eJournals lendemains 34/134-135

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Narr Verlag Tübingen
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2009
34134-135

Romanistisches B.A.-Studium aus der Absolventenperspektive

2009
Nadine Gerspacher
Anja Hartmann
Robert Hild
Frank Reiser
ldm34134-1350244
244 Nadine Gerspacher, Anja Hartmann, Robert Hild, Frank Reiser Romanistisches B.A.-Studium aus der Absolventenperspektive Drei Erfahrungsberichte Die Diskussion über Sinn und Unsinn der Modularisierung der Curricula im Allgemeinen und der romanistischen Studiengänge im Besonderen wird von vielen Seiten geführt und ist, wie nicht zuletzt die Beiträge in diesem Band zeigen, längst auch auf die wissenschaftliche Metaebene gelangt. So wichtig das Urteil der betroffenen (d.h. mittlerweile wohl aller) Lehrenden und Forschenden ist, da die Qualität eines Studienangebots fraglos v.a. von seiner konkreten Ausgestaltung durch Fachvertreter abhängt - der eigentliche Prüfstein sind die Absolventen dieser Studiengänge, ihr kritischer Rückblick und ihre Erfahrungen aus der Zeit ‘ danach ’ . Schließlich geht die Bologna-Reform ungeachtet mancher Polemik nicht auf den Wunsch zurück, die Humboldtsche Universität zu demontieren oder unter Vernachlässigung grundlegender Unterschiede um jeden Preis dem angloamerikanischen System anzupassen, sondern die Kompetenz, Mobilität und internationale Anschlussfähigkeit europäischer Hochschulabsolventen zu erhöhen. Für romanistische Fallbeispiele bietet sich der Freiburger B.A.-Studiengang „FrankoMedia - Sprache, Literatur, Kultur“ an, der aufgrund seines frühen Starts im Wintersemester 2002/ 03 bereits seit nunmehr vier Jahren Absolventen hervorbringt und damit einen - freilich nur streiflichtartigen - Eindruck auch von der ‘Phase danach’, den Problemfeldern und Chancen der inzwischen zahlreichen frankoromanistischen B.A.-Studiengänge bieten kann. Wir haben drei AbsolventInnen dieses Studiengangs - Anja Hartmann, Nadine Gerspacher und Robert Hild - nach ihren Erfahrungen und ihrer rückblickenden Einschätzung gefragt. Neben zahlreichen unterschiedlichen Auffassungen zeichnen sich in ihren Berichten einige gemeinsame Tendenzen ab. Alle drei schlossen ein Masterstudium an und sind damit, wie Nadine Gerspacher berichtet, bei weitem nicht allein in ihrem Jahrgang. Offensichtlich ist damit die Anschlussfähigkeit jedenfalls zu weiterführenden Masterstudiengängen gegeben, und das auch international und trotz der besonderen fachlichen Ausrichtung von FrankoMedia, die, wie man annehmen könnte, eher spezialisiert als offenlässt. Damit scheinen zwei wichtige Gedanken des Bologna-Prozesses erfolgreich umgesetzt zu sein, nämlich erstens die Möglichkeit zu einer wissenschaftlichen Neuausrichtung und Profilierung im Übergang von Bachelor zu Master, wie der Bericht von Robert Hild zeigt, und zweitens die verbesserte Mobilität und Durchlässigkeit, jedenfalls für AbsolventInnen: Die hier zusammengestellten Berichte lassen den Schluss zu, dass sich der Wechsel in die Masterphase keinesfalls problematischer, sondern eher einfacher darstellt als die Fortsetzung eines traditionellen Studiums an anderen, insbesondere ausländischen Hochschulen; während des B.A.-Studiums freilich dürfte die Mobilität aufgrund der bislang vielfach relativ strikt geregelten Studienverlaufspläne gegenüber traditionellen Studiengängen hingegen deutlich eingeschränkt sein. Auch ist die Beliebtheit des Masters umgekehrt zweifellos Ausdruck 245 bestehender Zweifel an der Berufstauglichkeit der Bachelorabschlüsse, Zweifel, die auch in unseren Berichten klar artikuliert werden. Zugespitzt und simplifizierend könnte man sagen, dass es für die fachwissenschaftliche Vertiefung allein keines zweistufigen Modells bedurft hätte - und in der Tat war die zentrale raison d’être des Bachelor von Anfang an das Prinzip, nach drei Jahren wenn nicht das Gros, so doch einen beträchtlichen Teil der Studierenden zu einem erfolgreichen Berufseinstieg und eine geringere Zahl besonders befähigter und interessierter Studierender zu fachwissenschaftlicher Spezialisierung und Expertise zu führen. Dieses Ziel wird nicht erreicht, wenn B.A.