eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 46/2

Fremdsprachen Lehren und Lernen
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
2017
462 Gnutzmann Küster Schramm

Frühes Fremdsprachenlernen – Historische Entstehung und Entwicklung

2017
Ottfried Börner
F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 1 46 (2017) • Heft 2 46 meistern (vgl. hier sowie zum Folgenden R EINFRIED 201 : 20f.). Bis zum letzten Drittel des 18. Jahrhunderts blieb in Deutschland das Italienische die zweithäufigste neuere Fremdsprache ab der Mitte des 1 . Jahrhunderts wurde das Französische in Deutschland mit großem Abstand für zweieinhalb Jahrhunderte die wichtigste neuere Fremdsprache. Das Spanische war im 1 . Jahrhundert die am dritt meisten unter richtete neuere Fremdsprache, und erst ab dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts rückte das Englische im deutschen Sprachraum an die zweite Position. Vor dem 1 . Jahrhundert unterlag der neusprachliche Unterricht kaum der staatlichen Kontrolle. Er fand in Ritterakademien, Hofschulen, Kadettenanstalten und Universitäten statt, an den Lateinschulen blieb er allerdings fakultativ und wurde kostenpflichtig angeboten. Für die gehobene Mädchenbildung und in den ersten Realschulen wurde Französisch zu einem Hauptfach, und in manchen G mnasien wurde Englischunterricht erteilt, obwohl oft nur im fakultativen Bereich (vgl. ebd. und auch S AUER 1 8: 1 ). Ansätze fremdsprachlichen Unterrichts in Volksschulen wurden allerdings, im Gegensatz zu der Situation an höheren Schulen, seinerzeit nicht weiter beachtet und schon gar nicht in irgendeiner Weise untersucht (vgl. S AUER 1 8: ). 1.2 F rühes F remd sprachenlernen Der Gedanke, dass bereits Kinder eine lebende Fremdsprache lernen sollen, beschäftigte in den früheren Jahrhunderten allerdings nur wenige Menschen. Am Anfang steht Johann Amos C OMENIUS 1 , der in seinem Hauptwerk, Groß e Didak tik , forderte, dass die Schüler vor dem Erwerb der lateinischen Sprache (ab dem 1 . Lebensjahr) zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr „Sprachen der benachbarten Völker“ (C OMENIUS 1 : 1 ) lernen sollten: „Notwendig sind für das tägliche Leben die Muttersprache, für den Verkehr mit den Nachbarvölkern deren Sprachen (für die Polen wäre es hier also das Deutsche, anderswo das Ungarische, Rumänische oder Türkische) für die Lektüre gelehrter Bücher, wie dies unter Gebildeten üblich, das Lateinische“ (ebd.: 1 8). An anderer Stelle geht er sogar so weit zu konstatieren, dass seine „universale Methode einen Weg sucht, aller Völk e r Sprachen gleichermaßen zu beleben“ (ebd.: 1 ). In England schlug John L OCKE 2 1 in Som e thoughts concerning education den Erwerb der französischen Sprache ab dem Alter von sieben Jahren vor (vgl. K UBANEK -G ERMAN 2001: ). Im Gegensatz zu C OMENIUS h a t t e L OCKE allerdings das Erlernen der fremden Sprache im Privathaus im Blick, während für C OMENIUS der Unterricht an öffentlichen Schulen stattzufinden hatte (vgl. C OMENIUS 1 : Kap. 8). 1 Weitergehende Ausführungen zu C OMENIUS liefert K UBANEK -G ERMAN (2001: 42- 8). 2 Weitergehende Ausführungen zu L OCKE zu finden in K UBANEK -G ERMAN (2001: 8ff.). 20 Otfried Bö rner 46 (2017) • Heft 2 46 Berichte über frühes Fremdsprachenlernen im 18./ 1 . Jahrhundert beziehen sich im Wesentlichen auf den privaten Bereich. Der Theologe und Philanthrop Johann Bernhard B ASEDOW ging davon aus, dass Kinder im Laufe von sechs Jahren ausreichend Deutsch, Latein und Französisch gelernt hätten, wenn das von den Eltern finanziert würde (vgl. K UBANEK -G ERMAN 2001: 0). Für seine 1 in Dessau gegründete Reformschule Philanthrop inum , in der neben Latein auch lebende Fremdsprachen gelehrt wurden, hielt B ASEDOW e s - w i e K UBANEK -G ERMAN (ebd.) schreibt - allerdings für besser, „das Kind nicht vor Ende des . Jahres mit einer fremden oder toten Sprache zu beschäftigen“. Immerhin sollte nach seinen Vorstellungen in den folgenden zwei Jahren zweimal so viel Unterricht auf Französisch wie auf Deutsch stattfinden, und bis zum Ende des 12. Jahres sollte „die Hälfte der Zeit auf lateinischen sowie je ein Viertel auf deutschen und französischen Sachunterricht sic verwendet werden“ (ebd.). Nach Konrad S CHRÖDER (2001: 10) war es zu jener Zeit „in Adelskreisen und in den Familien des städtischen Patriziats“ selbstverständlich, dass deren Kinder bereits ab dem dritten Lebensjahr Fremdsprachen lernten. Auch Johann Heinrich P ESTALOZZI setzte sich 182 in seiner pädagogischen Autobiografie Schw anengesang für das kindliche Lernen fremder Sprachen ein, ohne, w i e L OCKE , „den schulischen Kontext vor Augen zu haben“ (K UBANEK -G ERMAN 2001: ). 2. Reformpädagogik Gegen Ende des 1 . Jahrhunderts begann ein didaktisch-methodisches Umdenken. Ein besonderer Repräsentant dieser neusp rachlichen Reformzeit (vgl. S CHRÖDER 1 8 : 28) war Wilhelm V I TOR m i t s e i n e r Streitschrift „Der Sprachunterricht muss umkehren “ (V I TOR 1 8 ). Ausgehend beispielsweise von den einstimmigen Vorwürfen der Höheren Schulen, dass die Ergebnisse des neusprachlichen Unter r i c h t s schlecht seien (vgl. S CHRÖDER 1 8 : 0) und dass „der reelle Sprachgewinn am Ende der sechsbis neunjährigen Schulzeit ein höchst mäßiger sei“ (V I TOR 1 8 : ), wurde die Forderung nach einer Wende von der am altsprachlichen Unterricht o r i e n t i e r t en Grammatik-Übersetzungs-Methode zur Direkten Methode aufgestellt (vgl. D OFF 201 : 22f.). Die damaligen Reformbemühungen bezogen sich allerdings nahezu ausschließlich auf den Unterricht an Höheren Schulen Fremdsprachen an Volksschulen und damit auch der frühe Fremdsprachenunterricht standen noch nicht im Blickfeld dieser Reformer (vgl. K UBANEK -G ERMAN 2001: 88). Auch die schulp ä dagogische Reformzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte insgesamt nicht zu einem verstärkten frühen Fremdsprachenunterricht. 4 Der Reformpädagoge Berth old O TTO sprach sich im Zusammenhang mit seinem Konzept eines Vgl. dazu die Ausführungen von K UBANEK -G ERMAN (2001: -8 ). 