eJournals Kodikas/Code 36/3-4

Kodikas/Code
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
2013
363-4

Vorwort

2013
Ernest W. B. Hess-Lüttich
Vorwort / Preface Ernest W.B. Hess-Lüttich Vor einiger Zeit sandte Achim Eschbach, der Begründer dieser Zeitschrift, mir ein Konvolut mit Texten, die ihm am Herzen liegen. Sie stammen von Weggefährten, mit denen er im Laufe seines wissenschaftlichen Werdegangs kooperiert hat, von Autoren, deren Arbeiten ihn inspiriert haben zu eigenen Überlegungen im Bezirk von Sprachphilosophie und Zeichentheorie, Texte, die zu einem Teil an verstreuten Orten erschienen, zum andern Teil noch unveröffentlicht sind. Sie markieren die Eckpunkte seiner Interessen an der Theorie und Geschichte der Semiotik. Sie sind Denkern gewidmet, die ihrerseits zu den bedeutendsten Wegbereitern zeichentheoretisch basierter Reflexion im 18. bis 20. Jahrhundert gehören. Große Namen sind darunter (viele fehlen auch): Johann Heinrich Lambert, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Charles Sanders Peirce, Victoria Lady Welby, Philipp Wegener, Hermann Paul, Fritz Mauthner, Ferdinand de Saussure, Alexius Meinong, Roman Jakobson, Karl Bühler. Karl Bühler, dem Psychologen und Sprachtheoretiker und bedeutenden Repräsentanten der Würzburger Schule in der Psychologie, hat Eschbach Jahre seines wissenschaftlichen Lebens und wichtige Studien gewidmet. Er wertet den Bühler-Nachlass aus und arbeitet an einer Gesamtausgabe seiner Werke. Die ‚sematologischen‘ Grundlagen seiner Wahrnehmungstheorie hat Eschbach in einem Beitrag herausgearbeitet, den ich diesem Band als ein Exempel seiner Arbeitsweise beifüge. Alle anderen Beiträge gehen auf die Anregung Eschbachs zurück. Sie bilden zusammen einen guten Überblick über wichtige Wegmarken der Semiotikgeschichte, ja lesen sich wie die Kapitel zu einer Einführung in dieses Fachgebiet und Forschungsfeld. Deshalb lag der Gedanke nahe, sie in einem Themenheft dieser Zeitschrift im Zusammenhang zugänglich zu machen. Leider sah sich der Initiator aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, selbst die Edition dieses Heftes zu übernehmen, zumal die Manuskripte aus den unterschiedlichsten Zeiten, Quellen und Kontexten einer starken redaktionellen und editorischen Bearbeitung bedurften. Ich habe daher diese mühsame Aufgabe, unterstützt von Alain Dietzig (dem dafür an dieser Stelle herzlich gedankt sei), gerne übernommen, möchte aber dem eigentlichen spiritus rector des Bandes, dem langjährigen Freunde und Weggefährten, dem engagierten Mitstreiter im faszinierenden Feld der Semiotik seit den späten 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, dadurch die verdiente Ehre erweisen, dass ihm dieses Themenheft der Zeitschrift Kodikas/ Code, die wir im nunmehr 36. Jahrgang gemeinsam mit Jürgen Trabant herausgeben, zu seinem 65. Geburtstag gewidmet sei. Er blickt dabei zurück auf ein wahrlich ertragreiches akademisches Wirken. Schon als Student der Philosophie, Germanistik und Soziologie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule zu Aachen hatte er, unter dem Einfluss kundiger Lehrer und umgeben K O D I K A S / C O D E Ars Semeiotica Volume 36 (2013) No. 3 - 4 Gunter Narr Verlag Tübingen Ernest W.B. Hess-Lüttich 160 von einer Gruppe Gleichgesinnter, die Semiotik für sich entdeckt. Zügig schloss er sein Studium ab und promovierte mit einer Arbeit über Pragmasemiotik und Theater, die er als Beitrag zur Theorie und Praxis einer pragmatisch orientierten Zeichenanalyse verstanden sehen wollte. Von seiner Umsicht und Tatkraft zeugt der Umstand, dass er die Arbeit gleich in einer von ihm selbst begründeten Buchreihe erscheinen lassen konnte, der Supplement- Reihe zu dieser Zeitschrift, die er ebenfalls ins Leben gerufen hat und zu deren Co-Editorschaft er Jürgen Trabant und mich alsbald einlud. Es folgten zahllose Bücher und Editionen in namhaften Verlagen, die hier gar nicht alle Erwähnung finden können, die aber nicht selten richtungweisend waren und neue Felder erschlossen. Stellvertretend seien hier nur die bei Suhrkamp in zwei gewichtigen Bänden erschienenen Bühler-Studien erwähnt, die jüngst gemeinsam mit seiner Tochter Nora edierten Bausteine der Kommunikationswissenschaft im Verlag Königshausen & Neumann oder, ganz aktuell, die Grundlagentexte zur Soziosemiotik im Verlag Herbert von Halem. Unermüdlich war er über Jahrzehnte hinweg publizistisch und forschungsorganisatorisch für das Fach ‚im Einsatz‘. Er organisierte Tagungen in Aachen und Essen, er war die treibende Kraft im Aachener Arbeitskreis Semiotik und diente im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Semiotik, er gründete einige weitere neue Zeitschriften und Buchreihen, entdeckte Trouvaillen der Semiotikgeschichte in entlegenen Archiven und vermochte immer wieder hochkarätige Autorenteams zusammenzuschmieden für seine klug konzipierten Sammelbände. Im Felde der deutschsprachigen Semiotik des ausgehenden 20. Jahrhunderts gehört er (neben Jürgen Trabant in der Romanistik, Roland Posner in der Linguistik und Winfried Nöth in der Anglistik und ein paar anderen) in der Philosophie und Kommunikationsforschung ganz gewiss zu den prägenden Gestalten, die sich um das Fach, um die Erschließung der Theorie und Geschichte der Semiotik über den engeren Zirkel der Experten hinaus, nachhaltig verdient gemacht haben. Zu seinem 65. Geburtstag am 20. Oktober 2013 möge daher dieses Themenheft ein ‚Zeichen‘ kollegialen Respekts und freundschaftlicher Verbundenheit sein. Berlin, im Oktober 2013 Ernest W.B. Hess-Lüttich