-Abschlüsse statt eines Berufseinstiegs vielmehr einen Einstieg in die Fortsetzung des Studiums bieten, bis man - wiederum überspitzt formuliert - die Studienzeiten alter Magistercurricula erreicht oder gar überschritten hat. Die hier zu Wort kommenden Absolventen weisen übereinstimmend auf die Notwendigkeit hin, echten Praxisbezug und Wahlmöglichkeiten zur frühen Profilschärfung in die Bachelorprogramme zu integrieren, dabei aber die Breite und wissenschaftliche Solidität, die schon jetzt den Einstieg in den Master ermöglicht, nicht aufzugeben - ein Spagat, der nicht leicht zu bewerkstelligen sein dürfte. Hinsichtlich der für modularisierte Studiengänge typischen Strukturen, die unter den Schlagwörtern „Verschulung“, „Überbürokratisierung“ und „Prüfungsunwesen“ von Anfang an im Zentrum der Polemik um Bologna à l’allemande standen, zeigt sich in der rückblickenden Beurteilung die erwartbare Ambivalenz: So steht etwa mangelnder individueller Gestaltungsspielraum in einem Studiengang nach dem Hüllen-Prinzip, bei dem allenfalls auf der Ebene einzelner Veranstaltungen Wahlfreiheit besteht (vgl. den Beitrag von Eva Scholz in diesem Dossier) einerseits der optimalen Orientierung und Beratung der Studienanfänger mit automatisch reservierten Plätzen in Pflichtveranstaltungen andererseits gegenüber. Das studienbegleitende Prüfungssystem schließlich, dem vielfach vorgeworfen wird, auf kurzfristigen Notenerfolg zielendes ‘Bulimie-Lernen’ zu begünstigen, erscheint aus der hier artikulierten Absolventenperspektive umgekehrt eher als Würdigung einer mehrjährigen kontinuierlichen Arbeit. Anja Hartmann: Als ich mich vor fünf Jahren entschloss zu studieren, steckten die modularisierten Studiengänge noch in den Kinderschuhen. Für meine Entscheidung spielten damals die kurze Studiendauer sowie die spezielle Kombination wissenschaftlicher Inhalte, die die Universität Freiburg unter dem Namen „FrankoMedia“ anbot, eine Rolle. Darüber hinaus sah ich Vorteile in der begrenzten Anzahl der Studierenden und im relativ straff und genau organisierten Studienverlauf. Während meiner Studienzeit in Freiburg fand ich diese Überlegungen teils durchaus bestätigt, musste sie teils jedoch auch revidieren. Die kleine Gruppe von ca. 30 Studierenden trug dazu bei, dass eine gewisse „Klassenatmosphäre“ mit den typischen Vor-, aber auch Nachteilen entstand. Dieser Eindruck der „Verschultheit“ wurde durch die Anwesenheitspflicht und die geringen Wahlmöglichkeiten innerhalb des Studiums vertieft: Die Belegung meist genau vorgeschriebener Kurse bot wenig Möglichkeit für eine individuelle Organisation. Inhaltlich bin ich etwa der Ansicht, dass die Pflichtvorlesungen „Sprache und Kultur der antiken Welt 246 I und II“, die anstelle des Latinums die Kenntnis der antiken Grundlagen romanischer Kultur vermitteln sollten, sowie das gesamte Modul „Textkompetenz“, das den rezeptiv-interpretatorischen wie produktiven Umgang mit Texten zum Gegenstand hat, nicht unbedingt als obligatorische Veranstaltungen in den Studiengang hätten eingehen müssen; die uns hierbei vermittelten Kompetenzen waren äußerst spezifisch und dadurch, zumindest für meinen persönlichen weiteren Werdegang, nicht vonnöten. Die Abgeschlossenheit der FrankoMedia-Studierenden von Studenten anderer Fächer, die Anwesenheitspflicht, die relativ streng vorgegebene Abfolge und Art der zu absolvierenden Seminare sowie die Tatsache, dass die im Studium erzielten Ergebnisse am Ende in die Abschlussnote eingehen würden, führten zu einer deutlich verschulten Studienatmosphäre: die „Freiheit des Studierens“ als individuelle Entscheidungs- und Wahlmöglichkeit erfuhren wir so nicht. Dies hatte andererseits aber auch deutliche Vorteile hinsichtlich der Studienorganisation und der Betreuung; so kämpften Mitglieder des FrankoMedia-Studiengangs beispielsweise nicht mit den organisatorischen Problemen anderer Studierender: die Schwierigkeit, in bestimmten Kursen einen Platz zu erhalten, das Zurechtfinden im bürokratischen Dschungel der Anmeldefristen und Prüfungsamtvorgaben, die fehlende Interaktion mit Dozenten und Professoren kannte man in unserem B.A.