4 „ trotz der positiven Grundhaltung einiger Lehrer war der Fremdsprachenunterricht im Vergleich zum Fach Deutsch kein zentrales Thema der pädagogischen Epoche“ (ebd.: 1). F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 21 46 (2017) • Heft 2 46 Gesamtunterrichts in einem Vortrag 18 sogar eindeutig gegen frühen Fremdsprachenunterricht aus. Seine Versuche mit Latein führten ihn zu dem Ergebnis, dass dieser Unterricht den Kindern mehr schaden als nützen würde (vgl. O TTO 1 1: 1 8f.). Zu den wenigen Ausnahmen gehört die von Rudolf S TEINER 1 1 in Stuttgart gegründete Waldorfschule, in der von Anfang an alle Schüler ab Klasse 1 wöchentlich jeweils drei Stunden Englisch und Französisch hatten (vgl. J AFFKE / M AIER 1 : ). In der Folge kamen in Deutschland sieben weitere Waldorfschulen hinzu, die allerdings sämtlich 1 8 von den nationalsozialistischen Machthabern geschlossen wurden. Nach deren Wiedereröffnung ab Oktober 1 nahmen die meisten von ihnen den Unterricht wieder mit den Fremdsprachen Englisch und Französisch auf (vgl. ebd.: 8). Peter P ETERSEN s chlug 1 2 in seinem Jena-Plan „fremdsprachliche Kursarbeit“ vor, an der sich auch bereits Kinder des . Schuljahres beteiligten (vgl. P ETERSEN 1 1: ). D e r als Dorfschullehrer in Frankreich unterrichtende C é l e s t i n F REINET entwickelte zu Beginn der zwanziger Jahre Methoden, die gerade für den neus p r a c h l i c h e n U n t e r r i c h t hätten Impulse geben können : das Schreiben eigener Texte, Pflege nationaler und internationaler Klassenkorrespondenzen, Gebrauch der Schuldruckerei alles Möglichkeiten, über die in der deutschen Literatur zum frühen Fremdsprachenlernen zur Zeit der Reformpädagogik nichts berichtet wird. Gut dokumentiert ist die Englischarbeit an der Hamburger Versuchsschule Ti e l o h -Süd (vgl. L EHBERGER 1 0: 1 -1 ), an der die Lehrerin Julchen M ÖLLER , später besser bekannt unter dem Namen B LOOM , wirkte. Ihre Dokumentation (M ÖLLER 1 2) erinnert stark an Berichte in der Aufbruchphase des Fremdsprachenunterrichts an Grundschulen im späten 20. / frühen 21. Jahrhundert: Sie betont den Unterricht in Gruppen und auch Einzelunterricht, nennt Spiele wie Lotto und uartette, Lieder, Rätsel, das Theaterspiel sowie eine gut genutzte Leihbücherei mit 1 0 Bänden (vgl. ebd.: 1 f.), und es gab im zweiten Lernjahr ( . Klasse) sogar einen Briefkontakt mit einer englischen Partnerklasse, der bis Ende des vierten Lernjahres fortgesetzt wurde (vgl. L EHBERGER 1 0: 1 ). Mit dem nationalsozialistischen Umbruch wurden in Deutschland die „Anfänge des fremdsprachlichen Unterrichts in Volksschulen weitgehend beseitigt“ (S AUER 1 8: 0), und damit gab es auch für die deutschen Grundschulen keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr. 3. Aufbruch ab 1945 Nachdem bis 1 der Fremdsprachenunterricht in Deutschland fast ausschließlich nur in höheren Schulen und Hochschulen stattfand, wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich auch in allen anderen Pflichtschulen erteilt, wobei die vier Be- Vgl. dazu ausführlicher S CHLEMMINGER (1 ). 22 Otfried Bö rner 46 (2017) • Heft 2 46 satzungsmächte in den ersten Nachkriegsjahren jeweils in ihren Zonen besonders ihre eigenen Sprachen förderten (vgl. C HRIST / DE C ILLIA 2007: 614f.). Allerdings spielte dabei der früh beginnende Fremdsprachenunterricht zunächst noch keine Rolle (vgl. K UBANEK -G ERMAN 2001: 10 ). Lediglich im Saarland, das unter französischer Besatzung stand und erst 1 in die Bundesrepublik eingegliedert wurde, gab es ab dem Schuljahr 1 / obligatorischen Französischunterricht ab der Jahrgangsstufe 2 (ebd.: 11 ). In der DDR existierten neben dem bereits seit 1 verbindlichen Russischunterricht ab der Jahrgangsstufe (vgl. S AUER 1 8: 1 0) einzelne Versuchsklassen mit frühem Russischunterricht (ebd.: 120). 6 Ein besonderer Impuls für das frühe Fremdsprachenlernen in Deutschland ging vom Hamburger UNESCO-Institut für Pädagogik aus. Auf dessen Pädagogen- Tagung im März 1 2 stellte Will K OELLE unter Verweis auf erfolgreiche internationale Beispiele sowie den Versuch in Kassel (v g l . dazu M ARTENS 1 und M AR - TENS / W INDEMUTH ³ 1 0 und unten .1.) die (rhetorische) Frage „Beginnen wir zu spät mit dem Erlernen einer fremden Sprache? “. 7 Nur einen Monat danach wurde auf einer internationalen Expertenkonferenz der UNESCO in Hamburg (vgl. S TERN 1 ) auf der Grundlage aktueller Forschungsbefunde nordamerikanischer Ps chologen und Neurologen (z.B. A NDERSSON 1 0, P ENFIELD / R OGERS 1 ) sowie internationaler Erfahrungen festgestellt: „ [ . . . ] it is advocated in m any q uarters that foreign language learning should w ell start before the teens, in the p rim ary school years, or even in the k indergarten“ (S TERN 1 : VII, Hervorhebung im Original.). 8 Im selben Jahr wies Peter D O wiederholt darauf hin, dass „nach den Erkenntnissen der neueren Lernforschung“ der Beginn des Fremdsprachenunterrichts ab dem . Schuljahr zu spät sei (D O 1 2: 1 : 0f.). Ein zweiter Impuls dürfte durch den Abschluss des sogenannten Hamburger Abkommens 1 gegeben sein, in dem zwar nur für die weiterführenden Schulen in der Bundesrepublik ab der Jahrgangsstufe verbindlicher Fremdsprachenunterricht vereinbart wurde (vgl. K ULTUSMINISTERKONFERENZ 1 ), aber es liegt nahe, dass das Abkommen zu manchen der vielfältigen Grundschulversuche in den darauffolgenden Jahren motivierte. Mit der ,Annotierten Bibliographie 1 2 bis 2000 von Helmut S AUER (2000a : 47-1 ) gibt es eine gründliche Bestandsaufnahme der Literatur zum frühen Fremdsprachenlernen in Deutschland bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts. Daraus ergeben sich zwei auffällige Hochphasen der Veröffentlichungen (e indrucksvoll 6 N a c h O PPERMANN (1 2: ) war „das in der ehemaligen DDR praktizierte Frühlernkonzep t ausschließlich selektiv und extrem leistungsorientiert ausgerichtet“. 7 S AUER kommentierte in seiner Bibliographie den Artikel folgendermaßen: „Dieser erste Aufsatz zur Thematik ist in gewisser Weise s mptomatisch: Ein progressiver g mnasialer Philologe und Fachdidaktiker stellt die Frage nach dem günstigsten Zeitpunkt des Beginns des Erlernens einer Fremdsprache. Er tut dies aus der internationalen Erfahrung an einem UNESCO-Institut und zugleich an einem Ort, Hamburg, der in der Geschichte des Englischunterrichts eine herausragende Rolle spielt “ (S AUER 2000a: ). 8 Mehr als 0 Jahre später liefert die Neurodidaktik weitere Belege für frühes Fremdsprachenlernen (vgl. B ÖTTGER 201 ). F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 2 46 (2017) • Heft 2 46 graphisch dargestellt in S AUER 2000a: 2 ): in den zehn Jahren von 1 bis 1 gab es 12 Publikationen mit dem Höhepunkt von Titeln 1 2 , und in den zehn Jahren von 1 8 bis 1 8 gab es sogar Titel mit dem Höhepunkt 1 2 mit 1 Titeln. 3 .1 D i e erste H ochphase (1 -1 ) In dieser ersten Hochphase kam es besonders in Deutschland zu einer Welle von Unterrichtsversuchen, teils von Schulverwaltungen bzw. Ministerien genehmigt, teils handelte es sich um „ illegale Frühversuche“. 10 Mit der Veröffentlichung von Gundi G OMPF (1 1) liegt eine ausführliche Dokumentation der offiziell genehmigten Schulversuche mit Englisch in der Bundesrepublik vor. Zu dem Zeitpunkt gab es bereits in sechs Bundesländern sowie in Berlin frühen Fremdsprachenunterricht ab der Jahrgangsstufe . Wie rasant sich damals der Wunsch nach einem früheren Beginn des Fremdsprachenunterrichts ausbreitete, zeigt ein Beispiel aus Hamburg: Ist in der Dokumentation von nur einem Schulversuch in der Hansestadt die Rede, so gab es im Schuljahr 1 0/ 1 bereits 2 Versuchsklassen mit Englisch ab Klasse , in einer Schule sogar ab dem ersten Schuljahr. 