Kürzungen ironisch nach dem Zusammenhang zwischen den Kürzungen und dem Wachstum stellt. 3.2.2 Online-Artikel: Enttabuisierung durch Metaphern (i) Der Konflikt In ihren Online-Artikeln gebrauchen die Journalisten häufig Metaphern, um bestimmte Merkmale der Finanzkrise zu verhüllen oder hervorzuheben. Metaphern dienen hier der Enttabuisierung. Die von der Krise verursachten Meinungsverschiedenheiten sind dabei ein besonders beliebtes Thema. Deutsche wie italienische Journalisten inszenieren die politische Verhandlung als Wettkampf, in dem es Gewinner und Verlierer gibt, eine Metaphorik, die von den Politikern gerade peinlich vermieden wird. (36) Wer hat beim EU-Gipfel gewonnen? www.handelsblatt.com [29. 06. 2012] (37) Noch hat Monti nichts gewonnen [. . .]. www.welt.de [04. 07. 2012] (38) Super-Mario, der in seiner Heimat als Gewinner des Euro-Gipfels gefeiert [. . .] wurde. www.handelsblatt.com [04. 07. 2012] (39) Si tratta di una vittoria soprattutto per l’Italia e la Spagna. www.corriere.it [29. 06. 2012] (40) Supermario ha vinto ma la Merkel non ha perso. www.repubblica.it [01. 07. 2012] (41) Inoltre, di certo con i risultati del vertice di Bruxelles Merkel non ha perso. www.lastampa.it [04. 07. 2012] (42) Questa donna sottovalutata [. . .] è la vera vincitrice del summit. www.ilsole24ore.com [01. 07. 2012] Die Finanzkrise als Tabu-Thema 329 Eine sportliche Variante dieser Metapher von der politischen Verhandlung als Wettkampf ist der Vergleich der Verhandlung mit einem Fußballspiel. (43) Es war am Freitag geboten, den Südländern die Punkte auf dem Spielfeld zu überlassen. www.welt.de [04. 07. 2012] (44) [. . .] die deutschen Sozialdemokraten - die ja am liebsten im Team Hollande spielen würden. www.welt.de [30. 06. 2012] (45) Non è certo la festosa fase finale di una campionato di calcio quella che si apre oggi al vertice di Bruxelles fra gli Stati europei. www.lastampa.it [28. 06. 2012] (46) A Bruxelles non si gioca mai una finale [. . .] ogni incontro dei capi di Stato e di governo è sempre una semifinale. www.corriere.it [30. 06. 2012] (47) Anche a Bruxelles gioco di squadra e qualche tocco di classe hanno prodotto il risultato finale. www.ilsole24ore.com [29. 06. 2012] (48) Dopo aver visto il pressing senza sosta di Monti su Merkel [. . .]. www.lastampa.it [30. 06. 2012] (49) L’Italia potrà poi contare in una sorta di tempo supplementare nel bilaterale previsto tra Monti e Merkel il 4 luglio. www.lastampa.it [27. 06. 2012] Der naheliegende Vergleich zwischen Europa-Gipfel und Europa-Meisterschaft bietet sich vor allem deshalb an, weil das Halbfinale zwischen Deutschland und Italien in derselben Woche wie das Gipfeltreffen der Politiker stattfindet. Deutschland verliert gegen Italien, Merkel gegen Monti, finden die Journalisten in beiden Ländern übereinstimmend. (50) Wirtschaftlich ist Deutschland der Europameister. www.handelsblatt.com [29. 06. 2012] (51) [. . .] als habe diesmal der Premier die Verteidigung vor dem Tor des Welttorhüters Gianluigi Buffon organisiert. www.welt.de [30. 06. 2012] (52) So wie Balotelli das Ding ins deutsche Tor gerammt hat, so hat auch Monti den Sack zugemacht. www.zeit.de [02. 07. 2012] (53) Deutschland - auf dem Fußballplatz und im Verhandlungsraum vernichtend geschlagen. www.zeit.de [02. 07. 