-Studiengang nur vom Hörensagen. Neben der konsequenten Unterstützung in sämtlichen organisatorischen und terminlichen Fragen bot die „verschulte Atmosphäre“ auch den Vorteil einer sehr persönlichen und intensiven Betreuung durch die spezifisch für unseren Studiengang zuständigen Mitarbeiter und ermöglichte nicht zuletzt auch besondere Exkursionen wie beispielsweise zu ARTE nach Straßburg. Im Nachhinein beurteile ich auch die Anwesenheitspflicht und das Notensystem etwas differenzierter: Einerseits fordert der B.A.-Studiengang so kontinuierliche Leistungen und wirkt der Versuchung entgegen, einen Kurs mit minimalem Leistungsaufwand abzuschließen, andererseits ist vielleicht auch genau die Erfahrung, Wissen ohne direkt erfolgende und sich rechnende „Belohnung“ zu entwickeln, ein wichtiger Lernprozess in einem klassischen Studiengangmodell, den man so nicht durchlaufen kann. Eine Komponente, die meines Erachtens grundlegend überdacht werden sollte, ist die Implementierung obligatorischer Kurse zum Erwerb sog. berufsorientierter oder Schlüsselkompetenzen. Die dahinter steckende Idee einer stärkeren Praxisorientierung im Studium ist per se absolut zu befürworten; die praktische Durchführung und tatsächliche Effektivität entsprechender Veranstaltungen in meinem B.A.- Studium jedoch ließ zu wünschen übrig. Die großteils äußerst interessanten Themen der Kurse wurden durch die häufig mangelnde Kompetenz der Kursleiter sowie die Kürze der Zeit meist oberflächlich abgehandelt. Darüber hinaus würde ich auch die generelle Organisation der Schlüsselqualifikations-Kurse als eher mangelhaft beschreiben. Insgesamt wäre es meines Erachtens klüger, sich am Anfang des Studiums für ein oder zwei primäre Schlüsselkompetenzen zu entscheiden, die man im Verlauf von drei Jahren vertiefen kann. Auch die Möglichkeit eines studienbegleitenden längerfristigen Pflichtpraktikums hätte ich der Vielzahl der berufsorientierten Kurse vorgezogen. Insgesamt bin ich der Meinung, dass diese Art der 247 Kompetenzvermittlung absolut nicht als Praxiserfahrung gelten kann, die der späteren Berufslaufbahn zuträglich ist. Trotz aller Kritik bin ich insgesamt sehr froh, mich damals für den B.A.-Studiengang FrankoMedia entschieden zu haben. So stand mir nach drei Jahren Studium die Möglichkeit offen, meine dort erarbeiteten Kenntnisse, die ich bereits im letzten Semester durch die Wahl des Moduls „Literaturwissenschaft“ und meine Abschlussarbeit vertiefen konnte, in einem Master-Studium weiter zu spezifizieren. Nachdem mich der B.A.-Studiengang mit verschiedenen Aspekten der Literatur-, Sprach- und Medienkulturwissenschaft vertraut gemacht hatte, konnte ich in dem anschließenden komparatistischen Masterstudium in München und der derzeitigen Promotionsphase die in Freiburg geschaffenen Grundlagen ausbauen. Bis zum heutigen Tag bin ich in meiner wissenschaftlichen Arbeit inhaltlich dem B.A.-Studiengang verbunden: Das Thema eines im Rahmen von FrankoMedia besuchten Seminars findet sich heute in Teilbereichen meiner Dissertation wieder. Die Entscheidung für ein Promotionsprojekt ist natürlich primär auf mein Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit zurückzuführen; dennoch spielten auch meine Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt für die Entscheidung eine Rolle. Als ich mich im Sommer 2008 nach dem Abschluss meines M.A.