11 Der Erfolg der Versuche wurde unterschiedlich eingeschätzt, wie die folgenden Beispiele zeigen. Rudolf M ARTENS vermeldet in seinem v o rläufigen Bericht über den Kasseler Schulversuch, dass in Bezug auf die Grundschule „die Ziele weitgehend erreicht wurden“ (M ARTENS 1 : 28). In dem ausführlicheren Bericht von 1 0 wird dies bestätigt (M ARTENS / W INDEMUTH 1 0: 1). Bereits zu diesem Zeitpunkt wird allerdings in dem Abschnitt über die Fortführung des Versuchs an der Höheren Schule die Problematik einer kontinuierlichen Weiterführung verdeutlicht: „Die Hauptprobleme sind mit dem Übergang in die weiterführ e nden Schulen verbunden“ (ebd.: 1). Für die gleichermaßen entstandenen Schwierigkeiten an Real- und Hauptschulen würde „in nächster Zeit für Abhilfe gesorgt werden“ (ebd.: Fußnote 1). 12 Um die Leistungen im Englischunterricht der Volksschule erheblich zu s t e i gern, hält S AUER es 1 8 für empfehlenswert, „nach den bisher vorliegenden F A / H ELLWIG (1 1: 11) bemängelt e n allerdings: „Da die Veröffentlichungen zur Zeit noch sehr schmal sind, ist die Überschaubarkeit der Versuche mit dem frühen Englischunterricht in der Bundesrepublik nicht gewährleistet.“ 10 F REUDENSTEIN (1 8 : 8) spricht von etwa 00 geschätzten Versuchen. Vgl. auch G OMPF (1 1: ). 11 Mitteilung aus der Hamburger Schulbehörde auf einer Sitzung der Kreisfachberater für Englisch am 2 .10.1 0. 12 Die wichtige Erkenntnis der fehlenden Kontinuität des Unterrichts aufgrund des Schulstufenwechsels sollte später von D O / L ÜTTGE und K AHL / K NEBLER empirisch bestätigt werden und als eine der größeren Herausforderungen bis heute bestehen bleiben. 24 Otfried Bö rner 46 (2017) • Heft 2 46 Versuchsergebnissen ... den allgemeinen Beginn des Fremdsprachenunterrichts in das . Schuljahr vorzuverlegen“ (1 8: 211). Mit Bezug auf die Ergebnisse von Schulversuchen sieht Harald G UTSCHOW „im Schnitt positive Ergebnisse“ der bisherigen Vorhaben“ (1 : 1 ), muss aber konstatieren, dass wohl kaum jemand daran denke, den obligatorischen Fremdsprachenunterricht generell vor der . Klasse beginnen zu lassen (vgl. ebd.: 1 ). Im Vergleich mit den Erwartungen der Schulpraxis und der Schulverwaltung erschienen die Resultate der „Effektivitätsuntersuchung“ des Schulversuchs zum Frühbeginn im Fremdsprachenunterricht an Berliner (sechsjährigen) Grundschulen von 1 -1 8 „bescheiden“, bekennen H ILGENDORF / H OLZ - KAMP / M ÜNZBERG (1 0: 120). Der Versuch ging danach auf Kosten der Unterrichtszeit von Deutsch und Mathematik und führte auch nicht zu einer Verschlechterung in diesen beiden Fächern, aber „es konnte ein statistisch gesic herter Nachweis nicht erbracht werden, dass der Englisch-Frühbeginn zu besseren mündlichen Englischleistungen führt“ (ebd.). F A / H ELLWIG kritisieren die Einführung des frühen Fremdsprachenun t e r richts in der Jahrgangsstufe , weil der Beginn zu diesem Zeitpunkt für die Nutzung der unbewussten Lernfähigkeit bereits zu spät sei. Selbstverständlich stünde der Neunjährige im Vergleich zum Elfjährigen dem Lebensalter unbewusster Nachahmung noch näher aber „die besondere Leichtigkeit des Gebrauchs dieser Fähigkeit“ läge nicht mehr vor (vgl. 1 1: 8). Bereits 1 2 verweist Peter W. K AHL auf die Probleme mit der Kontinuität des früher beginnenden Fremdsprachenunterrichts und stellt deshalb ein leider wenig beachtetes Organisationsmodell für ein Gesamtcurriculum vor (1 2: 1f.). Er verlangt die Erfüllung klarer Vorgaben und einen Unterricht, der schneller und „auf rationellere Weise“ zu einer besseren Sprachbeherrschung führen muss (vgl. ebd.: 1). Der frühere Beginn habe nachweislich noch keine erheblichen Vorteile erbracht (vgl. ebd.: ). 1 Auf seiner Eröffnungsrede zum S mposion des Europarats über den Frühbeginn des Fremdsprachenunterrichts im November 1 sagte der Hessische Kultusminister Prof. Ludwig V . F RIEDEBURG nach der damals vorliegenden zehnjährige Erfahrung mit den Schulversuchen u.a.: „Es zeigte sich, dass gerade die Altersstufe der 8- und -jährigen Schüler eine für den Spracherwerb günstige Lerndisposition aufweist.“ 14 In ihrer Dokumentation forderte Gundi G OMPF (1 1: 8), mit den „punktuellen Kleinversuchen“ aufzuhören und „entsprechende Konse uenzen“ zu ziehen. Der erste gründlich wissenschaftlich ausgewertete und dokumentierte Großversuch 1 Viele dieser frühen Feststellungen sollten sich in der Hamburger Untersuchung von K AHL / K NEBLER fast 2 Jahre später ebenfalls wieder zeigen, führten aber dann zu den richtigen Konse uenzen und einer fundierten Einführung des Grundschulenglischunterrichts in der Hansestadt (vgl. K AHL / K NEBLER 1 ). 14 Unveröffentlichtes Redemanuskript (1 : 2). F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 2 46 (2017) • Heft 2 46 begann im Schuljahr 1 0/ 1 mit 11 0 Kindern in zwölf Grundschulen im Braunschweiger Raum in der . Klasse (D O / L ÜTTGE 1 : f.) als Langzeituntersuchung bis zum Ende der Jahrgangsstufe mit einer Kontrollgruppe von anfangs 8 0 Schülern weiterführender Schulen, die erst ab der . Jahrgangsstufe Englischunterricht erhielten (ebd.). Die Leistungen der Schüler, die im . Schuljahr mit dem Englischunterricht begonnen hatten, unterschieden sich hoch signifikant von denen der Schüler, die im . Schuljahr mit dem Englischunterricht begonnen hatten (vgl. ebd.: 10 ). Als letztes Resultat der Untersuchung nennen D O / L ÜTTGE allerdings drei Gelingensbedingungen: „1. die Versorgung der Grundschule mit ualifizierten Englischlehrern, 2. die kontinuierliche Fortführung des Englischunterrichts auf der Sekundarstufe und . die lernförderliche Organisation des Englischunterrichts auf der Grundschule“ (ebd.: 11 ). 1 Helmut S AUERS Zusammenfassung der „Erkenntnisse aus der ersten Hochphase der 1 0er Jahre“ in vier Punkten (2000: 0f.) fällt recht ernüchternd aus: (1) „Es gab negative Ergebnisse empirischer Forschung“, wobei besonders die aufwändige Studie zum frühen Französischunterricht in England und Wales v o n B URSTALL et al. (1 ) überzeugte. 16 (2) „Frühenglisch ist gut möglich, aber die Effektivität ist an bestimmte Bedingungen gebunden.“ Diese Erkenntnis ist als Ergebnis der Studie von D O / L ÜTTGE (1 ) bereits gut belegt. ( ) Es gibt sehr unterschiedliche Einflussfaktoren wie „Rahmenbedingungen (insbesondere Sprache, Lernzeiten, Lehrer)“, „Können der Lehrenden“, „Rolle der Lehrmaterialien“, auch die „außerordentlich positive Grundeinstellung aller Kinder“. (4) Abschließend kommt S AUER zu der selten formulierten Einsicht, „dass auch unter relativ günstigen Bedingungen die erreichbaren sprachlichen Leistung e n e i n e s für alle verbindlichen frühen Englisch-(Französisch)-Lernens bescheiden sind.“ 3 .2 D i e z wei te H ochphase (1 8 -1 8) In den 1 Jahren zwischen den beiden Hochphasen sind lediglich 2 Veröffentlichungen zum Fremdsprachenlernen in Grundschulen zu vermelden (S AUER 2000a : 2 ), was allerdings nicht unbedingt auf einen Entwicklungsstillstand hinweist. Immerhin fielen in diesen Zeitabschnitt beispielsweise 1 Die ersten beiden Bedingungen wurden selbst in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts noch nicht voll erfüllt. Al s „lernförderliche Organisation“ empfahlen die an dem Versuch beteiligten Lehrer tägliche „20-2 Minuten-Einheiten“, in der . Klasse als Ausnahme einmal eine volle Unterrichtsstunde (D O / L ÜTTGE 1 : 11 f.). 