2012] (54) Chi ha vinto l’eurofinale di Bruxelles? www.ilsole24ore.com [30. 06. 2012] (55) Il combinato disposto di Mario Monti e Mario Balotelli, assortito magari di un assist di Mario Draghi [. . .]. www.ilsole24ore.com [29. 06. 2012] (56) Hollande come Cassano ha fornito gli “assist”; Monti come Balotelli ha messo la palla in rete. www.repubblica.it [01. 07. 2012] (57) Meno chiaro è chi sia il vero vincitore dell’altra grande partita, quella disputata nelle ovattate sale riunioni e nei corridoi di Bruxelles dagli sherpa prima e dai capi di Stato e Governo poi. Una partita con quattro grandi squadre in campo: Italia, Germania, Spagna e Francia. Com’è andata, secondo i grandi giornali nazionali? Chi ha vinto? www.ilsole24ore. com [30. 06. 2012] Eine weitere Variante ist die Metapher von der politischen Verhandlung als Marathon, zumal der Konflikt zwischen Merkel und Monti den Gipfel in die Länge zieht, dessen Dauer dann in deutschen Zusammensetzungen wie ‘Marathonberatungen’, ‘Marathonsitzung’, ‘Gipfelmarathon’, ‘EU-Gipfel-Marathon’ und in italienischen Ausdrücken wie ‘maratona negoziale’ oder ‘maratona notturna’ ihren kritischen Niederschlag findet. Gelegentlich werden die Antagonisten in dem Wettkampf auch als Hasardeure dargestellt: Montis riskantes Pokern lässt dann den Journalisten die Verhandlung als Hasardspiel erscheinen: (58) Montis Hasardspiel hat sich also ausgezahlt. www.welt.de [30. 06. 2012] 330 Antonietta Fortunato (Salerno) (59) Die zuständigen Stellen der Eurozone seien in der Lage, im gegebenen Moment die Karte zu ziehen, die es auf den Tisch zu knallen gilt. www.süddeutsche.de [29. 06. 2012] (60) Danach wollte keiner den Showdown im Grünen, sondern das Bild der Einheit. www. handelsblatt.com [05. 07. 2012] (61) Lo spariglio del Professore. www.lastampa.it [27. 06. 2012] (62) La tattica negoziale messa a punto dal premier insieme ai due uomini chiave della partita, Grilli e Moavero, si avvicina all’azzardo. www.repubblica.it [28. 06. 2012] (63) [. . .]“il più tedesco degli economisti italiani” è anche un giocatore di poker [. . .]. www. ilsole24ore.com [29. 06. 2012] (64) Il rilancio di Monti che spiazza la Merkel. www.ilsole24ore.com [29. 06. 2012] Weitere sportliche Vergleiche des Konflikts finden sich in der deutschen Presse (Pingpong, Tauziehen) ebenso wie in der italienischen (Boxen, Radrennen). (65) (Monti) [. . .] ziehe mit der Kanzlerin an einem Strang. www.welt.de [04. 07. 2012] (66) Bei dem Pingpong der verblüffenden Einheit von Berlin und Rom gab Monti die Bälle mit Leichtigkeit zurück. www.handelsblatt.com [04. 07. 2012] (67) La Cancelliera è nell’angolo. www.repubblica.it [28. 06. 2012] (68) Come lei sono all’angolo anche gli altri falchi. www.repubblica.it [28. 06. 2012] (69) Il premier italiano ha accumulato un patrimonio di energie da spendere, con la stessa forza e la stessa ostinazione, nella volata finale. www.lastampa.it [30. 06. 2012] (70) La prospettiva di restare in surplace sta franando insieme alla speranza, e forse all’illusione, di trovare uno straccio di intesa a livello dell’Unione, per salvare l’Eurozona dall’eurocrollo. www.lastampa.it [27. 06. 