-Studiengangs bei verschiedenen Stellen bewarb, musste ich feststellen, dass ich (abgesehen von einer Trainee-Stelle bei einem Verlag) lediglich die Chance bekam, verschiedene Praktika zu absolvieren; eine andere Möglichkeit bot sich mir trotz hervorragender Abschlüsse, Auslandserfahrung und mehrerer absolvierter Praktika nicht. Auf meine Nachfrage hin wurde mir unter anderem mitgeteilt, dass die von mir gesammelte Berufserfahrung zu oberflächlich sei, da ich kein Praktikum länger als zwei Monate absolviert hätte. Dies jedoch wäre mir rein vom zeitlichen Aufwand her nicht möglich gewesen, ohne mein Studium entweder deutlich in die Länge zu ziehen oder inhaltliche Abstriche in Kauf zu nehmen. Auch aus diesem Grund befürworte ich Pflichtpraktika oder die Vermittlung profunder praktischer Kompetenzen in den Programmen modularisierter Studiengänge. KommilitonInnen bestätigten mir ähnliche Erfahrungen: Allein Mitstudierenden, die bereits vor dem Studium Berufserfahrung vorweisen konnten, fiel es vergleichsweise leicht, eine Stelle nach dem B.A.- Studiengang zu erhalten; alle anderen reihten sich in die „Generation Praktikum“ ein oder versuchten, ihre wissenschaftlichen Kenntnisse in einem weiteren Studiengang zu vertiefen. Natürlich ist diese Tatsache nicht auf die modularisierten Studiengänge, sondern vermutlich auf die allgemeine Situation geisteswissenschaftlicher Studienabsolventen zurückzuführen; dennoch sehe ich es als Pflicht gerade der neuen Studiengänge, dieser Tendenz entgegenzuwirken und für eine bessere Verknüpfung von Theorie und Praxis zu sorgen, etwa indem Kontakte zur Berufswelt bereits durch Praktika oder freie Mitarbeit während der Studienzeit geknüpft werden und von Seiten der Universität diese Aktivität honoriert und nicht als unerwünschte Verlängerung der Studiendauer angesehen wird. Es müsste gelingen, die modularisierten Studiengänge so aufzubauen, dass den Studierenden theoretisches wie praktisches Wissen vermittelt wird: neben tatsächlichen Erfahrungen in der Berufswelt schließe ich hier auch Kompetenzen wie Zeitmanagement, rhetorische sowie organisatorische Kompetenzen, Computerkenntnisse etc. (also 248 durchaus Fähigkeiten, die auch in den Schlüsselqualifikations-Kursen vermittelt werden sollen) mit ein. Nur so kann meines Erachtens die Geisteswissenschaft auch fähige Berufseinsteiger und nicht nur überqualifizierte Praktikanten hervorbringen: auch praktisches Denken will studiert sein. Genau aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, im kommenden Jahr neben meiner Promotion ein weiteres, längerfristiges Praktikum zu absolvieren: während meiner Studien habe ich die Möglichkeit, diesbezügliche Erfahrungen zu sammeln, für den Geschmack des Arbeitsmarktes nicht optimal genutzt, da mir die Beendigung des Studiums in kürzestmöglicher Zeit wichtiger erschien. Ich sehe dies als einzige Chance, mir die Möglichkeit offen zu halten, nach Abschluss meiner Dissertation auch eine nichtuniversitäre Laufbahn einzuschlagen und nicht als promovierte Praktikantin ins Berufsleben einsteigen zu müssen. Nadine Gerspacher: Nach meinem Abitur im Sommer 2003 habe ich mich für das B.A.-Studium „FrankoMedia - Sprache, Literatur, Kultur“ am Romanischen Seminar der Universität Freiburg entschieden. Mein Ziel war es, in diesem Studium meiner Vorliebe für die französische Sprache und Literatur nachzugehen und zusätzlich medienwissenschaftliche Ansätze kennenzulernen. Das Studium hat meine Erwartungen erfüllt, da es wissenschaftlich angelegt ist und gleichzeitig den berufspraktischen Fokus nicht vernachlässigt. Auf eigenständiges wissenschaftliches Arbeiten wird genauso Wert gelegt wie auf das Vorbereiten von Gruppenpräsentationen. Der Kontakt mit den Lehrenden ist sehr persönlich und produktiv. Außerdem belegen Studierende der Bachelorstudiengänge in Freiburg je nach Studiengang eine