16 Vgl. dazu z.B. T RIM (1 1: ): „The report indicated that a) no significant difference could be s h o w n at 1 between pupils who had begun French at 8 and those who had taken it up at 11 “. 26 Otfried Bö rner 46 (2017) • Heft 2 46 der beachtenswerte Abschlussbericht über das Braunschweiger Forschungsp r o j e k t v o n D O / L ÜTTGE (1 ), die verbindliche Einführung des Fremdsprachenunterrichts an österreichischen Grundschulen ab der Jahrgangsstufe (P ROCHAZKA / S CHIMEK 1 8 ), 1 8 der Beitritt Baden-Württembergs zu dem Europaratsprojekt Lerne die Sprache des Nachbarn (vgl. B LANK 1 8 P ELZ 1 8 : 211) und die erste Darstellung des Begegnungssprachen-Konzeptes für NRW (vgl. S AUER 2000a: 12 L ANDESINSTITUT 1 8 ). Grundsätzlich neue zukunftsträchtige Impulse mit deutlicher Breitenwirkung s o l l t e es freilich erst ab Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts geben. Es war eine Zeit, in der in zahlreichen Bundesländern intensiv an Programmen für frühes Fremdsprachenlernen gearbeitet wurde, europaweite Fachtagungen organisiert, offizielle Erklärungen verabschiedet und in Fachzeitschriften 17 umfangreiche Schwerpunkthefte zum Thema herausgegeben wurden. So veröffentlichte der Fachverband Moderne Fremdsprachen (FMF), der damals bedeutendste deutsche Fremdsprachenverband, bereits 1 8 mit Blick auf die Schaffung des Europäischen Binnenmarktes 1 2 in seinen Neusp rachlichen Mitteilungen mit der Koblenzer Erklärung ein Gesamtsprachenkonzept (F ACHVERBAND M O - DERNE F REMDSPRACHEN 1 8 ). Zum frühen Fremdsprachenlernen heißt es darin: „In der Primarstufe sollte jedem Kind die Möglichkeit gegeben werden, eine Fremdsprache in altersgemäßer Weise zu lernen“ (ebd.: 1 1). Ebenfalls 1 8 fand im nordrhein-westfälischen Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in Soest eine Grundsatztagung zum Thema Sprachliche Begegnung und fremdsprachliches Lernen in der Grundschule statt (L ANDESINSTITUT / T HÜRMANN 1 0). Eine besondere Rolle spielte dabei die in NRW entwickelte „didaktische und organisatorische Alternative zur Vorverlegung des s stematischen Fremdsprachenunterrichts unter dem Schlüsselwort Begegnungsunterricht “ (T HÜR - MANN 1 0: ). Die Frage nach dem richtigen Konzept sollte noch für längere Zeit in der fremdsprachendidaktischen Diskussion breiten Raum einnehmen: Konrad S CHRÖDER konstatierte: „Begegnungssp rache oder lernzielorientierter Ansatz? Schon die Terminologie ist wie so oft in der Pädagogik schief.“ (1 : 2) Er sah die Zielsetzungen im Zentrum und argumentierte folgen dermaßen: „Politisch muß die Devise sein: A plus B, und es ist eigentlich nicht einzusehen, was denn diesem Konzept so grundlegend entgegensteht.“ 17 In den Jahren der zweiten Hochphase wurde das frühe Fremdsprachenlernen selbstverständlich in den etablierten Fachzeitschriften für Fremdsprachen thematisiert, und ab 1 8 gab es mit der Zeitschrift F F - F rem dsp rachenfrü hbeginn eine neue Fachzeitschrift speziell für frühes Fremdsprachenlernen. Konnte S AUER 1 8 allerdings noch beklagen, dass „die Frühbeginns-Versuche seit den 0er Jahren“ von der „Allgemeinen Didaktik“ keine „besondere Beachtung“ erfahren hätten (1 8 : ), so beteiligten sich jetzt auch z.B. Die Grundschulzeitschrift (1 2, Heft ), die Grundschule (1 , Heft 12) und Erziehung und U nterricht aus Österreich (1 : -240) jeweils mit ausführlichen Themenheften an der aktuellen Diskussion. F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 27 46 (2017) • Heft 2 46 Helmut S AUER wies in derselben Zeitschrift auf den „beachtlichen Bildungsoptimismus“ und die „hohen Erwartungen in die persönlichkeitsbildenden Kräfte der Begegnung mit Sprachen“ (S AUER 1 : 1) hin, was aber „V erzicht auf (1) die Möglichkeit, die kommunikativen Fertigkeiten durch grundschulspezifischen, s stematischen Unterricht zu steigern, (2) das Fremdsprachenangebot in den Sekundarschulen durch Frühbeginn in einer der wichtigsten Schulsprachen erweitern zu können“ (ebd.) bedeutete. Eindeutig positionierte sich Wilfried B RUSCH (1 ) gegen das „Begegnungslernen“. Er sah darin eine „finanzielle Null -Lösung , die die Einführung soliden Fremdsprachenunterrichts in der Primarstufe verhindert“ (ebd.: 8). 18 Sogar einen „öffentlichen Streit“ um Konzept und Inhalt des Unterrichts führten Peter D O und Manfred P ELZ 1 1/ 2 in den Neusp rachlichen Mitteilungen aus (vgl. K EßLER 200 : ). Hans B EBERMEIER dagegen verteidigte in einem Themenheft von Die Neueren Sp rachen die Konzeption, „die auf lehrgangsstrukturelle Merkmale verzichtet, dennoch eine für Lehrer/ innen (Eltern) und Schüler/ innen erkennbare i n h a l t l i c h -thematische Angebotsstruktur ausweist“ (1 8 : 1 ) ausführlich und wiederholt. 1 1 8 war auch das Gründungsjahr des gemeinnützigen Vereins Kinder lernen europäische Sprachen e.V. (KLES). Unter dem Vorsitz von Gundi G OMPF förderten die Mitglieder des Vereins bis zu dessen Auflösung Ende 200 die Entwicklung des frühen Fremdsprachenlernens durch Veröffentlichungen in Jahrbüchern (1 0, 1 , 1 , 1 , 2002), auf mehreren bundesweit und international besetzten Netzwerk-Tagungen und Lobb arbeit in Ministerien und bei der Kultusministerkonferenz. 20 Gundi G OMPF gehörte zusammen mit Christoph E DELHOFF vom Hessischen Institut für Lehrerfortbildung und Hans-Eberhard P IEPHO (Justus-Liebig-Universität Gießen) 1 0 zu den Initiatoren der Tagung Frühes Fremdsprachenlernen Schulreform für Europa in der Evangelischen Akademie Loccum (vgl. E RMERT 1 1). Wurde dort eingangs noch geschildert, dass zwar auch in Deutschland seit mehr als 20 Jahren „erfolgreiche Erfahrungen mit Fremdsprachenunterricht in der Grundschule“ (ebd.: ) vorlägen, trotzdem aber „die Bundesrepublik in dieser Hinsicht pädagogisches und bildungspolitisches Entwicklungsland“ (ebd.) geblieben sei, so s a g t e C h r i s t o p h E DELHOFF in seinem Schlusswort: „ ... es ist in der Tat etwas in Bewegung gekommen. Aber wir finden, es muß sich noch sehr viel mehr bewegen. 18 B RUSCH setzte s i c h i n e i n e m w e i t e r e n Ar t i k e l n o c h ausführlicher mit der Konzeptionsfrage auseinander und br a c h t e an dieser Stelle den Gedanken eines Fremdsprachenunterrichts „nach dem Prinzip der Te i l -Immersion“ (1 b: ) in die Diskussion e i n . Zum immersiven Fremdsprachenunterricht in der Grundschule v g l . die späteren Veröffentlichungen z.B. von Henning W ODE , Petra B URMEISTER und Th o r s t e n P ISKE , auf die in diesem Aufsatz nicht weiter eingegangen werden kann. 1 Z.B. B EBERMEIER (1 1, 1 2, 1 a, 1 b, 1 6). 20 S. G OMPF 1 0b und „Rückblick“ auf der Website des Vereins http: / / www.kles.org/ frameset.html Zugriff 20.10.201 . 28 Otfried Bö rner 46 (2017) • Heft 2 46 Dazu gehört vor allem, daß frühes Fremdsprachenlernen nicht als die Vorverlegung einer Schulstufe gesehen wird, sondern eingebettet sein muß und sich einbringen soll in die Schule für alle, welche die Grundschule seit der Weimarer Reform ist“ (ebd.: 2 ). 