2012] Aber auch martialischere Varianten finden sich zuhauf; Kriegs- und Kampfmetaphorik soll das gereizte Verhältnis der Kontrahenten für den deutschen wie den italienischen Zeitungleser anschaulich machen: (71) Italiens Premier Mario Monti und Kanzlerin Angela Merkel kämpfen erbittert um die Meinungsführerschaft. www.handelsblatt.com [29. 06. 2012] (72) Die Grabenkämpfe um Euro-Bonds [. . .]. www.handelsblatt.com [28. 06. 2012] (73) Wenn Monti nun verbal abrüstet, dürfte ihn auch die Sorge umtreiben, dass sich sein Brüsseler Sieg doch noch in eine Niederlage wandeln könnte. www.welt.de [04. 07. 2012] (74) Die deutsche Seite pocht auch darauf, in diesem Punkt nicht eingeknickt zu sein. www.zeit. de [29. 06. 2012] (75) Fast könnte man von einem Mario-Komplott gegen Deutschland reden. www.welt.de [05. 07. 2012] (76) Kanzlerin Merkel erwartet in Brüssel viel Widerstand. www.sueddeutsche.de [28. 06. 2012] (77) Der Angriff gilt Europa selbst und wird über die schwächere Peripherie geführt gegen die Währung, die ein Instrument und Symbol des geeinten Kontinents ist. www.welt.de [28. 06. 2012] (78) Der Euro-Rettungsfonds [. . .] hat aber aktuell wohl zu wenig Munition, um die Stimmung am Markt zu drehen. www.handelsblatt.com [28. 06. 2012] (79) Die Reformen werde er weiterführen, Italiens Haushaltsdefizit rasch und energisch zurückführen. Die Drohung: dass ein ausbleibender Erfolg ihn zum Rücktritt zwingen könnte. www.welt.de [28. 06. 2012] (80) Monti trova due preziosi alleati per la sua strategia: il francese Hollande e il collega spagnolo Rajoy. www.repubblica.it [29. 06. 2012] (81) Né tacere del malessere tedesco, che potrebbe aumentare insieme al senso di crescente isolamento del Paese in un’Europa dove la triplice italo-franco-spagnola dà segni di un’insospettata e inattesa vitalità politica e negoziale. www.ilsole24ore.com [04. 07. 2012] Die Finanzkrise als Tabu-Thema 331 (82) E ai colpi ricevuti nella battaglia contro Hollande, Monti e Rajoy si sono aggiunte nuove, e conseguenti, difficoltà sul fronte interno. www.corriere.it [01. 07. 2012] (83) Un inedito asse mediterraneo tra Francia, Italia e Spagna ha costretto la Germania a guardare la cartina geografica e le statistiche economiche da una prospettiva diversa. www. corriere.it [30. 06. 2012] (84) Al suo primo vertice europeo, il socialista Hollande ha rotto il binomio franco-tedesco e, nel momento decisivo, si è schierato con i governi di Italia e Spagna. Non è la fine dell’asse Parigi-Berlino, che resta e resterà comunque fondamentale per orientare le scelte europee. www.repubblica.it [30. 06. 2012] (85) L’asse tra Germania e Francia con l’evidente egemonia tedesca ha ceduto il posto ad una direzione collettiva i cui pilastri di sostegno sono la Germania, la Francia, l’Italia, la Spagna. www.repubblica.it [01. 07. 2012] Vielen Beobachtern des Gipfelgeschehens erscheint das Verhalten der Protagonisten freilich auch nur noch als Theater, in dem jeder auf der Bühne seinen Part spielt: die politische Verhandlung als Drama: (86) Merkel und Monti sind die Hauptdarsteller im Drama Euro-Rettung. www.handelsblatt. com [04. 07. 2012] (87) Es treffen die Protagonisten des Euro-Streits aus dem Süden und dem Norden Europas aufeinander: Super- Mario [. . .] und Angela Merkel [. . .]. www.handelsblatt.com [04. 07. 2012] (88) Denn das ist die Kehrseite des Bildes von der unerbittlichen Kanzlerin: Das Spektakel, sie verlieren zu sehen, entwickelt in Europa inzwischen eine gewisse Faszination. www.zeit.de [05. 