bestimmte Anzahl an berufsorientierten Kursen außerhalb ihres Fachs. Hierzu zählen beispielsweise Marketingkurse, Schulungen der kommunikativen Fähigkeiten oder Medienpraxis. Diese Mischung aus akademischen und berufsbezogenen Lehrveranstaltungen habe ich während meines Studiums besonders schätzen gelernt. Meine Bachelorarbeit habe ich der Aktualität des Aufklärers Montesquieu in der Medienwelt des 21. Jahrhundert gewidmet - eine Thematik, die einmal mehr verdeutlicht, dass wissenschaftliche Werke der letzten Jahrhunderte auch in der heutigen Welt noch brandaktuell sein können. Nach meinem Bachelorabschluss im Jahr 2006 habe ich mich für ein Masterstudium im Bereich Marketing und Kommunikation am Institut d’Etudes Politiques (IEP) in Paris entschieden. Eine solche Fortsetzung hatte ich von Anfang an geplant. Zwar werden Bachelor-Abschlüsse - zumindest in der Schweiz, meinem jetzigen Arbeitsumfeld - durchaus als berufsqualifizierend anerkannt, jedoch erscheint es mir fraglich, ob sich gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten geisteswissenschaftliche Bachelor-Absolventen tatsächlich auch gegen Mitbewerber mit anderen Studienabschlüssen durchsetzen können. Auch die Tatsache, dass nach meiner Kenntnis die meisten Absolventen meines B.A.-Jahrgangs ein Masterstudium angeschlossen haben, deutet darauf hin, dass die Berufschancen mit Masterabschluss allgemein als höher eingeschätzt werden. Nach meinen zusätzlichen Erfahrungen im Rahmen des Masterstudiums in Paris, bei dem ich nicht nur einen ‘höheren Abschluss’ erlangt, sondern auch berufsqualifizierende Kompeten- 249 zen hinzugewonnen habe, bin ich der Ansicht, dass es für die Studierenden eine Bereicherung darstellt, wenn verschiedene Dozenten auch direkt aus der Wirtschaft bzw. aus dem Mediensektor kommen und ihr praktisches Wissen weitergeben. Medienbezogene Studiengänge etwa könnten an Attraktivität gewinnen, wenn vermehrt Dozenten aus den verschiedenen Medienbereichen (Print-, audiovisuelle, Onlinemedien und eventuell Medienagenturen) hinzugezogen würden. So könnten unter der Anleitung praxiserfahrener Spezialisten Medienprojekte in Gruppen erarbeitet und evaluiert werden. Der akademische Fokus des Studiums sollte hierbei jedoch auf jeden Fall gewahrt bleiben. Ich habe während meines Masterstudiums in Paris immer wieder davon profitiert, dass ich während meines Studiums in Freiburg gelernt hatte, substanzielle wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Als ich mit dem Bachelorstudium begann, existierte dieser Studiengang erst seit einem Jahr. Es handelte sich um einen der ersten Bachelorstudiengänge an der Universität Freiburg und bundesweit in der Romanistik. Ich fand die Aussicht sehr attraktiv, schon nach 3 Jahren einen Abschluss und die Möglichkeit zu haben, im Master nochmals einen etwas anderen Weg einschlagen und zugleich doch bisher erworbene Kompetenzen einbringen zu können. Die straffe Studienorganisation mit studienbegleitendem Prüfungssystem erwies sich für mich ebenfalls als positiv, wenngleich ich mich auch in einem traditionellen Studiengang sicherlich gut zurechtgefunden hätte. Ich war immer froh, dass sich im B.A.-System die Abschlussnote aus vielen verschiedenen Bausteinen zusammensetzt und nicht alleine die punktuelle Abschlussprüfung maßgeblich ist. Auch die internationale Anrechenbarkeit erleichtert die Mobilität der Studenten. Als negative Seite der Studienstruktur fiel mir damals durchaus die eingeschränkte Flexibilität hinsichtlich der Kurswahl und der Verteilung der Kurse auf die Fachsemester auf. Die Konzeption wurde aber bis heute gerade in dieser Hinsicht weiterentwickelt. So haben die Studierenden heute die Möglichkeit, zwei Auslandssemester an der Universität in Straßburg zu absolvieren, ohne längere Studienzeiten in Kauf nehmen zu müssen. Derartige Initiativen, die wichtige Wahl- und Profilmöglichkeiten