21 Mit seiner Resolution zur Reform des Fremdsprachenunterrichts vom 1 .0 .1 1 forderte der Bundeselternrat, „daß ab der . Klasse eine europäische Sprache vermittelt wird“ (O PPERMANN 1 2: ) und stellte sich damit in die Reihe der Unterstützer für frühes Fremdsprachenlernen. 1 empfahl die Kultusministerkonferenz die F rem dsp rachenbegegnung a l s „F rem dsp rachenverm ittlung Hervorhebungen O.B. in den Jahrgangsstufen und der Grundschule“ als „ein Angebot eigener Art und mit eigener Didaktik“. Darüber hinaus wurde zugleich mitgeteilt, dass es „neben dem begegnungssprachlichen Konzept“ in einigen Ländern Projekte gibt, die eine „s stematische Beschäftigung mit einer Fremdsprache von der . Jahrgangsstufe an vorsehen, um erste Schritte zum Erlernen Hervorhebung O.B. einer Fremdsprache zu ermöglichen“ (K ULTUSMI - NISTERKONFERENZ 1 ). Damit reagierte sie auf die Resolution des Bundeselternrats von 1 1 und auch auf eine Resolution des Kuratoriums des Vereins Kinder lernen europäische Sprachen an die KMK von 1 (G OMPF / M E ER 1 : 8-11). Ein Jahr später forderte die E UROP ISCHE K OMMISSION (1 ) in ihrem Weißbuch Lehren und Lernen Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft , „jeder sollte drei Gemeinschaftssprachen beherrschen“ (ebd.: 1 ), und konkretisierte: „Will man die Beherrschung von drei Gemeinschaftssprachen erreichen, wäre es wünschenswert, bereits im Kindergarten mit dem Erlernen einer Fremdsprache zu beginnen. Es erscheint unabdingbar, daß dieser Unterricht dann in der Primarstufe s stematisch erfolgt und die zweite Fremdsprache in der Sekundarstufe angegangen wird“ (ebd.: 2). Wurden in der ersten Hochphase im Braunschweiger Schulversuch durch die empirische Untersuchung von D O / L ÜTTGE wichtige Erkenntnisse gewonnen, so war es zwanzig Jahre später ab dem Schuljahr 1 1/ 2 der Hamburger Schulversuch, wissenschaftlich begleitet von Peter W. K AHL und Ulr i k e K NEBLER , der wiederum entscheidende Hinweise für die Entwicklung des frühen Fremdsprachenlernens lieferte (K AHL / K NEBLER 1 , B ÖRNER 1 a, 1 b). In Hamburg beteiligten sich die 1 Klassen aus fünf Grundschulen eines geschlossenen Wohngebietes an dem Versuch, in dem die ca. 00 Schülerinnen und Schüler über die Klassenstufe / hinaus bis in die verschiedenen weiterführenden Schulen in Jahrgangsstufe / im Fach Englisch begleitet wurden. Das entscheidende Ergebnis der Evaluation war neben den positiven Befunden über den Grundschulunterricht (K AHL / K NEBLER 1 : 10 ) die Erkenntnis über „Problemfelder des weiterführenden Unterrichts“ 21 Der Gedanke, den Frühbeginn des Fremdsprachenunterrichts „nicht als ein Anliegen der Linguisten und Fachdidaktiker allein“ zu sehen, „sondern nur als Teil der allgem einen Grundschulreform “ war für Helmut S AUER bereits fast 20 Jahre früher wi c h t i g (S AUER 1 2: 1 0). F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 2 46 (2017) • Heft 2 46 (ebd.: 10 ): „Über den Erfolg des Frühbeginns entscheidet ganz wesentlich der Unterricht in Klasse / “ (ebd.: 10 ). Das Ergebnis einer Befragung der an den in den folgenden Jahren fortgesetzten Schulversuchen beteiligten Grundschullehrkräfte und Schülerinnen und Schüler im Jahr 1 war ermutigend (vgl. B ÖRNER 1 ), sodass der Boden bereitet war für die flächendeckende Einführung von Grundschulenglisch im Stadtstaat Hamburg ab dem Schuljahr 1 / . Dafür wurde von der Schulbehörde der folgende Vierjahresplan entwickelt: (a) In jeweils einer geschlossenen Region im Umfang etwa eines Viertels des Stadtgebietes wurde (b) mit einer verbindlichen intensiven Lehrerfortbildung (halbjährige Vorbereitung, halbjährige Begleitung, zweiwöchige Auslandslehrgänge im Rahmen europäischer Programme und (c) mit halbjähriger Begleitung der Lehrkräfte der weiterführenden Schulen in Arbeitskreisen das vermutlich intensivste Programm umgesetzt. 22 1 , zehn Jahre nach Gründung von Kinder lernen europäische Sprachen e.V. , luden der Münchener Verleger Günther B RINEK und Hans-Eberhard P IEPHO 2 Experten aus Universitäten, Schulverwaltung, aus der Schulpraxis sowie der Lehreraus- und Lehrerfortbildung zu einem Expertentreffen Fremdsprachenfrühbeginn in die Sababurg ein. Es war die Gründungsveranstaltung des BIG-Kreises in der Stiftung Lernen 2 , der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, „für alle, die mit Fremdsprachen in der Grundschule zu tun haben, Orientierung, Anregung und praktische Hilfe zu bieten“ (L OHMANN 2011: 2 ). In zahlreichen Veröffentlichungen 24 bis hin zu einer bundesweiten Untersuchung des Lernstands im Englischunterricht am Ende v o n Kl a s s e 4 (BIG-K REIS 201 B ÖRNER et al. 201 ) engagierten sich die Mitglieder für den frühen Fremdsprachenunterricht. Besondere Beachtung bundesweit fand die Empfehlung Standards für den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule (BIG- Kr e i s 200 ). „Da die wenigsten Bundesländer zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der ,Empfehlungen Bildungsstandards und Rahmencurricula für die Fremdsprachen in der Grundschule formuliert hatten, kam ihnen eine zentrale orientierende Funktion vor allem auf Schulebene zu.“ (L EGUTKE 2011: 0) „Frühes Fremdsprachenlernen in Grundschulen ein Irrweg? “ fragte Helmut S AUER provokativ in seinem Aufsatz in den Neusp rachlichen Mitteilungen (2000b: 2- ). Es klingt resignativ, wenn er am Ende unter Verweis auf die Situation im Jahr 1 80 sein Resümee aus der annotierten Bibliographie wiederholt, dass man „einerseits feststellen muss , wie erstaunlich weit die Entwicklung damals schon war, 22 Rückblickend hat sich gezeigt, dass bundesweit aus den Befunden von D O / L ÜTTGE (1 ) und K AHL / K NEBLER (1 ), bezogen auf die notwendige kontinuierliche Fortführung des frühen Fremdsprachenunterrichts, keine beziehungsweise viel zu späte Konse uenzen gezogen wurde. Das damalige konse uente Vorgehen in Hamburg dürfte sich dagegen längerfristig positiv ausgewirkt haben (vgl. z.B. S TAN AT et al. 201 : 2 8). 2 Hinter dem Akron m B I G verbirgt sich das Programm des Arbeitskreises, der bis heute noch aktiv i s t : B eratung, I nformation, Gespräch. 24 Die Veröffentlichungen stehen auf der Homepage der Stiftung Lernen zur Verfügung: http: / / www. p r a k t i s c h e s -lernen.de Zugriff 0.10.201 . 0 Otfried Bö rner 46 (2017) • Heft 2 46 dass der Zugewinn an Erkenntnissen in der zweiten Hochphase nicht überragend groß ist und vor allem, dass die primäre Zielsetzung des Spracherwerbs, der Steigerung des fremdsprachlichen Könnens zum Teil verloren gegangen ist“ (S AUER 2000a: ). Abschließend bekennt er sich dennoch zu der Ermutigung, „diese Zielsetzung voll wiederzugewinnen und konse uent ohne Irrwege zu verfolgen“ (ebd.). 4. Endgültiger Durchbruch In ihrem Jahrbuch 2002 konnte Gundi G OMPF als Ergebnis einer bundesweiten Untersuchung, die sie 2001 in Absprache mit dem Sekretariat und dem Schulausschuss der KMK durchgeführt hatte, mitteilen, dass in sämtlichen sechzehn Bundesländern der Fremdsprachenbeginn gesetzlich in die Grundschule vorverlegt wurde (vgl. G OMPF 2002: 2). Verbindlicher flächendeckender Unterricht in allen Grundschulklassen konnte allerdings erst für das Schuljahr 200 / vermeldet werden (vgl. G OMPF 200 ). 