07. 2012] (89) In Brüssel zumindest brachten Monti und sein spanischer Kollege Mariano Rajoy die gesamte Gipfel-Dramaturgie von Bundeskanzlerin Angela Merkel [. . .] durcheinander [. . .]. www.handelsblatt.com [29. 06. 2012] (90) Monti will kein Publikum bespaßen. www.handelsblatt.com [04. 07. 2012] (91) Um Merkels Wählerschaft zu beruhigen, wird Monti zeigen, dass er im Herzen ein Deutscher ist und mit italienischem Schlendrian nichts am Hut hat: er spart gerne, setzt Reformen durch und das alles ohne das Spektakel seines Vorgängers. www.handelsblatt. com [04. 07. 2012] (92) Die EZB soll dabei eine starke Rolle spielen. www.zeit.de [29. 06. 2012] (93) Nella notte in cui gli occhi erano puntati su Varsavia, a Bruxelles abbiamo ritrovato quel ruolo da protagonisti nell’Unione Europea che si era perso in tanti anni di pallide apparizioni. www.corriere.it [30. 06. 2012] (94) Mario Monti è stato il protagonista numero uno. www.repubblica.it [01. 07. 2012] (95) Oltretutto dietro le quinte anche il presidente della Bce Mario Draghi sta cercando di facilitare i negoziati. www.repubblica.it [28. 06. 2012] (96) Ieri le parti si sono drammaticamente invertite. www.ilsole24ore.com [29. 06. 2012] (97) Uno psicodramma nazionale. www.corriere.it [01. 07. 2012] (98) Questa però è l’aria che tirerà dietro le quinte del vertice. www.ilsole24ore.com [28. 06. 2012] (99) Dopo aver a lungo, e anche giustamente, ascoltato il responso dei mercati, la politica riprende il suo ruolo [. . .]. www.repubblica.it [30. 06. 2012] Auch die Metapher vom Staat als Haus und den Ländern als Familie wird wieder gern bemüht; jeder müsse seine ‘Hausaufgaben’ machen, denn die Probleme seien ‘hausgemacht’ usw. Der Streit wird so zum Familienkrach verniedlicht. 332 Antonietta Fortunato (Salerno) (100) [. . .] eine Attacke auf die gemeinsame Währung und das europäische Haus. www.welt.de [28. 06. 2012] (101) Von Monti wird zu Hause erwartet, dass er möglichst viel in Brüssel durchsetzt - gegen die Kanzlerin. www.handelsblatt.de [04. 07. 2012] (102) Denn nur wenn sie den Pakt aus Brüssel mit nach Hause bringt, bekommt sie die Stimmen der SPD [. . .]. www.zeit.de [05. 07. 2012] (103) Die Probleme der Länder, die unter Beobachtung stehen, sind hausgemacht und können nur zu Hause gelöst werden. www.handelsblatt.com [28. 06. 2012] (104) Die Regierungen müssen sich allerdings dazu verpflichten, die jährlichen Hausaufgaben der EU-Kommission rechtzeitig zu erfüllen und ihre Defizite rasch abzubauen. www. sueddeutsche.de [29. 06. 2012] (105) Doch jetzt kommen die wahren Hausarbeiten. www.handelsblatt.com [04. 07. 2012] (106) Deutschland hat vor einiger Zeit gesagt, dass Italien seine Hausaufgaben machen müsse. www.welt.de [28. 06. 2012] (107) Resta che la Merkel, già aspramente criticata in casa al suo ritorno da Bruxelles [. . .]. www. ilsole24ore.com [04. 07. 2012] (108) Il nostro premier ha portato a casa quanto aveva promesso [. . .]. www.repubblica.it [01. 07. 2012] (109) [. . .] per Monti è stato un successo, a cui hanno contribuito anche i leader della “strana maggioranza”, impegnati nelle rispettive famiglie europee di riferimento. www.corriere.it [30. 06. 2012] (110) I compiti non sono finiti, il tempo quasi. www.corriere.it [30. 