schaffen, haben zu meiner Zeit in Freiburg noch gefehlt. Die entscheidende Aufgabe bei der Weiterentwicklung dieses und anderer Studiengänge wird darin liegen, die Anschlussfähigkeit am internationalen Arbeitsmarkt zu gewährleisten - wobei es freilich auch sehr darauf ankommt, was man eigeninitiativ als Studierender, z.B. durch Praktika, fachnahe Studentenjobs oder Auslandsaufenthalte, aus dem Studium macht. Kombiniert mit einem gewissen Maß an persönlichem Engagement bietet ein solches Studium nach meiner Einschätzung zweifellos gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Zwischenzeitlich bin ich bei der Google Switzerland GmbH in Zürich im Bereich Sales/ Online Marketing beschäftigt. Hierbei betreue ich in erster Linie Firmenkunden aus der frankophonen Schweiz. Meine sehr guten Französischkenntnisse, mein Gefühl für diese Sprache und meine Kenntnisse im Mediensektor sind für meine tägliche Arbeit notwendig und waren mit ausschlaggebend, dass ich bei Google eingestellt worden bin. Mein FrankoMedia-Studium hat sicherlich grundlegend dazu beigetragen, diese wichtigen Fähigkeiten zu erlernen. 250 Insgesamt kann ich sagen, dass ich mein Bachelorstudium hinsichtlich der Inhalte wie der Betreuung und Lehre durch die Dozierenden sehr positiv beurteile und es, wenngleich nicht als für den unmittelbaren Berufseinstieg verwendbare Ausbildung, so doch als gute akademische Grundlage für spätere Weiterqualifizierung erkannt habe. Robert Hild: Ich habe mein B.A.-Studium mit der Fächerkombination FrankoMedia (HF) und Bildungsplanung/ Instructional Design (NF) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Sommersemester 2007 innerhalb der Regelstudienzeit erfolgreich abgeschlossen. Seit dem Wintersemester 2007/ 08 bin ich an der Universität Bielefeld im Masterstudiengang „Interdisziplinäre Medienwissenschaft“ eingeschrieben und werde mein Studium voraussichtlich im September 2009 beenden. Eine Besonderheit dieses Studienganges ist, dass er von vier Fakultäten getragen wird: der Technischen Fakultät, der Fakultät für Soziologie, der Fakultät für Erziehungswissenschaften sowie der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. Wie bereits das B.A.-Studium ist auch dieser Studiengang modular aufgebaut, allerdings zeichnet er sich auch dadurch aus, dass die Module durch die Studierenden weitestgehend frei gewählt werden können, der Studiengang im Gegensatz zu FrankoMedia also nach dem Baustein-Prinzip aufgebaut ist und individuelle Schwerpunktsetzung fördert: abgesehen von zwei obligatorischen Einführungsmodulen und einem technischen Wahlpflichtmodul besteht Gestaltungsfreiheit. Ich persönlich habe mich für die vier Module Medien, Gesellschaft und Kultur, Texttechnologien, Praxis-Umgang mit Medien und Lernen mit (Neuen) Medien entschieden und arbeite derzeit an einem Projekt im Bereich der Medienpädagogik für meine Masterarbeit. Da mein jetziges Studium somit keinen Bezug mehr zur Frankophonie beziehungsweise zur Romanistik im Allgemeinen aufweist, lässt sich ein Teil der im Rahmen meines Bachelorstudiums vermittelten Inhalte - insbesondere aus den Bereichen Landeskunde und Sprachkompetenz - hierfür leider nicht anwenden. Viele andere (Grund-)Kenntnisse aus den Bereichen der Medienanalyse sowie der Sprach- und Literaturwissenschaft erwiesen sich hingegen als sehr nützlich, da sie universeller einsetzbar sind und sich leichter auf andere Themengebiete übertragen lassen. Insofern trug FrankoMedia zweifelsohne einen großen Teil zu meiner Qualifizierung für einen weiterführenden Medienstudiengang bei. Meines Erachtens dürfen hierfür jedoch auch Kenntnisse und Fähigkeiten, die ich im Rahmen meines Nebenfaches Bildungsplanung/ Instructional Design und der berufsorientierten Schlüsselqualifikations-Kurse - darunter insbesondere durch die Mitarbeit bei uni.tv freiburg von Oktober 2005 bis September 2007 - erworben habe, keinesfalls außer Acht gelassen werden. Da ich mich nach Abschluss des B.A.