2 Damit war das wichtige Ziel erreicht, in Deutschland das frühe Fremdsprachenlernen in der Grundschule endgültig flächendeckend zu etablieren. Trotz dieses Durchbruchs bestand weiterhin erheblicher Handlungs- und Klärungsbedarf, nicht nur wegen der negativen Bewertung Helmut S AUER s aus dem Jahr 2000. 26 Im Jahr 2001, dem Europäischen Jahr der Sprachen, wurden auf einer europaweiten Konferenz von Sprachwissenschaftlern, Sprachdidaktikern, Lehrerausbildnern, Lehrplan- und Lehrwerkautoren und Vertretern der Schulaufsicht mit der sogen a n n t e n W EILBURGER E RKL RUNG 27 Empfehlungen für ein Gesamtkonzept erfolgreichen Sprachen-Lehrens und Lernens verabschiedet. Für das frühe Fremdsprac h e n l e r n e n betonen die Verfasser darin die besondere Verantwortung dafür, dass die Kinder bereits in Kindergärten, Grundschulen und auch in Schulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf die Grundlagen für weiteres Sprachenlernen erwerben. Sie stellen sich bereits zu diesem Zeitpunkt ein Konzept für einen gesamten Sprachunterricht vor, „der aus dem Unterricht in deutscher Sprache, dem Unterricht in einer Fremdsprache und bei vielen Kindern auch aus dem Unterricht in der Herkunftssprache besteht“ (ebd.: 2). Vor allem weisen sie auf die Notwendigkeit hin, für die Kontinuität des Fremdsprachenwachstums die Kooperation der Lehrkräfte aus Grundschulen und weiterführenden Schulen fest zu institutionalisieren (vgl. ebd.). Damit wurde für die weitere Entwicklung auf mehrere zu klärende Herausforderungen aufmerksam gemacht: die Gewährleistung eines kontinuierlichen Spracherwerbs über den frühen Beginn hinaus, zugleich Wahrnehmung und Berücksichti- 2 Das erste Bundesland, in dem alle Schülerinnen und Schüler in der Grundschule Englischunterricht erhielten, war Hamburg im Schuljahr 1 / 2000. 26 Zur Konsolidierung des Grundschul-Fremdsprachenunterrichts s. den ausführlichen Beitrag von C h r i s t a L OHMANN in diesem Heft. 27 Veröffentlicht unter http: / / www.bildungsserver.de/ db/ mlesen.html? Id 112 (0 .11.201 ). F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 1 46 (2017) • Heft 2 46 gung des sich ausbreitenden vorschulischen Fremdsprachenlernens 28 sowie Berück sichtigung der bereits vorhandenen Vielsprachigkeit in den Schulen. Gleichzeitig waren zu diesem Zeitpunkt zahlreiche didaktisch-methodische Fragen zum frühen Fremdsprachenlernen nicht endgültig geklärt, wie zum Beispiel die Bedeutung von Grammatik und language aw areness und language learning aw areness, die Rolle der Schrift, die Dominanz von Englisch als lingua franca, der Beginn ab Jahrgangsstufe 1 oder (v gl. dazu G OMPF 2000) und damit verbunden die Frage, welche Auswirkungen das frühe Fremdsprachenlernen auf die Curricula der weiterführenden Schulen hat 2 sowie der Umfang des immersiven bzw. bilingualen Lernens in der Grundschule. 0 Literatur A NDERSSON , Theodore (1 0): „Th e optimum age for beginning the stud of modern languages“. In: International Review of Education , 2 8- 0 . B AUSCH , Karl-Richard / C HRIST , Herbert / K RUMM , Hans-Jürgen (Hrsg.) ( ⁵ 2007): Handbuch F rem dsp rachenunterricht. Tübingen und Basel: Francke. B EBERMEIER , Hans (1 8 ): „Begegnung mit einer Fremdsprache in den Grundschulen Nordrhein- Westfalens Beispiel Englisch“. In: Die Neueren Sp rachen 88. , 11- 2 . B EBERMEIER , Hans (1 1): „Frühes Fremdsprachenlernen Begegnung mit Fremdsprachen in der Grundschule“. In: E RMERT (Hrsg.), 2 - . B EBERMEIER , Hans (1 2): „Fremdsprachliche Lerngelegenheiten in der Grundschule: Begegnung mit Sprachen“. In: Englisch 2 . , 122-128. B EBERMEIER , Hans (1 4a ): „Begegnung mit Sprache(n) in den Grundschulen in Nordrhein-Westfalen“. In H EGELE et al., - 0. B EBERMEIER , Hans (1 4b): „Fremdsprachliche Lernangebote in der Grundschule. Begegnung als Unterrichtsprinzip“. In: Neusp rachliche Mitteilungen . , 1 2-1 . B EBERMEIER , Hans (1 ): „Begegnung mit Sprache(n) (BmS) in der Grundschule und was danach? “ In: Der frem dsp rachliche U nterricht Englisch 1. , 1 -1 . BIG-K REIS IN DER S TIFTUNG L ERNEN ( 200 ): Standards, U nterrichtsq ualitä t, Lehrerbildung. München: Domino Verlag. http: / / www.praktisches-lernen.de (  BIG-Kreis: Veröffentlichungen) (2 .0 .201 ). BIG-K REIS IN DER S TIFTUNG L ERNEN (2011): Think BIG! F estschrift fü r Gü nther Brinek . Eichstätt: Eichstaett Academic Press, UG. BIG-K REIS IN DER S TIFTUNG L ERNEN (201 ): Der Lernstand im Englischunterricht am Ende von Klasse 4 . Ergebnisse der BIG- Studie. München: Domino Verlag. http: / / www.praktisches-lernen.de (  BIG-Kreis: Veröffentlichungen) (2 .0 .201 ). 28 So vermeldete der „Verein für Mehrsprachigkeit an Kitas und Schulen“ (FMKS) zwischen 200 und 2014 einen Anstieg bilingualer Kitas von 0 auf 1.0 (http: / / www.fmks-online.de/ ) Zugriff 0 . 11.201 . Vgl. auch K ERSTEN (Hrsg.) (2008). 2 Beispielsweise wurden die Bildungsstandards für die erste Fremdsprache von 200 bisher noch nicht geändert, obgleich eine Überprüfung „nach Maßgabe der weiteren Ergebnisse des Fremdsprachenlernens in der Grundschule“ angekündigt worden war (K ULTUSMINISTERKONFERENZ 200 : ). 0 Zum Status uo der Entwicklung s. den Beitrag von Stefanie F RISCH in diesem Heft. 2 Otfried Bö rner 46 (2017) • Heft 2 46 B LANK , Hugo (1 8 ): „Französisch in der Grundschule“. In: F ranzö sisch heute 18.2, 1 1-1 0. B ÖRNER , Otfried (1 a): „Vom Schulversuch zur flächendeckenden Umsetzung: Sieben Jahre Englisch an Hamburger Grundschulen“. In: F F - F rem dsp rachenfrü hbeginn 1, 1 -21. B ÖRNER , Otfried (1 b): „Grundschulenglisch flächendeckend - und wie geht es weiter? “ In: Ham burg m acht Schule 11. , 1- . B ÖRNER , Otfried (200 ): „Fremdsprachenlernen in der Grundschule: die Hamburger KESS-Studie.“ In: E NGEL et al. (Hrsg.), - . B ÖRNER , Otfried / B ÖTTCHER , Heiner / M ÜLLER , Tanja / K IEREPKA , Adelheid / K RONISCH , Inge / L EGUTKE , Michael / L OHMANN , Christa / S CHLÜTER , Norbert (201 ): „Der Lernstand im Englischunterricht am Ende von Klasse Erste Ergebnisse der BIG-Studie“. In: B ÖTTGER , Hein e r / S CHLÜTER , Norbert (Hrsg.): F ortschritte im F rü hen F rem dsp rachenlernen. Tagungsband zur 4 . F F F - Konferenz. Braunschweig: Westermann, 8- . B ÖTTGER , Heiner (201 ): Neurodidak tik des frü hen Sp rachenlernens. Bad Heilbrunn: Klinkhardt/ UTB. B RUSCH , Wilfried (1 a): „Fremdsprachen in der Grundschule nach welchem Konzept? “ In: Neusp rachliche Mitteilungen .2, -100. B RUSCH , Wilfried (1 b): „Fremdsprachen in der Grundschule Das Hamburger Konzept, Englisch ab . Schuljahr und das NRW-Konzept ,Begegnung mit Sprache/ n i m V e r g l e i c h “. In: Englisch 28.2, 1- . B RUSCH , Wilfried (1 ): „Fremdsprachen in der Grundschule. Ergebnis einer Umfrage“. In: Grundschule 2 .2, 8- B URSTALL , Claire / J AMIESON , Monika / C OHEN , Susan / H ARGREAVES , Margret (1 ): Prim ary F rench in the Balance. Slough: NFER Publishing Compan . B URWITZ -M ELZER , Eva / M EHLHORN , Grit / R IEMER , Claudi A / B AUSCH , Ka