06. 2012] (111) [. . .] in attesa che il 9 luglio, e forse anche il 20, i ministri dell’Eurogruppo mettano in bella copia l’accordo di massima raggiunto a Bruxelles. www.ilsole24ore.com [04. 07. 2012] (112) Resistenze sui tagli mentre il Nord Europa “corregge” Bruxelles. www.corriere.it [03. 07. 2012] (ii) Die Finanzkrise Wenn weniger auf den Konflikt als auf die Finanzkrise selbst abgehoben wird, kommen wiederum etliche Metaphern ins Spiel, die jene negativen Aspekte ins grelle Licht der Aufmerksamkeit rücken, die die Politiker lieber im Dunkeln gelassen hätten. Dann ist vor allem von der Krise als Krankheit die Rede, von Ländern, Banken, Währungen usw., denen eher negativ konnotierte menschliche Eigenschaften (krank, leiden, gesund/ ungesund; patologia, morbo, contagio usw.) zugeschrieben werden. (113) Der Euro sei eine kranke Währung, der nicht mehr geholfen werden könne. www.welt.de [30. 06. 2012] (114) Die Idee Finnlands ist, dass die unter hohen Zinsen leidenden Staaten mit Vermögenswerten abgesicherte Pfandbriefe begeben könnten. www.handelsblatt.com [28. 06. 2012] (115) Gesunde Banken, allen voran in Deutschland, müssten im Ernstfall für ihre maroden Konkurrenten in anderen Euroländern zahlen. www.handelsblatt.com [29. 06. 2012] (116) Die knappen Staatskassen sind nur ein Symptom für jahrzehntelange schlechte Regierungsführung, ausgebliebene Reformen, ineffiziente Verwaltungen, verkrustete Strukturen, ungesunde Verquickung von Politik und Wirtschaft und eine rapide gesunkene Wettbewerbsfähigkeit. www.welt.de [30. 06. 2012] (117) Die Strategie hatte jedoch einige Nebenwirkungen. www.zeit.de [29. 06. 2012] (118) [. . .] il circolo vizioso tra debiti sovrani e debiti privati che è alla base della patologia della moneta unica. www.corriere.it [30. 06. 2012] (119) A Deauville, nell’ottobre del 2010, Merkel e Sarkozy fecero l’errore di coinvolgere i privati nella crisi greca e da lì il contagio sui mercati fu inarrestabile. www.corriere.it [30. 06. 2012] Die Finanzkrise als Tabu-Thema 333 (120) Insomma, una manna dal cielo per Angela Merkel: cosa poteva servirle di più per dimostrare, alla vigilia del vertice, che il morbo della moneta unica s’annida tra le spiagge del Mediterraneo? www.lastampa.it [28. 06. 2012] (121) Quasi tutti, a parte gli inglesi che all’agonia del vecchio euro guardano dall’alto della loro sterlina, concordano sulla necessità di una rifondazione monetaria; non tutti concordano invece sui tempi e sul dosaggio della formula. www.lastampa.it [28. 06. 2012] (122) Il più grave è il male italiano. www.repubblica.it [02. 07. 2012] (123) Parole che dicono quanto la febbre europea resti sempre troppo alta. ‘Le decisioni del vertice riducono il contagio nell’eurozona’ www.ilsole24ore.com [04. 07. 2012] (124) Questa volta a Bruxelles in gioco non c’è solo il destino dell’euro e il rilancio dell’economia europea in catalessi. www.ilsole24ore.com [28. 06. 2012] (125) Forse, il dato diffuso poco prima, sulla disoccupazione ora in aumento anche in Germania, le aveva indicato che anche la superpotenza economica d’Europa non è immune alla crisi. www. ilsole24ore.com [29. 06. 