-Studiums ausschließlich für weiterführende Masterstudiengänge beworben habe, kann ich nicht aus erster Hand über die Akzeptanz von B.A.-Studienabschlüssen im Berufsleben berichten. Bei Bewerbungen für Masterstudiengänge hatte ich allerdings keine größeren Schwierigkeiten: Auf eine meiner insgesamt vier Bewerbungen erhielt ich eine Absage, an zwei Universitäten - darunter die Universität Bielefeld - war ich zum Auswahlverfahren 251 eingeladen und von der Ruhr-Universität Bochum erhielt ich eine Zusage für den gewünschten Studiengang unter der Auflage, zusätzlich ein Grundlagenseminar, das ansonsten für B.A.-Studenten angeboten wird, zu belegen. Insofern vermittelt das B.A.-Studium an der Universität Freiburg durch die Dreiteilung in Hauptfach, Nebenfach und Schlüsselqualifikationen eine breite Wissensgrundlage für weiterführende Studien- und Bildungsangebote. Genau darin liegt aber auch ein Nachteil dieses Studienmodells: Obwohl mit dem B.A.-Studiengang ein berufsqualifizierender Abschluss erreicht werden soll, ist eine gezielte Berufsvorbereitung - vielleicht abgesehen von einer angestrebten akademischen Laufbahn - kaum möglich. Dies ist meiner Einschätzung nach bedingt durch die Fülle an Inhalten und abzudeckenden Bereichen, die die Möglichkeit, bereits während des B.A.-Studiums eigene Schwerpunkte zu setzen, erheblich einschränken. Um an dieser Stelle Missverständnisse zu vermeiden: Unter „gezielter Berufsvorbereitung“ verstehe ich keineswegs eine praktische Medienausbildung als Kameramann, Mediengestalter oder Ähnliches, sondern vielmehr die Möglichkeit, sich individuell - beispielsweise durch die freie Wahl von Modulen - tiefergehendes Wissen aneignen zu können in Bereichen, die man persönlich als relevant erachtet, sei es aus berufs- oder studienbezogenem Interesse. Eine Ausnahme in diesem Zusammenhang bieten die Angebote im Rahmen der „Berufsfeldorientierten Kompetenzen“, die durch die Studierenden gänzlich frei gewählt werden können, so dass hier die Setzung eigener Schwerpunkte keine Schwierigkeiten bereitet. Zudem gewinnt man in diesem Bereich oftmals einen Einblick in die Praxis oder hat die Möglichkeit, selbst praktisch zu arbeiten. Wie bereits angesprochen, bin ich überzeugt, dass auch dieser Bereich des B.A.-Studiums maßgeblich zum Erfolg meiner Bewerbungen an anderen Universitäten beigetragen hat. Rückblickend kann ich aus persönlicher Erfahrung und Einschätzung sagen, dass mein B.A.-Studium insgesamt eine gute Vorbereitung für weiterführende Studiengänge geboten hat, wobei ich strukturell und - insbesondere bei FrankoMedia - inhaltlich noch Möglichkeiten für Verbesserungen sehe. Ich halte den Ansatz bzw. den Anspruch der B.A.-Studiengänge, ein breites Spektrum an Grundlagenwissen und -kenntnissen zu vermitteln, für richtig und sehe durchaus die Vorteile dieses Modells. Als sehr positiv sehe ich etwa das studienbegleitende Prüfungswesen, da es in meiner Erfahrung die Studierenden nicht unbedingt, wie öfter kritisiert, auf kurzfristige Notenerfolge fixiert, sondern im Gegenteil die Chance bietet, punktuelle Schwächen an anderer Stelle auszugleichen, und zudem den Einsatz in jeder Veranstaltung zum Teil eines längerfristigen Projekts macht. Auch begünstigt meines Erachtens die insbesondere in den ersten Semestern relativ festgelegte Struktur des Studienganges allgemein eher den Studienerfolg, da eine klare ‘ Marschroute’ vorgegeben und sichergestellt wird, dass bestimmte Grundlagenkenntnisse allen Studierenden gemein sind. Dennoch erachte ich es - wie bereits angesprochen - im Hinblick auf die Berufsqualifikation mit einem abgeschlossenen B.A.-Studium auch als sinnvoll, Studierenden verstärkt die Möglichkeit zu geben, eigene Schwerpunkte zu setzen und somit ein klareres Profil für das spätere Berufsleben zu entwickeln.