r l -Richard / K RUMM , Hans-Jürgen (Hrsg.) ( ⁶ 2016): Handbuch F rem dsp rachenunterricht. Tübingen: Francke. C HRIST , Herbert / D E C ILLIA , Rudolf (200 ): „Geschichte des Fremdsprachenunterrichts in deutschsprachigen Ländern seit 1 “. In: B AUSCH / C HRIST / K RUMM (Hrsg.), 1 - 21. C OMENIUS , Johann Amos (1 ): Groß e Didak tik . Düsseldorf / München: Verlag Helmut Küpper. D E C ILLIA , Rudolf / K LIPPEL , Friederike (Hrsg.) (201 ): „Geschichte des Fremdsprachenunterrichts in deutschsprachigen Ländern“. In: B URWITZ -M ELZER et al. (Hrsg.), 2 - 1. D OFF , Sabine (201 ): „Vermittlungsmethoden: Historischer Überblick“. In: B URWITZ -M ELZER e t a l . (Hrsg.), 20- 2 . D O , Peter (1 2): „Sprachunterricht für alle? “ In: Die Deutsche Schule . -8, - D O , Peter (1 ): „Didaktische Grundprobleme des neusprachlichen Unterrichts“. In: Die Deutsche Schule .2, 8 - . D O , Peter / L ÜTTGE , Dieter (1 ): U ntersuchungen zum Englischunterricht in der Grundschule - Bericht ü ber das F orschungsp roj ek t F EU . Braunschweig: Westermann. E NGEL , Gab / G ROOT -W ILKEN , Bernd / T HÜRMANN , Eike (Hrsg.) (200 ): Englisch in der Prim arf n n n fo n n. Berlin: Cornelsen. E RMERT , Karl (Hrsg.) (1 1): F rü hes F rem dsp rachenlernen - Schulreform fü r Europ a. Rehburg- Loccum: Evangelische Akademie (Loccumer Protokolle / 1 0). E UROP ISCHE K OMMISSION (1 ): Leben und Lernen - Auf dem W eg zur k ognitiven Gesellschaft. Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung. Luxemburg: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften. file: / / / D: / Downloads/ C2 11DEC 001.pdf (2 .0 .201 ). F ACHVERBAND M ODERNE F REMDSPRACHEN (1 8 ): „Fremdsprachenlehren und Fremdsprachenl e r nen für die Welt von morgen. Koblenzer Erklärung des F achverbandes Moderne F rem d- F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 46 (2017) • Heft 2 46 sp rachen ( F MF ) “. In: Neusp rachliche Mitteilungen 2, , 1 0-1 2. F A , Gesine / H ELLWIG , Karlheinz (1 1): Englisch in der Grundschule. Hannover: Schroedel. F REUDENSTEIN , Reinhold (1 8 ): „Englisch ,spielend erfahren Zum Fremdsprachenlernen im Vorschulalter“. In: H ARKS -H ANKE / Z DATIß (Hrsg.), - . G OMPF , Gundi (1 1): Englisch in der Grundschule. Weinheim/ Berlin/ Basel: Beltz. G OMPF , Gundi (Hrsg.) (1 0a): Jahrbuch 9 0 . Stuttgart: Klett. G OMPF , Gundi (1 0b): „Ziele und Aufgaben des Fördervereins ,Kinder lernen europäische Sprachen e.V “. In: G OMPF (1 0a), 82-8 . G OMPF , Gundi / M E ER , Edeltraud (Hrsg.) (1 ): Kinder lernen europ ä ische Sp rachen e. V . Jahrbuch 9 6 . F ortschritte auf dem W eg zu einem frü hen F rem dsp rachenunterricht fü r alle. Leipzig: Klett. G OMPF , Gundi / M E ER , Edeltraud / H ELFRICH , Heinz (Hrsg.) (1 ): Kinder lernen europ ä ische Sp rachen e. V . Jahrbuch 9 9 . Z ehn Jahre Kinder lernen europ ä ische Sp rachen. Leipzig: Ernst Klett Grundschulverlag. G OMPF , Gundi (2000): „Fremdsprachen ab Klasse 1 Schuljahr 200 / 2010“. http: / / www.kles.org/ pdf-dateien/ S nopse200 -2010.pdf (0 .11.201 ). G OMPF , Gundi (Hrsg.) (2002): Kinder lernen europ ä ische Sp rachen e. V . Jahrbuch 2 0 0 2 . F rem dsp rachenunterricht beginnt in der Grundschule. Leipzig: Ernst Klett Grundschulverlag. G UTSCHOW , Harald (1 ): „Frühbeginn des Englischunterrichts“. In: R ADEMACHER , Marlis / V OIGT , Hildegard / F RIEDRICHS , Hildegard: F rü hbeginn des Englischunterrichts, 3 . Schulj ahr. Berlin / Bielefeld: Cornelsen-Velhagen Klasing, -2 . H ARKS -H ANKE , Ingrid / Z DATIß , Wolfgang (Hrsg.) (1 8 ): V ierzig Jahre Englischunterricht fü r alle. F estschrift fü r Harald Gutschow . Berlin: Cornelsen-Velhagen Klasing. H EGELE , Irmintraut / B RUSCH , Wilfried / B EBERMEIE r, Hans / A LIG , Margaret L. / L IPPELT , Birgit / S PIELMANN , Christian e / B REMKAMP , Heidi / T REUDE , Karin / D E R OMA , Marie-Luise / S ANDFUCHS , Uwe (1 ): Kinder begegnen F rem dsp rachen. Braunschweig: Westermann. H ILGENDORF , Erwin / H OLZKAMP , Christine / M ÜNZBERG , Ingrid (1 0): F rü hbeginn des Englischunterrichts. Weinheim/ Berlin/ Basel: Beltz. J AFFKE , Christoph / M AIER , Magda (1 ): F rem dsp rachen fü r alle Kinder. Erfahrungen der W aldorfschulen m it dem F rü hbeginn. Leipzig et al.: Ernst Klett Grundschulverlag. K AHL , Peter W. (1 2): „Englisch in der Grundschule. Ein Modell zur Eingliederung in den Lehrplan“. In: Englisch .1, 1- . K AHL , Peter W. / K NEBLER , Ulrike (1 ): Englisch in der Grundschule - und dann? Evaluation des Ham burger Schulversuchs Englisch ab Klasse 3 . Berlin: Cornelsen. K ERSTEN , Kirstin (Hrsg.) (2008): I n n In on F inal Rep ort. Universität Magdeburg: ELIAS. www.elias.bilikita.org (2 .0 .201 ). K EßLER , Jörg-U l r i c h (2006): Englischerw erb im Anfangsunterricht diagnostizieren. Tübingen: Narr. K OELLE , Willi (1 2): „Beginnen wir zu spät mit dem Erlernen einer fremden Sprache? “ In: UNESCO-Institut für Pädagogik / Internationaler Arbeitskreis Sonnenberg (Hrsg.): Haup tlinien und Lernfragen der internationalen p ä dagogischen Entw ick lung. Braunschweig: Waisenhaus - Buchdruckerei und Verlag, -8 . K UBANEK -G ERMAN , Angelika (2001): Kindgem ä ß er Englischunterricht. Band 1: Ideengeschichte. Münster/ New ork et al.: Waxmann. K ULTUSMINISTERKONFERENZ (Hrsg.) (1 ): Abk om m en zw ischen den Lä ndern der Bundesrep ublik zur V ereinheitlichung auf dem Gebiete des Schulw esens. Otfried Bö rner 46 (2017) • Heft 2 46 http: / / www.kmk.org/ fileadmin/ Dateien/ veroeffentlichungen beschluesse/ 1 / 1 10 28- Hamburger Abkommen.pdf (2 .0 .201 ). K ULTUSMINISTERKONFERENZ (1 ): Em p fehlungen zur Arbeit in der Grundschule. (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 2. Juli 1 0 i.d.F. vom . Mai 1 ). http: / / www.schure.de/ kmk/ kmk gs 1 .htm (2 .0 .201 ). K ULTUSMINISTERKONFERENZ (2004): Bildungsstandards fü r die erste F rem dsp rache ( Englisch/ F ranzö sisch) fü r den Mittleren Schulabschluss. München: Wolters Kluwer. L ANDESINSTITUT FÜR S CHULE UND W EITERBILDUNG (Hrsg.) (1 8 ): Begegnung m it F rem dsp rachen in der Grundschule. Beisp iel Englisch. Soest: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung. L ANDESINSTITUT FÜR S CHULE UND W EITERBILDUNG (Hrsg.) / T HÜRMANN , Eike (Redaktion) (1 0): n n n f n n n n nisse einer F achtagung. Soest: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung. L EGUTKE , Michael K. (2011): „Die ,Empfehlungen des BIG-Kreises in der Stiftung Lernen Versuch einer Standortbestimmung“. In: BIG-Kreis 2011: - . L EHBERGER , Reiner (1 0): Englischunterricht an Ham burger V olk sschulen 1 8 7 0 - 1 9 4 5 . Hamburg: Curio Verlag. L EHBERGER , Reiner (200 ): „Geschichte des Fremdsprachenunterrichts bis 1 “. In: B AUSCH / C HRIST / K RUMM (Hrsg.), 0 - 1 . L OHMANN , Christa (2011): „Die Veröffentlichungen des BIG-Kreises Rückblick und Überblick“. In: BIG-Kr e i s 2011, 2 - . M ARTENS , Rudolf (1 ): n Vo f n n V n V olk sschulen und Gym nasien in Kassel. Berlin: Cornelsen. M ARTENS , Rudolf / W INDEMUTH , Edgar (³ 1 0): Englisch ab 3 . n Schulversuch in Kassel. Berlin: Cornelsen-Velhagen Klasing. M E ER , Edeltraud / K ODRON , Christoph (Hrsg.) (1 ): F rem dsp rachenunterricht in den Prim arschulen Europ as. Stuttgart: Klett ( Jahrbuch 1 des Fördervereins ,Kinder lernen europäische Sprachen ). M ÖLLER , Julchen (1 2): „Erläuterungen zur Englischarbeit der Versuchsschule Tieloh-Süd“. In: Ham burger Lehrerzeitung 11.1 -1 , 1 2-1 . N IEDERS CHSISCHES L ANDESINSTITUT FÜR F ORTBILDUNG UND W EITERBILDUNG (NLI) (Hrsg.) (1 ): F rem dsp rachen in der Grundschule. Hildesheim: NLI. O PPERMANN , Ilse-Maria (1 2): „Fremdsprachenlernen Schulreform für Europa“. In: G OMPF , Gundi (Hrsg.): F rem dsp rachenbeginn ab Klasse 3 : Lernen fü r Europ a. Berlin: Cornelsen, - . O TTO , Berthold (1 1): „Die Schulreform im 20. Jahrhundert“. In: F LITNER , Wilhelm / K UDRITZKI , Gerhard (Hrsg.): Die deutsche Reform p ä dagogik . Band I. Düsseldorf / München: Verlag Helmut Küpper, 1 -18 . P ELZ , Manfred (1 8 ): „Ein neues Forschungsfeld: Französisch in der Grundschule anders“. In: Neusp rachliche Mitteilungen 0. , 1 1-1 0. P ENFIELD , Wilder G. / R OGERS , Lamar (1 ): Sp eech and Brain- Mechanism s. New Jerse : Princeton Universit Press. P ETERSEN , Peter (1 1): Der Kleine Jena- Plan. Braunschweig: Westermann ( 0./ 1. Aufl. der Erstauflage von 1 2 ). P ROCHAZKA , Anton / S CHIMEK , Franz (1 8 ): „Verbindliche Übung ,Lebende Fremdsprache a n österreichischen Grundschulen“. In: Englisch 1 .1, 2 - 0. F rü hes F rem dsp rachenlernen - Historische Entstehung und Entw ick lung 46 (2017) • Heft 2 46 R EINFRIED , Marcus (201 ): „Geschichte des Fremdsprachenunterrichts in deutschsprachigen Ländern bis 1 “. In: B URWITZ -M ELZER et al. (Hrsg.), 1 - 2 . S AUER , Helmut (1 8): F rem dsp rachen in der V olk sschule. Hannover: Schroedel. S AUER , Helmut (1 2): „Der Beginn des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule“. In: Neusp rachliche Mitteilungen 2 . , 12 -1 . S AUER , Helmut (Hrsg.) (1 ): Englisch auf der Prim arstufe. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh. S AUER , Helmut (1 8 ): „ 0 Jahre Englischunterricht für alle in der Bundesrepublik Deutschland“. In: H ARKS -H ANKE / Z DATIß (Hrsg.), 8- 0. S AUER , Helmut (1 ): „Fremdsprachlicher Frühbeginn in der Diskussion. Skizze einer historischs stematischen Standortbestimmung“. In: Neusp rachliche Mitteilungen .2, 8 - . S AUER , Helmut (2000a): F rem dsp rachenlernen in Grundschulen. Der W eg ins 2 1 . Jahrhundert. Leipzig et al.: Ernst Klett Grundschulverlag. S AUER , Helmut (2000b): „Frühes Fremdsprachenlernen in Grundschulen ein Irrweg? “ In: Neusp rachliche Mitteilungen .1, 2- . S CHLEMMINGER , Gerald (1 ): „Freinet-Pädagogik (auch) ein Ansatz für den Fremdsprachenunterricht? “ In: F rem dsp rachen Lehren und Lernen 2 , 8 -10 . S CHRÖDER , Konrad (Hrsg.) (1 8 ): W ilhelm V ië tor: „ Der Sp rachunterricht m uss um k ehren“ . München: Hueber. S CHRÖDER , Konrad (1 ): „Nicht A oder B, sondern A plus B“. In: Neusp rachliche Mitteilungen .2, 2- . S CHRÖDER , Konrad (2001): „Historische Aspekte des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule“. In: F F - F rem dsp rachenfrü hbeginn. Sonderausgabe zum Europäischen Jahr der Sprachen 2001, 10-12. http: / / www.praktisches-lernen.de (2 .0 .201 ). S TAN AT , Petra / B ÖHME , Katrin / S CHIPOLOWSKI , Stefan / H AAG , Nicole (Hrsg.) (2016): IQ B- Bildungstrend 2 0 1 5 . Kom p etenzen am Ende der 9 . Jahrgangsstufe im zw eiten Lä ndervergleich. Münster / New ork: Waxmann. S TERN , H.H. ( 1 ): F oreign Languages in Prim ary Education. London: Oxford Universit Press. http: / / unesdoc.unesco.org/ images/ 001 / 001 1 / 1 1 eo.pdf (2 .0 .201 ). T HÜMANN , Eike (1 0): „Vorbemerkungen“. In: L ANDESINSTITUT FÜR S CHULE UND W EITER - BILDUNG (Hrsg.), -1 . T RIM , John (1 1): „Language Learning and European Citizenship: Modern Languages in the Council of Europe“. In: E RMERT (Hrsg.), - 2. V I TOR , Wilhelm (1 8 ): „Der Sprachunterricht muss umkehren “ In: S CHRÖDER , 2-8 . W EILBURGER E RKL RUNG (2001): „Mehrsprachigkeit und Europäische Dimension in Schule und Erwachsenenbildung Empfehlungen für ein Gesamtkonzept erfolgreichen Sprachen-Lehrens und Lernens“. http: / / www.bildungsserver.de/ db/ mlesen.html? Id 112 (2 .0 .201 ). © 2017 N a r r Fr a n c k e At t e m p t o V e r l a g © 2017 N a r r Fr a n c k e At t e m p t o V e r l a g 4 (201 ) • Heft 2 4 C HRISTA L OHMANN * Konsolidierung des Grundschul-Englischunterrichts A b stract. Ever now and then the discussion about the pros and cons of learning English in prim a r y s c h o o l b e g i n s anew, although learning a foreign language, especiall English, became compulsor for primar school children in all 1 German states starting in the 200 / 0 school ear and is well established in law. Common to all German states is the integration of a fo r e i g n l a n g u a g e subject into the educational and didactic principles of primar school as well as the orientation of language learning goals towards the Common European Framework of Reference for Languages. These two circumstances, however, are onl formal in nature. A comparison of the various learning conditions highlights the man differences among the German states in regards to which foreign l a n g u a g e s a r e t a u g h t , t h e a g e p u p i l s s t a r t l e a r n i n g a n e w l a n g u a g e , a n d h o w m u c h i n s t r u c t i o n a l t i m e i s a s s i g n e d . Learning goals, forms of assessment and evaluation can also var . Finall , considerat i o n w i l l b e g i v e n t o r e g i o n a l o r g e n e r a l t r e n d s i n l a n g u a g e l e a r n i n g . 1. Flächendeckende Einführung 1.1 Vorb emerkung D i e Fr a g e n a c h Si n n u n d U n s i n n d e s En g l i s c h u n t e r r ichts in der Grundschule ist vor einigen Jahren in Ba ern noch öffentlich diskutiert worden. Die G mnasiallehrkräfte hatten ihre Zweifel geäußert, weil sie sich auf Veränderungen im Englischunterricht der . Jahrgänge nicht eingestellt hatten. In Baden-Wü r t t e m b e r g w u r d e n v o r ü b e r g e h e n d B e d e n k e n a n g e m e l d e t , d e n En g l i s c h u n t e r r i c h t n i c h t m e h r i m e r s t e n , s o n d e r n erst im dritten Schuljahr zu beginnen. Diese Diskussion ist erst kürzlich wieder aufgeflammt, und es bleibt abzuwarten, wie Baden-Wü r t t e m b e r g u n d v i e l l e i c h t a u c h andere Länder darauf reagieren. Aber die Widerstände gegen dergleichen Vorhaben sind insgesamt zu groß. Die Kritiker haben sich nicht durchsetzen können. Der Englischunterricht in der Grundschule ist und bleibt inzwischen fest etabliert. Laut KMK ist der Unterricht in einer Fremdsprache seit dem Schuljahr 200 / 0 für alle Schülerinnen und Schüler in der Grundschule verpflichtend. * K orrespond enz ad resse: D r . C hri sta L O H M A N N , Jakobsleiter 1, 2 1 K IEL . E- Mail: c h r -l o h m a n n @ w e b .d e Arbeitsbereiche: Bilingualer Unterricht, Fremdsprachen in der Grundschule, Beirätin „Pr a x i s En g l i s c h “, Beirätin „The English Academ “ (TEA).