2012] Aber wo Krankheit ist, ist auch Heilung, hofft man. Die Metapher assoziiert freilich nicht nur die heilende Hand des Arztes, sondern auch das verfallende Haus, das marode Stadtviertel, das der Sanierung bedarf. (126) Spanien pochte in den ausgesprochen zähen Verhandlungen auf direkte Finanzspritzen der europäischen Rettungsfonds für marode Banken im Land. www.welt.de [29. 06. 2012] (127) Das Land schreckte bislang aus Angst vor harten Auflagen vor dem Griff zum Euro-Tropf zurück. www.sueddeutsche.de [29. 06. 2012] (128) Man darf aber nicht vergessen, dass es andere Länder wie Irland, Italien, Spanien und Portugal gibt, die von der Krise angesteckt wurden und daraufhin ihre Haushälter zu sanieren angefangen haben. www.zeit.de [28. 06. 2012] (129) Dieses soll den Kurs der Haushaltssanierung flankieren. www.sueddeutsche.de [28. 06. 2012] (130) Deutschland wollte lieber dem spanischen Staat Kredite geben, damit er damit seine Banken saniert. www.zeit.de [29. 06. 2012] (131) Per questo ci devono essere misure che assicurino che non ci siano contagi nell’eurozona. www.repubblica.it [28. 06. 2012] (132) [. . .] i previsti aiuti alle banche spagnole sono un salasso da circa 100 miliardi che va ad aggiungersi all’assistenza già fornita a Grecia, Irlanda e Portogallo. www.ilsole24ore.com [04. 07. 2012] (133) Sarà da vedere a quali ricette terapeutiche tenteranno di ricorrere, per la cura del morbo, i Paesi più importanti dell’eurozona infetta e ormai minacciata nella sua stessa sopravvivenza. www.lastampa.it [28. 06. 2012] Sowohl die deutsche als auch die italienische Presse beschreiben oft die Krise als Rechnung, die der Bevölkerung präsentiert werde. (134) Wir haben auf Kosten kommender Generationen gut gelebt. www.welt.de [28. 06. 2012] (135) Italien und Spanien zahlen einen kleinen Preis. www.sueddeutsche.de [29. 06. 2012] (136) (Monti) hat keinen Rabatt erbeten. www.welt.de [28. 06. 2012] (137) Es geht nicht um Rabatte für die schwächeren Problemländer. www.welt.de [28. 06. 2012] (138) Als gäbe es nur das Heute und kein Morgen, setzte man überall auf einen Wohlstand, der mit Schulden erkauft wurde. www.welt.de [28. 06. 2012] (139) EU-Kreise rechneten mit einer Einigung über die Bankenunion mit europäischer Bankenaufsicht und mit kurzfristigen Maßnahmen zur Absicherung der Eurozone. www.sueddeutsche.de [28. 06. 2012] 334 Antonietta Fortunato (Salerno) (140) Per il debito pubblico italiano il conto si fa troppo “salato”. www.ilsole24ore.com [28. 06. 2012] (141) La moneta di scambio per convincere Berlino. www.ilsole24ore.com [28. 06. 2012] Wenn jedoch die bei den Politikern beliebte Metapher von der Krise als ein Weg von der Presse übernommen wird, dann in der Form von ‘Wüste’, ‘Sackgasse’ und ‘via di fuga’, was weit weniger idyllisch klingt. (142) Es geht darum, groß zu denken, symbolische Ziele zu definieren, für die es sich lohnt, die Wüste der Krise zu durchqueren. www.welt.de [28. 06. 2012] (143) Europa befindet sich in einer Sackgasse. www.zeit.de [28. 06. 2012] (144) Das ist [. . .] ein erster Schritt in Richtung Bankenunion. www.sueddeutsche.de [29. 06. 2012] (145) Berlin und Rom präsentieren sich da gemeinsam auf der Reformstraße. www.handelsblatt. com [05. 07. 2012] (146) Il cammino delle riforme, non solo economiche, è ancora lungo. www.corriere.it [30. 06. 2012] (147) [. . .] rende velleitari più o meno tutti i tentativi, francesi, italiani, spagnoli di trovare una via di fuga dai costi iperbolici di rifinanziamento del debito. www.ilsole24ore.com [28. 