eJournals lendemains 36/141

lendemains
0170-3803
2941-0843
Narr Verlag Tübingen
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2011
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G. Seybert: Deutsche und Französische Spiel- und Sprachräume in Poesie und Prosa

2011
Monika Antes
ldm361410142
142 Comptes rendus Die Tagungsbeiträge regen in jedem Fall dazu an, Camus’ Text wieder neu zu lesen und unsere eigene krisenhafte Zeit kritisch zu analysieren. Sandra Schmidt (Osnabrück) GISLINDE SEYBERT: „DU BRING MIR DAS LEUCHTEN ZUM ROT“ - DEUTSCHE UND FRANZÖSISCHE SPIEL- UND SPRACHRÄUME IN POESIE UND PROSA, BONN, LITE- RATUR ATELIER FRAUENMUSEUM, 2009, 121 S. Die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Gislinde Seybert eröffnet ihr Buch mit einem Gedicht, in dem sie darum bittet, ihr das Rot zum Leuchten zu bringen, um ihre von Farben begleiteten und geleiteten Lebenswege in das Gestern und Heute vor uns auszubreiten. So entsteht ein Textband, der zwischen dem Leser und der Autorin ein emotionales und dynamisches Spiel von Nähe und Distanz, aber auch von Kontrolle und Kontrollverlust aufbaut. An die in deutscher und französischer Sprache evozierenden und dann wieder sehr analytischen Gedichte schließen sich zwei zentrale Texte an, die das „Herzstück“ dieses Buches ausmachen. Der eine ist ein sehr emotionaler Brief an die Mutter, in der die Autorin mit dieser spricht und darin noch einmal ihre Kindheit nachzeichnet, um für sich herauszufinden, wovon diese eigentlich geprägt war. Daran schließt sich der Text über den Vater an, einem Mann, der nicht in der Lage war, mit seinen drei Töchtern und seiner Frau zu kommunizieren und ihnen eine Lebensperspektive zu eröffnen, weil er nach dem Krieg selbst keine für sich sah. Von daher ist dieses Buch nicht nur ein sprachlich und literarisch interessantes Buch, sondern auch ein historisches Zeitdokument, das das Gestern und Heute miteinander verbindet und eine persönliche Lebensanalyse ausbreitet, die von vielen nachempfunden werden kann, weil es ihnen ähnlich ergangen ist. Besonders eindrucksvoll ist an diesem Buch, dass es nicht nur von der Vergangenheit spricht, sondern immer wieder in das Jetzt gleitet und die Autorin uns an ihren Gefühlen und Eindrücken zu der Landschaft, in der sie ihre Gedanken aufschreibt und zu den Menschen, mit denen sie sich heute verbunden fühlt, teilhaben lässt. Ihre in diesem Buch geäußerten Prosatexte und Gedichte sind zu ihrer DNA geworden - das heißt zu dem, was ihre Eigenschaften, ihren Charakter und ihr Handeln bestimmt hat und sie die hat werden lassen, die sie heute ist. Ein Buch, das Beachtung verdient und einem breiteren Publikum zugeführt werden sollte, zumal gerade die Menschen der Nachkriegsgeneration und der Folgegeneration in den Focus genommen werden. Monika Antes (Hannover)