06. 2012] (148) Un passo avanti sulla strada tracciata dell’unione politica e fiscale. www.corriere.it [30. 06. 2012] Gelegentlich wird die Krise als Feind ausgemacht, den es zu bekämpfen gelte: (149) Kaum ein Anleger erwarte, dass es auf dem Gipfel substanzielle Fortschritte zur Bekämpfung der europäischen Schuldenkrise geben werde, hieß es von Experten. www.sueddeutsche.de [28. 06. 2012] (150) Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten verständigten sich im Kampf gegen die Rezession auf einen Wachstumspakt für mehr Beschäftigung. www.sueddeutsche.de [29. 06. 2012] (151) Die katastrophale Rezession bekämpfen. www.sueddeutsche.de [28. 06. 2012] (152) Die beiden Euro-Wackelkandidaten kämpfen mit hohen Zinsen. www.handelsblatt.com [28. 06. 2012] (153) Spanien und Italien kämpfen mit steigenden Risikoaufschlägen für ihre Staatsanleihen. www.handelsblatt.com [28. 06. 2012] (154) Sul fronte dei conti pubblici, si registra la nuova rassicurazione di Monti: non vi saranno nuove manovre correttive. www.ilsole24ore.com [30. 06. 2012] (155) Dall’altro i meccanismi di stabilizzazione per far fronte alla crisi dei debiti sovrani [. . .]. www.ilsole24ore.com [30. 06. 2012] 4 Schlussbemerkung Für die Tabuforschung ist der Diskurs zur Finanzkrise insofern von Interesse als dessen sprachliche Folgen in einer Fülle von Material direkt beobachtet werden können. Die sprachlichen Mittel der Tabuisierung und Enttabuisierung der Krise wurden hier aus intra- und interkultureller Perspektive untersucht, um die Unterschiede ihrer Bewertung sowohl in den beiden Ländern als auch in den beiden Gruppen von Akteuren (Politiker versus Journalisten) herauszuarbeiten. Ein aufschlussreiches Ergebnis ist, dass obwohl Italien und Deutschland im Drama der Euro-Rettung diametral entgegengesetzte Rollen spielen, die Die Finanzkrise als Tabu-Thema 335 beteiligten Politiker ganz ähnliche sprachliche Strategien einsetzen, um die Finanzkrise als solche zu tabuisieren und ihre Probleme zu verschleiern oder zu verharmlosen. Umgekehrt versuchen die Journalisten aus beiden Ländern trotz entgegengesetzter Interessenlage sowohl in ihren Fragen auf der Pressekonferenz als auch in ihren Online-Artikeln die Tabus zu durchbrechen und die camouflierenden und euphemisierenden Strategien der Politiker zu durchkreuzen. Dazu dient ihnen vor allem das reiche Arsenal der Metaphorik, um im Spiel mit der Dialektik von Licht und Schatten ins Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken, was die Politiker gern im Dunkeln lassen würden. Daraus kann man schließen, dass der Krisendiskurs grenzüberschreitend die Gruppen der Akteure eint, zwischen den Gruppen aber die Grenze verstärkt, weil er - als Tabuthema - hier eben nur gruppenspezifisch ist, nicht kulturspezifisch. Bibliographie Aarts, Bas et al. (eds.) 2000: Fuzzy Grammar: A Reader, New York: Oxford University Press Arrese, Ángel 2015: “Euro crisis metaphors in the Spanish press”, in: Communication & Society 28.2 (2015): 19-38 Antos, Gerd 2008: “‘Wo Licht ist, ist auch Schatten! ’ Kommunikatives Ausblenden oder: Zur Dialektik von Highlighting und Hiding”, in: Pappert et al. 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